Bonifaz Schwarzenbrunner
* 25.06.1790 in Garsten
† 29.04.1830 in Kremsmünster
Bonifaz Schwarzenbrunner wurde am 25.06.1790 als unehelicher Sohn von Katharina Haslinger geboren, die als Magd tätig war. Der Vater war Leopold Arrigler, der Sohn eines Müllers. Auf Wunsch des Vaters erhielt der Junge den Namen Josef Schwarzenbrunner. Im Alter von 3 Jahren wurde der schwächliche Knabe, auf Grund der ärmlichen Verhältnisse der Mutter, den Kremsmünsteraner Hofschmied Felix Pierer in Pflege gegeben. Zeitlebens verband ihn ein freundschaftlich-dankbares Verhältnis mit seinen Pflegeeltern.
Als der Knabe das siebente Jahr erreicht hatte, wurde er auf die Schule in Kirchdorf geschickt und ab 1800 besuchte er das Stiftsgymnasium in Kremsmünster. An der Höheren Schule legte man insbesondere großen Wert auf den naturwissenschaftlichen Unterricht. So ist es nicht verwunderlich, dass von 18 Unterrichtsstunden immerhin 8 Stunden sich den naturwissenschaftlichen Fächerkanon widmeten. Zusätzlich erhielt er auf eigenen Wunsch weitere Privatvorlesungen bei Pater Benno Waller (1758-1833).
Am 25.01.1807 legte Schwarzenbrunner seinen Profess ab und trat in die Ordensgemeinschaft der Benediktiner ein. Von nun an trug er den Ordensnamen Bonifaz.
Zwischen 1809 und 1812 studierte der Mönch an der Hauslehreranstalt Theologie und widmete sich während seines Studiums auch den Sprachen zu. So lernte er 1809/10 zunächst Französisch und danach Italienisch und ab 1812 widmete er sich der englischen Sprache. Mit seinem Studienbeginn lernte er auch autodidaktisch die Astrognosis und stützte sich auf das Werk von Bode (1747-1826) »Kenntnis des gestirnten Himmels« als Basis. Hierbei wurde er in den Jahren 1810-1814 durch den Astronomen Thaddäus Derflinger (1748-1824) gefördert. Abgerundet wurde das gesamte Lernpensum noch durch drei Wochenstunden architektonisches Zeichen.
Im November des Jahres 1812 wurde er durch den frisch gewählten Abt Anselm Mayrhofer (1777-1856) zum Professor für Mathematik und Griechisch berufen. Neben seinem Unterricht erhielt Schwarzenbrunner durch die k.k. Studienhofcommission den Auftrag eine lateinische Übersetzung der Elemente des Euklid mit Anmerkungen zu verfassen. Für dieses Werk benötigte er gut ein Jahr. Nachdem er seine Arbeit an die Kommission sandte, fertigte man ihn dort mit dem Kommentar ab, dass seine Übersetzung »überflüssig« sei und entschied sich für eine andere Übersetzung.
Am 05.01.1813 wurde der Benediktiner in St. Pölten zum Priester geweiht und seine zukünftige Verwendung als Physiklehrer wurde ihn angedeutet. Um sich auf den Physikunterricht entsprechend vorbereiten zu können, erbat er sich ein lehramtsfreies Jahr und legte seine Gedanken und Überlegungen unter dem Titel »Erläuterungen zur Naturwissenschaft« der Allgemeinheit vor. Ab dem 22.03.1817, so war das entsprechende Anstellungsdekret datiert, übernahm Pater Bonifaz die Leitung der Lehrkanzel für Physik und behielt diese bis zum Schuljahr 1826.
Durch ein Klavier inspiriert lernte der Theologe und Naturwissenschaftler in jenen Jahren auch das Klavierspiel und legte als erster der in Kremsmünster tätigen Professoren am 07. und 08.11.1816 eine entsprechende Prüfung in Linz ab. Diese Prüfung wurde für geistliche Lehrkräfte an höheren Schulen verpflichtend vorgeschrieben.
Ab dem Schuljahr 1820 erweiterte er seinen Fächerkanon um Naturgeschichte. Schwarzenbrunner verfasste hierzu auch ein eigenes Lehrbuch, das heute nur noch als Manuskript erhalten ist. Dabei stützte er sich auch auf die naturhistorischen Sammlungen der unter Fixlmillner aufgebauten Sternwarte.
In den 1820er Jahren geriet das Benediktinerstift Kremsmünster in eine wirtschaftlich schlechte Lage und von der oberösterreichischen Landesregierung wurde ein Commissär bestimmt, der eigentlich die Aufgaben eines ökonomischen Administrators wahrnahm, Der Konvent wählte Pater Bonifaz Schwarzenbrunner zum Actuar, der auf Wunsch des staatlich eingesetzten Administrators das sogenannte »Centralbuch« führte. So hatte er die Verantwortung für alle wirtschaftlichen Belange des Klosters und er kam mit der Geschichte des Klosters Kremsmünster in Verbindung. In jener Zeit entstanden seine handschriftlichen Notizen für seine späteren Werke »Ökonomische Notaten« und »Vorarbeiten zur Geschichte Kremsmünster’s«.
Auch als Privatlehrer für seine Mitbrüder unterrichtete Schwarzenbrunner sie mit kleinen selbstverfassten Lehrbüchern. Hierbei sind insbesondere seine Grammatikübungen in Griechisch, Hebräisch, Syrisch, chaldäisch und Arabisch zu nennen. Auch unterrichtete er sie in der Mathematik. In jener Zeit fand er aber trotz der ganzen Arbeiten noch Zeit sich seinem Hobby, dem Musizieren zu widmen, und verfasste das 414 Seiten starke Werk »Versuch einer Vereinfachung der Musikzeichen und einer kurzen Geschichte der Musik«.
Als im Jahre 1822 an der Universität zu Wien die Professur für Physik vakant wurde, fragte Schwarzenbrunner bei der zuständigen k.k. Studienhofcommission an, ob er für diese Aufgabe in Frage kommen würde. Nachdem man ihm einen positiven Bescheid übermittelte, bewarb er sich um die Lehrkanzel. Seine Bewerbung blieb jedoch erfolglos, da man sich für Andreas Baumgartner aus Olmütz entschied.
Nach dem Tode seines astronomischen Lehrers Derflinger, der bereits seit längerer Zeit an schwindender Sehkraft litt, erfolgte die Berufung von Pater Bonifaz Schwarzenbrunner zum Leiter der Sternwarte des Klosters Kremsmünster. Zuvor hatte er schon über einige Jahre sowohl die astronomischen als auch metrologischen Messungen praktisch geleitet.
Er bemühte sich die unter seinem Vorgänger Derflinger vernachlässigten wissenschaftlichen Kabinette des astronomischen Bereichs wieder aufzubauen. So musste er unter den schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen, in der sich das Kloster befand, so brauchte der Astronom gut 3 Jahre, bis er vom Prälaten die Erlaubnis zur Anschafung einer tragbaren Aequatoriale erhielt. Ihm gelang es auch die Großzügigkeit Kaiser Franz I. zu wecken, der nach einem Besuch der Sternwarte astronomische Instrumente spendete.
Als Leiter der Sternwarte stand er von nun an mit den bedeutendsten Astronomen seiner Zeit wissenschaftlichem Briefverkehr. So korrespondierte der Benediktinermönch mit Bode in Berlin ebenso in Kontakt wie mit dem Wiener Astronomen Littow und David in Prag.
Trotz seiner neuen Aufgabe unterrichtete der Naturwissenschaftler noch am Gymnasium zu Kremsmünster für ein Jahr Naturgeschichte und für zwei Jahre Physik. Und auch darüber hinaus vertrat er seinen Nachfolger Marian Koller (1792-1866), später Regierungsrat und Mitbegründer der Wiener Zentralanstalt für Metrologie und Geodynamik.
Schwarzenbrunner wurde von Sigismund Fellöcker (1839-1887) folgendermaßen gezeichnet:
»Schwarzenbrunner hatte einen schmächtigen Körper, kaum mittelgroße Gestalt, ein stets heiteres, meist hoch erhobenes Antlitz; sein Gang war rasch, seine Conversation, sein ganzes Temperament lebhaft; seine Begegnung, jederzeit leutseelig; seine Haltung bei den religiösen Verrichtungen Ehrfurcht und Andacht gebietend; seine Liebe zu seinem Mitbrüdern, seine Begeisterung für das Haus, den Orden und die Kirche bezeugen alle seine Arbeiten, namentlich die historischen; zärtlich liebte er auch seine Verwandten, ganz besonders aber seine Ziehmutter, die er täglich besuchte.«
Bonifaz Schwarzenbrunner unternahm ab 1818 auch mehrere Reisen, die ihn 1818 bis nach Neapel führte. Auf dieser Reise begleiteten ihn seine Ordensbrüder Benno Waller und Nonnosus Altwirth. Im folgenden Jahr unternahm er eine Fußreise durch Böhmen und Mähren. Im Jahre 1821 hielt er sich zur Weinernte in der Steiermark auf und ging 1823 nach Wien und wanderte durch die Steiermark. Im Jahre 1827 führte ihn seine letzte größere Reise nach Ofen und Pest.
Nach kurzer schwerer Krankheit, er litt an einer »Gehirnentzündung« starb der Astronom Bonifaz Schwarzenbrunner am 29.04.1830. In seinem Nachruf klingt es folgendermaßen:
»mitten im besten Mannesalter, erst 40 Jahre alt, gab er eines Tages, allen höchst unerwartet, Anzeichen von Geistesverwirrungem ward von einer heftigen Gehirnentzündung angegriffen und erlag derselben nach 4- 5tägigen Krankenlager in der Nacht vom 28. zum 29.04.1830«
Werke:
- Adnotationes aliquae astronomiam practicam concernentes, 1810-1825
- Elementa arithmeticae translate, 1813
- Elementorum Euclidis libri quatuor, 1813
- Erläuterungen zur Naturwissenschaft, 1814-1821
- Differential- und Integralrechnung nach Mako’s Calculi differentialis et integralis institutio
- Versuch einer Vereinfachung der Musikzeichen und einer kurzen Geschichte der Musik, 1822/23
- Die Hauptwasserquellen des Stiftes, in Bezug auf ihren Wasserreichthum gemessen, 1823
- Beschreibung, Rectification und Gebrauch des Bordaischen Vollkreises, des Theodolithen, des Meridiankreises der Kopenhagener Uhr
- Tagebücher der astronomischen Beobachtungen und Resultate daraus aus den Jahren 1824 bis 1830
- Astronomische Hilfstabellen, Berechnungsarten und Formeln, 1829
- Calculi observationum Cremifanensium ab anno 1824–1829
- Astronomische Correspondenz vom April 1824 bis März 1830
- Materialien zu einer Geschichte der Sternwarte in Kremsmünster und der Sammlungen in derselben