Briefe aus den Befreiungskriegen
Heinrich Dietrich von Grolman an seinen Sohn Karl Wilhelm von Grolman
XXV.
vom 05.09.1815.
5. September 1815
Lieber Sohn! Seit dem 4ten Juli habe ich nicht von Dir gehört. Auch weiß ich nicht, ob Du den Brief, welchen ich durch den O[berstleutnant]. v. Lützow abgesandt habe, erhalten hast. Doch hoffe ich, dass Du gesund sein werdest. Den beiliegenden Brief hat mich ein -- Schmid gebeten, Dir zu übersenden. Wenn Du ihn nicht beantworten willst oder kannst, so melde mir wenigstens, ob Du ihn erhalten hast, denn er wird nicht unterlassen, sich danach bei mir zu erkundigen. Von hier habe ich Dir nichts zu melden. Alles befindet sich wohl. Die G.R. Balhorn [?] trauert noch immer über den Tod ihrer Tochter. Sie leidet auch an andern Übeln, wovon sie schwerlich wird geheilt werden. Auf Anraten ihrer Ärzte hat sie eine Zerstreuungsreise nach Frankfurt und am Rhein angetreten, und die Caroline Wilke mitgenommen, allein Post ... Cäura, saget der alte Horaz.
Man unterhält uns hier mit mancherlei Verschwörungen in Paris und Frankreich, und mit vielen Besorgnissen über die entfernte Verlegung der Preussischen Soldaten bis in das Departement Finis Terre. Mich beunruhiget aber dies nicht, denn ich verlasse mich darauf, dass ihr wachsam seid, und den Franzosen nicht trauet. Sorge für Deine Gesundheit und lass Dich die politischen Angelegenheiten nicht anfechten, wenn sie gleich einen schlechteren Gang nehmen, als sie billig sollten. Wenn wir unsre Schuldigkeit getan haben, so müssen wir zufrieden sein, und den Ruhm kann doch niemand Euch und der Armee nehmen
Berlin 5 September 1815.
v. Grolman.