Tomasz Zan
* 21.12.1796 in Miasota bei Minsk, Weißrussland
† 19.07.1855 in Kochaczyn bei Orscha, Weißrussland

Tomasz Zan wurde am 21.12.1796 im Miasota in der Nähe der weißrussischen Stadt Minsk geboren. Er war der Sohn von Karol Zan, von dem er die Liebe zur polnischen Nation und den Gerechtigkeitssinn vermittelt bekam, und der Katarzyna Dylewska. Er hatte zwei jüngere Brüder Ignacy und Stefan sowie drei Schwestern. Sein Vater war ein verarmter polnischer Adeliger.
Er besuchte zwischen 1805 und 1812 das Gymnasium in Minsk. Von 1815 studierte der spätere polnische Schriftsteller am mathematisch-physikalischen Institut in Wilna (heute die litauische Hauptstadt Vilnius). Im Jahre 1817 gehörte er zu den Begründern der Philomathen, einer illegalen polnischen Organisation. Er schloss sich in der Folge weiteren Verbindungen, wie dem ebenfalls illegalen Philareten oder Promietisten, deren Präsident er zwischen 1820 und 1823 war, an. Die studentischen Organisationen in Wilna setzen sich sowohl für die kulturelle als auch politische Unabhängigkeit Polens ein. Schon früh entwickelte er sich zu einem führenden Kopf dieser Organisationen und beeinflusste deren Ideen von Selbsterziehung und moralischer Verbesserung. Von ihm stammten auch die nach polnischem Patriotismus und Nationalismus sterbenden Ideen, die schließlich immer mehr in den Vordergrund traten.
Ihm verband eine enge Freundschaft mit Adam Mickiewicz, dem polnischen Nationaldichter des 19. Jahrhunderts, Jan Czeczot und Adam Suzin. Für den zwei Jahre jüngeren Mickiewicz war er zunächst auch Mentor.
Die russischen Behörden, unter Leitung des Senators Nikolai Novosilcov verhafteten in ihn der Nacht vom 04. Auf dem 05.11.1823 und brachten ihn in das Gefängnis Lukiszi.. Man klagten Zan im Jahre 1824 in einem Aufsehen erregenden Prozess wegen Verschwörung an. Er entschied sich, die gesamte Schuld auf sich zu nehmen und konnte so die Existenz des Geheimbundes Philomaths zu verbergen. Das Urteil vom 19.08.1824, dass durch Zar Alexander I. genehmigt wurde, lautete auf ein Jahr Festungshaft und anschließender lebenslanger Verbannung am Fuße des Urals.
Er lebte 13 Jahre lang in Orenburg als Hauslehrer und betätigte sich als Mineraloge und Geologe. Er unterstützte Alexander von Humboldt während seiner Forschungsreise nach Russland im Jahre 1829. Später betraute man ihn auch mit dem Aufbau eines naturkundlichen Museums und der Sammlungsbetreuung.
Im Zusammenhang mit der Orenburger Verschwörung wurde er zusammen mit Adam Suzin und Jan Witkiewicz, einem Schüler aus der litauischen Stadt Krosno, verhaftet und verhört. Er musste jedoch aus Mangel an Beweisen und der Fürsprache des Generalgouverneurs Wassili Perowski wieder freigelassen werden. Der russische Zar Nikolaus I. begnadigte ihn, auch Dank der Fürsprache des Generalgouverneurs Perowski schließlich im Jahre 1837.
Bis zum Jahre 1841 lehrte er am Institut für Bergwesen in St. Petersburg und war dort gleichzeitig als Bibliothekar tätig. Er pflegte hier die Freundschaft mit dem Philomaten Frantsisk Malewski und dessen Gattin Helena. Bei einem der Besuche verfiel er in Apathie und Melancholie (was heute als eine Form von Depression verstanden wird), was auch in späteren Lebensjahren immer wieder auftreten wird.
Er erhielt im Jahre 1841 die Erlaubnis nach Vilnius zurückzukehren. Zan bewirtschaftete ein Gut bei Kakowczyn. Als Landwirt war er nie sehr erfolgreich, pflegte jedoch einen menschlichen Umgang mit seinen Bediensteten. In späteren Jahren nahm er nochmals die Stelle eines Lehrers im Kreis Oszmiańsk an und beschäftigte sich weiterhin mit mineralogischen Studien im Raum Vilnius.
Im Stil von Laurence Sterne verfasste Zan zahlreiche literarische Texte, wie z.B. Elegien, Gedichte, satirische Verse oder humoristische Romane. Seine Texte handelten von der Liebe, Freundschaft und dem Patriotismus zu Polen. Er plante auch während seines Exils historische Romane mit Stoffen aus der polnisch-litauischen Geschichte zu verfassen. Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Triolette und Liebesgedichte« sowie »Der Tod der Tabakwarenfabrik«.
Über seine Jahre im russischen Exil veröffentlichte er ein Tagebuch, das von 1824 bis 1834 reichte.
Im Jahre 1846 heiratete er Brygida Świętorzeck, mit der er vier Söhne hatte. Der jüngste Sohn erreichte das Erwachsenenalter nicht und starb bereits im Säuglingsalter. Die polnische Schriftstellerin Kazimiera Iłłakowiczówna ist seine Enkelin.
Am 19.07.1855 starb Tomasz Zan im Kakoŭčyna und die Beerdigung folgte im Kakoŭčyn.
In Polen sind mehrere Schulen nach Zan benannet, ebenso Straßen in Białystok (Wygoda), Częstochowa, Lublin, Przemyśl, Łódź, Krakau (Podgórze Duchackie), Posen (Altstadt), Stettin (Pogodno), Szczecinek, Ostrów Wielkopolski und Warschau (Grochów) benannt. In der Zwischenkriegszeit gab es in Vilnius auch die Tomasza-Zana-Straße.
Werke:
- Triolette und Liebesgedichte
- Der Tod der Tabakwarenfabrik
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