Johann Georg August Wirth
* 20.11.1798 in Hof
† 26.07.1848 in Frankfurt am Main

Johann Georg August Wirth wurde am 20.11.1798 in oberfränkischen Hof geboren. Er war der Sohn des Hofer Reichspoststallmeisters Johann August Wirth und der Wilhelmine Auguste Albertina Gelbricht, Tochter des Pfarrers von Theuma, Jonas Gelbricht. Nach dem frühen Tod ihres Mannes, der im Alter von 34 Jahren am 06.12.1803 verstarb, kümmerte sie sich um die Erziehung
Wirth besuchte das Gymnasium der Stadt Hof, wo er mit Karl Ludwig Sand in die gleiche Klasse ging. Im Jahre 1811 wechselte Wirth an die Königliche Studienanstalt zu Bayreuth. In den Jahren 1814/15 setzte er seine Studien am Aegidien Gymnasium – das heute noch existierende Melanchthon Gymnasium - in Nürnberg fort. Doch schon nach acht Tagen wurde er auf Empfehlung des Rektors Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der ihn bereits eine Universitätsreife zusprach, in die Mittelstufe versetzt. Über seinen Lehrer äußere er sich später positiv, da er bei ihm den »unsterblichen Funken der Freiheit« entzündete. Während der Nürnberger Jahre begann er auch regelmäßig Theater- und Opernaufführungen zu besuchen.
Nachdem er nur zwei Jahren das Gymnasium besucht hatte, begann er ein rechtswissenschaftliches Studium an der Friedrich-Alexander-Universität. Er schloss sich den neu entstandenen Burschenschaften an. Nachdem er von der Universität ein Consilium abeundi ausgesprochen wurde, verließ er Nürnberg.
Er ging nach Schwarzenbach an der Saale, wo er als Rechtsanwalt tätig war und trat 1823 in die Kanzlei von Gottlieb Keim in Bayreuth ein. Da sich der Jurist die Kosten für die Promotion nicht leisten konnte, war ihm eine wissenschaftliche Karriere verwehrt geblieben.
1831 gab er auf seine Kosten die Zeitschrift »Kosmopolit« heraus, die die politischen Rückschritte bei der Schaffung bürgerlicher Partizipation auszeichnete. Noch im selben Jahr trat er als Redakteur in Johann Friedrich Cottas regierungstreue Zeitung »Das Inland« ein. Doch hier hielt es ihm nicht lange und er gründete die Zeitung »Die deutsche Tribüne«. Hier ging er in Opposition zum Regierungskurs, von dem er sich zwischenzeitlich abgewandt hatte. Der Adel fürchtete das Blatt, während das Volk die Zeitschrift sie begrüßte.
Wirth setzte sich mit seiner Zeitung für Pressfreiheit ein und für Veränderungen bis zur Schaffung einer konstituierenden Verfassung.
Dies führte jedoch dazu, dass der Jurist und politische Redakteur mit den staatlichen Behörden in Konflikt geriet. Doch als gelernter Jurist gelang es ihm häufig diese Angriffe abzuwehren. Er ging in den Rheinkreis, ehe der Frankfurter Bundestag die Publikation verboten.
Während dieser Zeit verlor der Journalist das Vertrauen in die monarchistische Reformbereitschaft und radikalisierte sich in den kommenden Jahren.
Er wurde Vorstandsmitglied des Deutschen Vaterlandsvereins zur Unterstützung der freien Presse.
Philipp Jakob Siebenpfeiffer war Wirths Mitstreiter bei der Organisation des Hambacher Festes im Mai 1832.
Rund 25.000 Menschen zogen am 27.05.1832 zum Hambacher Schloss und forderten Grundrechte in einem geeinten Deutschen Nationalstaat. Im Anschluss dieses Großereignisses wurde er nach Zweibrücken in Untersuchungshaft gehalten. Hier verfasste er die Flugschrift „Die politische Reform Deutschlands“, in der er eine freie Republik mit allgemeinen (Männer-)Wahlrecht und ohne Standesvorteile forderte, entstand in der Haft. Ein aufsehenerregender Schwurgerichtsprozeß sprach ihn im Juni 1833 frei, nachdem er sich in einer Verteidigungsrede über 8 Stunden verteidigte und zugleich die Monarchen zu Hochverrätern erklärte. Im November des gleichen Jahres verurteilte ihn das Zuchtpolizeigeticht in Zweibrücken zur Höchststrafe von zwei Jahren. Im wurde angeklagt wegen Beleidigung inländischer und ausländischer Behörden. Während der Haft in Kaiserslautern verfasste er das zweibändige Werk »Fragmente zur Kulturgeschichte der Menschheit«, die im Jahre 1835 erschien. Nach seiner Haftentlassung im Dezember 1835 wurde er nach Passau gebracht, wo er eine Kontumazstrafe verbüßen musste. Er konnte jedoch fliehen und hielt sich ab Dezember 1836 in Frankreich auf und ab 1839 war er in Kreuzlingen im Schweizer Kanton Thurgau im Exil. Er redigierte hier die Zeitschrift »Deutsche Volkshalle«, die im Exilantenverlag Belle-Vue von Ignaz Vanotti erschien.
Wirth war kein Basisdemokrat sondern er war davon geleitet, die politische Entscheidungsgewalt in die Hände gebildeter Männer zu legen um so jegliche begrenzende Verfassung entbehrlich zu machen. Er koppelte dies auch an den Begriff einer Kulturnation, dessen Mitglieder sich durch gleiche Sprache und Gebräuche zusammenfinden. In seinen späteren Schriften der 1830er und 1840er Jahre formte er diesen Gedanken weiter aus.
So entstand auch eine – aus heutiger Sicht – rassistische Ausprägung – seines Staatsverständnisses. So wollte er an der Spitze ein deutsches „Volkstum“, das vermeintlich allen Fremden überlegen sei, erkennen. Dies rechtfertigte er mit Einheit in Freiheit sowohl mit der die Einrichtung von Kolonien als auch mit Kriegen gegen europäische Nachbarn wie etwa Frankreich. Die nationale Einheit war Wirth zur Vorbedingung der inneren Freiheit geworden.
In den 1840er Jahren entfernte er sich von seinen republikanischen Ideen zunehmend. Er setzte sich wie am Beginn seiner politischen Laufbahn für einen monarchischen Nationalstaat ein. Der Adel und die Bürger bildeten zwei Vertretungen, deren Einfluss auf den Monarchen und die Regierung beschränkt waren.
Nach Deutschland kam er im Jahre 1847 zurück und hielt sich in Karlsruhe auf. Er wurde als Abgeordneter Preußens in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt und nahm an der Parlamentseröffnung am 18.05.1848 teil. In jener Zeit zählte Wirth sich zu den gemäßigten Reformern.
Wirth war mit Regina Wirth verheiratet und das Paar hatte die Söhne Max Wirth, Journalist und der Mitbegründer des Frankfurter Friedensforums, Franz Ulpian Wirth. Hinzu kam noch die Tochter Rosalie Christiane Wirth. Der Schriftsteller Rudolf Levant war sein Großneffe.
Johann Georg August Wirth starb am 26.07.1848 in Frankfurt. Er wurde auf dem Frankfurter Hauptfriedhof beigesetzt. Der Abgeordnete Robert Blum hielt die Trauerrede auf den radikalen Demokraten. Heute gehört das Grab zu den Ehrengräbern des Friedhofs.
An Wirth erinnert ein Denkmal des Bildhauers Andreas Theurer vor der Hofer Freiheitshalle. Dieses Denkmal wurde anlässlich seines 150. Todestages errichtet und widmete sich seines Einsatzes für Pressefreiheit. Es hat die Gestalt einer am Boden liegenden, wellenförmigen Zeitungsseite. Es wurde 2012 entfernt und in einer verkleinern Version am ursprünglichen Standort errichtet.
Seit 2009 verleiht die Akademie für Neue Medien im bayerischen Kulmbach Johann-Georg-August-Wirth-Preis.
Die Stadt Hof hat eine Realschule nach im benannt. Ebenfalls wurde eine Gedenktafel mit falschem Todesdatum am Geburtshaus angebracht.
Eine weitere Gedenktafel befindet sich in der Ludwigstraße 25 in Bayreuth und erinnert an Wirth und Keim.
Die Städte Hof und Bayreuth erinnern mit der Wirthstraße und in Haslach und in Neustadt an der Weinstraße die Dr.-Wirth-Straße an den Vorkämpfer für Pressefreiheit.
Werke:
- Aufruf an die Volksfreunde in Deutschland, Homburg 1832.
- Die Rechte des deutschen Volkes. Eine Vertheidigungsrede vor den Assisen zu Landau, Nancy 1833.
- Fragmente zur Culturgeschichte. Erster und Zweiter Theil, Kaiserslautern 1836.
- Die Geschichte der Deutschen. 4 Bde., Stuttgart 1846.