Anna Maria Streicher
* 02.01.1769 in Augsburg
† 16.01.1833 in Wien

Geboren wurde Anna Maria – genannt wurde sie jedoch nur Nanette - Streicher am 02.01.1769 als sechstes Kind des Johann August Stein, Augsburger Orgel- und Klavierbauer und dessen Ehefrau Maria Regina Burkhart.
Sie erlernte das Klavierspielen schon in jungen Jahren durch den Vater, der durch Ignaz von Beecke beeinflusst wurde, und trat in Augsburg als Klaviervirtuosin erstmals 1776 auf. Auch Mozart hörte sie in Augsburg im Jahre 1777, war jedoch nicht von ihrem Klavierspiel begeistert. So äußerte er sich in einem Brief an seinen Vater Leopold vom 24.11.1777 mit folgenden Worten:
»Sie kann werden: sie hat genie. aber auf diese art wird sie nichts«
So sprach Mozart mit ihrem Vater lange über ihre Fehler und das zweifelhafte Vorbild Beecke und teilte seinem Vater mit:
»H: stein und ich haben gewis 2 stund mit einander über diesen Punct gesprochen. ich habe ihn aber schon Ziemlich bekehrt. er fragt mich iezt in allen um rat.«
Manchmal wurde sie von ihrer Freundin Nanette von Schaden begleitet. Gerber schrieb 1792 im „Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler“ über ihr Spiel „mit vieler Fertigkeit, ausdrucksvoll, mit Geschmack und Deutlichkeit das Klavier“. Sie spielte 1787 auch eigene kleinere Arien. In späteren Jahren war sie gezwungen das Singen aus gesundheitlichen Gründen aufzugeben.
Durch den Vater wurde Streicher auch in das Klavierbauerhandwerk eingeführt. Sie war so in der Lage, nach dem Tod des Vaters die Werkstatt weiterzuführen.
1793 ging sie die Ehe mit den acht Jahre älteren Pianisten, Komponisten und Schiller-Freund Johann Andreas Streicher ein. Im folgenden Jahr zog das Ehepaar nach Wien. Zusammen mit ihrem jüngeren Bruder Matthäus Andreas Stein gründete sie in der Landstraße 301 die Klavierfabrik "Frère et Soeur Stein", die im Jahre 1802 aufgelöst wurde. Sie gründete mit der Firma "Nannette Streicher née Stein" eine eigene Fabrik, die 1812 neue Räumlichkeiten in der Ungarstraße umzog. Es gelang ihr den Betrieb in den kommenden Jahren zusammen mit ihrem Mann und später mit Unterstützung ihres SSohneserfolgreich zu entwickeln. Nach ihrem Tod übernahm Johann Baptist Streicher das Geschäft.
Zum Freundes- und Kundenkreis zählten u.a. Beethoven, Goethe oder auch Carl Maria von Weber.
Durch mehrere Quellen wurde belegt, dass Beethoven eine enge freundschaftliche Beziehung pflegten. So unterbreitete er Streicher einige Vorschläge zur mechanischen Verbesserung ihrer Klaviere unterbreitet. So nahm sie auch Einfluss auf die Entwicklung des Klavierspiels. Noch heute haben ihre Klaviere unter historisch orientierten Pianisten einen sehr guten Ruf. Auf gleichem Qualitätsniveau sind aus jener Zeit nur noch Klaviere aus den Firmen von Anton Walter, Johann von Schanz und Conrad Graf sowie von Sébastien Érard und Thomas Broadwood bekannt.
Sie bot zunächst in ihrem Hause und später im Musiksaal jungen Künstlern entsprechende Auftrittsmöglichkeiten.
Streicher war auch als Musikerzieherin und Schriftstellerin tätig. 1812 gehörte sie zusammen mit ihrem Mann zu den Begründern der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.
Nanette Streicher starb am 16.01.1833 in Wien. Sie wurde zunächst auf den Sankt Marxer Friedhof beigesetzt. Zusammen mit ihrem Mann wurde sie nach der Schließung des Sankt Marxer Friedhofes im Jahre 1874 auf den Wiener Zentralfriedhof in ein Ehrengrab umgeleitet.
In Regensburg wurde im Jahre 1991 eine Straße mach ihr benannt.
Normdaten
VIAF: Kein Eintrag
GND: Kein Eintrag
LCCN: Kein Eintrag