Johann Heinrich Wiesmann

* 20.07.1799 in Hattingen
† 10.08.1862 in Koblenz

Der spätere Theologe Johann Heinrich Wiesmann wurde als Sohn des Kaufmanns Johann Heinrich Wiesmann und seiner Ehefrau Johanna Löber am 20.07.1799 in Hattingen geboren.

Seine erste schulische Ausbildung erhielt er an der Rektoratsschule in seiner Geburtsstadt Hattingen, ehe er ab Ostern 1816 das Duisburger Gymnasium besuchte. Im Herbst 1817 verließ er diese Bildungsstätte und schrieb sich in Halle an der Universität ein. Dort studierte er evangelische Theologie. Es war die Zeit kurz nach dem Wartburgfest und die nationalen Gedanken der Befreiungskriege waren unter den Studenten noch allgegenwärtig.

So schloss sich Wiesmann der Hallenser Burschenschaft an. Er setzte seine Studien ab 1819 bei Schleiermacher und Neander in Berlin fort. Sein erstes theologisches Staatsexamen absolvierte er am 06.02.1821 vor dem Konsistorium in Magdeburg. Er hielt sich 1820/21 im Priesterseminar zu Wittenberg auf. Das erste Staatsexamen legte er am 06.02.1821 vor dem Konsistorium in Magdeburg ab. Auf Grund seiner exzellenten Leistungen wurde dem Theologen das zweite Staatsexamen erlassen.

Am 17.05.1822 wurde Wiesmann ordiniert. Dies geschah in Blankenstein in der Nähe seiner Heimatstadt Hattingen, wo er auch die Pfarrstelle in der Gemeinde übernahm. Durch zahlreiche Besuche bei seinen Pfarrkollegen in der Umgebung wurde er auch mit der sozialen Frage sehr vertraut. Durch seine praktische Veranlagung suchte er die Nöte zu lindern. Bei seinen Besuchen in Barmen und Elberfeld erfuhr er, dass die dortigen Pfarrer regelmäßig in einer Farbmühle zwischen beiden Orten zusammenkamen und gemeinsame Bibelarbeit betrieben. Dies inspirierte ihn ähnliches in Blankenheim zu initiieren.

Bei diesen Besuchen an der Wupper lernte er auch das Elend der frühindustriellen Arbeiter kennen. Von Seiten der Kirche wurde man der Vielzahl Hilfesuchender nicht mehr Herr und so übernahmen die Gemeinden an der Wupper Hilfeleistungen, unter denen Lasten sie jedoch auch erheblich zu kämpfen hatten.

Von 1825 bis 1844 übernahm er die Stelle eines Priesters in Lennep. Schnell wurde der Priester zum Mittelpunkt der diakonischen Bemühungen an seiner neuen Wirkungsstätte. Auch entwickelte er das gerade im Entstehen befindliche evangelische Gemeindewesen, wie z.B. die Bergische Bibelgesellschaft, die Rheinische Mission oder die Wuppertaler Traktatgesellschaft. 1844 wurde ihm auch das Amt des Superintendenten der Synode in Lennep übertragen. Zuvor war er bereits mehrere Jahre als Assessor, der Vertreter des Superintendenten, tätig. Seit 1838 gehörte er auch als Delegierter der Rheinischen Provinzialsynode an.

Ab dem Jahre 1844 nahm Wiesmann regelmäßig an den Sitzungen der Rheinischen Provinzialsynode teil. Er gehörte zu den Ersten, der sich dafür einsetzte, dass die Evangelische Kirche sich den neuen sozialen Herausforderungen der Industrialisierung stellen und auch offensiv begegnen sollte. 1853 wählte die Rheinische Synode Wiesmann zu ihrem Präses. Durch diese ehrenamtliche Aufgabe hob er sich von seinen Rheinischen Amtsbrüdern ab. So bemühten sich auch andere Gemeinden um den Pfarrer. Im gleichem Jahr folgte er den Ruf nach Bonn.

Am 29.07.1856 starb der Komponist Robert Schumann, der seine letzten Lebensjahre in der Richarz'schen Heilanstalt verbrachte, in Endenich. Wiesmann leitete die Beisetzung in Endenich. Das Sterbehaus ist heute eine Schumann-Gedenkstätte und wird als Museum und Musikbibliothek genutzt.

Vom 02.11. bis 05.12.1856 nahm er an der Montbijou-Konferenz teil. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. lud 56 Vertreter der Evangelischen Kirche in das Schloss in der Nähe des Hackischen Markts ein, um kirchliche Reformen zu beraten. So standen etwa die Inhalte und Auswirkungen der von Friedrich Wilhelm III. Im Jahre 1817 geschaffenen »Union lutherischen und reformierten Gemeinden« auf der Agenda. Konflikte beider Gruppen traten insbesondere bei der Gestaltung des Gottesdienstes auf. Hier entzündete sich der Diskurs insbesondere an der »Spendenformel« bei der Abgabe des Abendmahls. Auch die Frage nach einem eigenen Diakonat als selbstständiges kirchliches Amt, dass von Johann Hinrich Wichern, Begründer des Rauhen Hauses, initiiert wurde, zu neuen Diskussionen. Das Votum der Konferenz, dass man eine Wiederverheiratung Geschiedener nur in wenigen Ausnahmen ablehnte, war einhellig. Hier wollte man sich als Kirche auch vom preußischen Staat distanzieren, der eine Wiederverheiratung Geschiedener ermöglichte. Auch sprach man sich gegen eine Preußische Landessynode aus bis auch in den östlichen Kirchenprovinzen Presbyterien, Kreis- und Provinzialsynoden geschaffen würden.

Die einzelnen Positionen Wiesmanns sind nicht überliefert. Es ist aber davon auszugehen, dass er auf Grund seiner pietistischen  Prägung, einen vermittelten Kurs zwischen Lutheranern und Reformierten einschlug. 1859 wurde Wiesmann für eine zweite Amtszeit von der Rheinischen Landessynode gewählt. Am 22.07.1859 wurde ihm für seine Verdienste von der Theologischen Fakultät der Universität Bonn die Ehrendoktorwürde verliehen.

Nach dem Tode des Superintendenten Dr. Georg August Schmidtborn, der als »Geschäftsträger des Königs«, der geborene Gegenspieler des Synodalpräses, der die »demokratischen Elemente« in der unionierten Kirche vertrat. Dies dürfte auch ein Zeichen dafür sein, dass die ausgleichende Art des Theologen bis in das preußische Kultusministerium und beim König auf Zustimmung stieß. Da das neue Amt nicht mehr mit den Tätigkeiten eines Gemeindepfarrers vereinbar war, nahm er seinen Abschied aus Bonn und zog nach Koblenz. Dort waren sowohl das Konsistorium als auch der Oberpräsident der Rheinprovinz ansässig.

Im Jahre 1826 ging er die Ehe mit Nora Schröder aus Lennep ein. Sie starb jedoch nur wenige Wochen nach der Eheschließung. Eine zweite Ehe ging er mit Henriette Waldhausen, Tochter einer vermögenden Familie aus Essen, ein. Das Paar schenkte zwei Töchtern das Leben.

Am 10.08.1862 starb der Superintendent Johann Heinrich Wiesmann in Koblenz. Seine letzte Ruhestelle fand er in Bonn auf den Alten Friedhof an der Seite seiner zweiten Frau.

Normdaten

VIAF: 17998032

GND: 117369551

LCCN: Kein Eintrag