Bey Henriettens Grabe.

1788.

Schlummre sanft im Schooß der Erde,
    Holdes Mädchen! warm geliebt;
Deine schöne Seele werde
    Nicht durch unsern Gram betrübt!

Losgewunden von dem Staube
    Fleug’ mit schnellem Flug hinauf –
Und des Himmels schönste Laube
    Nehm’, Entschleierte! dich auf.

Nur dein lieblich Bild begleite
    Jedes Mädchen, sanft und gut;
Unschuld war dein hehr Geleite,
    Und der Tugend ernster Muth.

Ausgelöscht und eingesunken
    Ist dies Aug’ und dieser Blick!
Neugeboren, wonnetrunken,
    Schaust du nun nicht mehr zurück!

Nein! empor, empor zu schweben,
    Tief ins Heiligthum hinein,
Strebt dein Geist; dein neues Leben
    Stralt von Kraft und ew’gem Seyn.

Ruhe denn im Schooß der Erde,
    Zarte Hülle! leicht zerstört;
Und der Freundschaft Sehnsuchr werde
    In der Hoffnung Stral verklärt.


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