Christoph von Schmid

Christoph von Schmid wurde am 15.08.1768 in Dinkelsbühl im Fürstentum Ansbach geboren. Er war das älteste von neun Kindern. Sein Vater Johann Schmid war Lehrer an der städtischen Lateinschule, seine Mutter Anna Maria, geborene Seitz, entstammte einer bürgerlich-religiösen Familie. Die Familie stand im Dienst des Deutschen Ordens und war tief im katholischen Glauben verwurzelt. Schon in jungen Jahren zeigte Schmid eine bemerkenswerte Begabung für das Erzählen und für religiös-moralische Betrachtungen. Seine Kindheit war geprägt von einer frommen, zugleich aber lebensfrohen Atmosphäre.

Nach dem Besuch der katholischen Lateinschule in seiner Heimatstadt trat Christoph von Schmid im Jahr 1783 in das Gymnasium der Universität Dillingen ein. Dort begann er 1785 ein Studium der Philosophie und Theologie. In Dillingen begegnete er dem charismatischen Theologen Johann Michael Sailer, der ihn tief beeindruckte und zeitlebens sein geistiger Mentor blieb. Die innige Frömmigkeit, die praktische Pastoraltheologie und der pädagogische Anspruch Sailers prägten Schmids Denken nachhaltig.

Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1791 wurde er als Pfarrvikar in Nassenbeuren bei Mindelheim eingesetzt. Im Jahr 1795 wurde er Kaplan im allgäuischen Seeg. Dort arbeitete er mit dem Erweckungsprediger Johann Michael Feneberg zusammen. Diese Zeit beschrieb Schmid später als die glücklichsten Jahre seines Lebens, da sie von intensiver Seelsorgearbeit, religiöser Erneuerung und persönlichem Wachstum geprägt war.

1796 wurde Christoph von Schmid als Benefiziat und Schuldirektor nach Thannhausen berufen. In dieser Zeit entstanden zahlreiche seiner frühen Erzählungen. Dort verfasste er vermutlich auch den Text des Weihnachtsliedes »Ihr Kinderlein kommet«, das 1811 erstmals veröffentlicht wurde. In Thannhausen entwickelte er seinen Stil als religiöser Volkserzähler mit pädagogischem Anspruch.

1816 übernahm er die Pfarrei St. Martinus in Oberstadion bei Ehingen. Während seiner dortigen Tätigkeit wurde er 1817 von Regierung und Klerus als Kandidat für das neugeschaffene Bistum Rottenburg vorgeschlagen. Obwohl er nicht gewählt wurde, zeigt die Nominierung, welch hohes Ansehen er sich durch seine Seelsorge und Publikationen in der öffentlichen Wahrnehmung erworben hatte.

Im Jahre 1827 wurde Schmid auf Empfehlung seines Freundes Sailer als Domkapitular nach Augsburg berufen. 1832 ernannte man ihn zum königlichen Kreisscholarchen für Schwaben und Neuburg, womit er Verantwortung für das katholische Schulwesen in dieser Region übernahm. In Augsburg wirkte er bis zu seinem Tod als Priester, Pädagoge und Schriftsteller.

Christoph von Schmid gehört zu den einflussreichsten katholischen Autoren der Jugendliteratur im deutschsprachigen Raum des 19. Jahrhunderts. Sein Werk ist durchdrungen von der Idee einer sittlich-moralischen Volksbildung. In seinen Geschichten, darunter »Genovefa« (1810) und »Die Ostereier« (1816), versuchte er christliche Tugenden kindgerecht und einfühlsam zu vermitteln. Seine literarischen Werke waren auf breite Wirkung ausgelegt und wurden in viele Sprachen übersetzt.

»Die Ostereier« war ein lehrreiches Märchen über Güte und Lohn, die weit über Deutschlands Grenzen hinaus Verbreitung fand und mehrfach übersetzt wurde. Ein weiteres bei den Zeitgenossen Schmids war die bereits im Jahre 1810 entstandene Geschichte »Genovefa«, in der er die Tugend, das Leid und die Errettung einer treuen Ehefrau erzählte. Seine Geschichten folgten meist einem festen dramaturgischen Aufbau wonach die Tugend stets einer Prüfung unterzogen wurde und letztlich siegte stets das Gute. An dieses Muster hielt er sich stets fest.

Besonders bekannt wurde er durch das Weihnachtslied »Ihr Kinderlein kommet«, das auf einen Text zurückgeht, den er um vermutlich um das Jahr 1798 unter dem Titel »Die Kinder bey der Krippe« verfasst hatte. Die heute bekannte Melodie wurde ab den 1830er Jahren populär, insbesondere in katholischen Gebieten Süddeutschlands und stammte von Johann Abraham Peter Schulz. Das Lied wurde rasch Teil des bürgerlichen Weihnachtsbrauchtums und gehört bis heute zu den bekanntesten deutschsprachigen Weihnachtsliedern.

Ihr Kinderlein, kommet, o kommet doch all!
Zur Krippe her kommet in Betlehems Stall
und seht, was in dieser hochheiligen Nacht
der Vater im Himmel für Freude uns macht!

O seht in der Krippe, im nächtlichen Stall,
seht hier bei des Lichtleins hellglänzendem Strahl,
den lieblichen Knaben, das himmlische Kind,
viel schöner und holder, als Engelein sind.

Da liegt es, das Kindlein, auf Heu und auf Stroh,
Maria und Josef betrachten es froh;
die redlichen Hirten knien betend davor,
hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor.

Manch Hirtenkind trägt wohl mit freudigem Sinn
Milch, Butter und Honig nach Betlehem hin;
ein Körblein voll Früchte, das purpurrot glänzt,
ein schneeweißes Lämmchen mit Blumen bekränzt.

O betet: Du liebes, Du göttliches Kind
was leidest Du alles für unsere Sünd’!
Ach hier in der Krippe schon Armut und Not,
am Kreuze dort gar noch den bitteren Tod.

O beugt wie die Hirten anbetend die Knie,
erhebet die Hände und danket wie sie!
Stimmt freudig, ihr Kinder – wer wollt sich nicht freun? –
stimmt freudig zum Jubel der Engel mit ein!

Was geben wir Kinder, was schenken wir Dir,
du Bestes und Liebstes der Kinder, dafür?
Nichts willst Du von Schätzen und Freuden der Welt –
ein Herz nur voll Unschuld allein Dir gefällt.

So nimm unsre Herzen zum Opfer denn hin;
wir geben sie gerne mit fröhlichem Sinn –
und mache sie heilig und selig wie Dein’s,
und mach sie auf ewig mit Deinem nur Eins.

Schmid stand im Austausch mit den bedeutendsten katholischen Reformtheologen und Pädagogen seiner Zeit. Die prägendste Gestalt in seinem geistigen Umfeld war Johann Michael Sailer, der ihn nicht nur als Lehrer, sondern auch als Freund und geistlichen Bruder begleitete. Gemeinsam vertraten sie eine Pastorallehre, die sich durch Herzensfrömmigkeit, einfache Sprache und eine volkstümliche Vermittlung der Glaubenslehre auszeichnete.
Eine enge Zusammenarbeit verband ihn auch mit Johann Michael Feneberg, mit dem er während seiner Zeit in Seeg die Idee einer lebendigen, volksnahen Verkündigung des Evangeliums verfolgte. Darüber hinaus war der Theologe auch Teil eines Netzwerks ehemaliger Dillinger Theologiestudenten wie Johann Heinrich Brockmann. Diese Gemeinschaft diente dem Austausch über katechetische Methoden und die literarische Form religiöser Unterweisung.

Für sein literarisches und pädagogisches Lebenswerk wurde er im Jahre 1837 von König Ludwig I. von Bayern durch die Verleihung des Verdienstordens der Bayerischen Krone in den persönlichen Adelsstand erhoben. Diese Ehrung war Ausdruck seiner überregionalen Wertschätzung in Kirche, Schule und Öffentlichkeit. Bis zu seinem Tod blieb er publizistisch aktiv und widmete sich insbesondere der Schulreform sowie dem Ausbau religiöser Kinderliteratur.

Weitere Auszeichnungen und Würdigungen wurden ihm im hohen Alter zu Teil. So ordnete die Stadt Augsburg anlässlich seines 80. Geburtstags im Jahre 1848 einen Feiertag an und die Universität Prag verlieh ihm im gleichen Jahr die Ehrendoktorwürde.

Am 03.09.1854 verstarb Christoph von Schmid in Augsburg an den Folgen der Cholera. Er wurde zwei Tage später auf dem Alten Katholischen Friedhof der Stadt beigesetzt.

Christoph von Schmid wurde vielerorts durch Denkmäler und Gedenktafeln gewürdigt. In seiner Heimatstadt Dinkelsbühl erinnert ein bronzenes Denkmal vor der St.-Georgs-Kirche an ihn. Die 1859 errichtete Statue zeigt ihn als Erzieher, umgeben von Kindern, und stammt von dem Bildhauer Max von Widnmann; der Guss wurde von Ferdinand von Miller, der auch den Guss des Goethe-Schiller-Nationaldenkmals in Weimar anfertigte, gefertigt. Im Augsburger Dom, wo er als Domkapitular tätig war, wurde 2017 eine Gedenktafel angebracht, die ihn mit Zitaten aus seinem bekanntesten Lied »Ihr Kinderlein kommet« ehrt. Gestaltet wurde die Tafel von Sabine Karl, ausgeführt vom Steinmetzbetrieb Sechser. Auch an der Pfarrkirche St. Martinus in Oberstadion, wo er als Pfarrer wirkte, findet sich eine Gedenktafel zu seinem Gedenken, ebenso in Thannhausen, wo er zwischen 1796 und 1816 als Benefiziat und Schuldirektor wirkte, wurde bereits 1901 ein Denkmal auf dem Platz vor dem Rathaus errichtet. Es würdigt seine Verdienste als Lehrer und Schriftsteller. Auch in Seeg, wo er als Kaplan tätig war, erinnert eine Gedenktafel an der Pfarrkirche St. Ulrich an seine seelsorgerische Arbeit in der Gemeinde.
 

Kinder- und Jugendschriften:

  • Biblische Geschichte für Kinder. 1801–1807
  • Genovefa. Eine der schönsten und rührendsten Geschichten des Alterthums, neuerzählt für alle guten Menschen, besonders für Mütter und Kinder. Veith&Rieger, Augsburg 1810.
  • Die Ostereyer. Eine Erzählung zum Ostergeschenke für Kinder. Krüll, Landshut 1816.
  • Wie Heinrich von Eichenfels zur Erkenntniß Gottes kam. Eine Erzählung für Kinder und Kinderfreunde. Greis, Steyr 1817.
  • Blüthen, dem blühenden Alter gewidmet., Manz 1818
  • Das Blumenkörbchen. Eine Erzählung. Krüll, Landsberg 1823
  • Rosa von Tannenburg. Eine Geschichte des Alterthums für Aeltern und Kinder. Veith&Rieger, Augsburg 1823.
  • Rosa von Tannenberg. Die Geschichte von einem heldenhaften Ritterfräulein. (Neubearbeitet und hrsg. von Wolfram Gramowski), Verlag Kolibri, Wuppertal 1956
  • Lehrreiche kleine Erzählungen für Kinder. 1824–1827.
  • Der Weihnachtsabend. Eine Erzählung zum Weihnachtsgeschenke für Kinder. Krüll, Landshut 1825.
  • Das hölzerne Kreuz. Eine neue Erzählung. Für die liebe Jugend besonders abgedruckt aus Hönighaus Palmblättern. Rösl, Augsburg 1826.
  • Eustachius. Eine Geschichte der christlichen Vorzeit, neu erzählt für die Christen unserer Zeit. (Zuerst 1828) Kobrtsch, Eger 1829. (Digitalisat der Ausg. 1829)
  • Der gute Fridolin und der böse Dietrich. Eine lehrreiche Geschichte für Aeltern und Kinder. Wolff, Augsburg 1830.
  • Die kleine Lautenspielerin. Ein Schauspiel für Kinder und Kinderfreunde. Wolff, Augsburg 1832.
  • Kleine Schauspiele für Familienkreise. Wolff, Augsburg 1833.
  • Gesammelte Schriften von letzter Hand (24 Bände) 1841–1846.
  • Das Gottbüchlein.

Gesangbücher:

  • Christliche Gesänge zur öffentlichen Gottesverehrung.
  • 1. Auflage: Reiner, Thannhausen und Brönner, Dillingen, 1807
  • 2. (erw.) Auflage, Veith und Rieger, Augsburg 1811
  • 3. Verbesserte und vermehrte Auflage: Wolffi, Augsburg 1839

Oratorien:

  • Caecilia oder Die Feyer der Tonkunst (Vertonung: Georg Valentin Röder)

Ehrungen:

  • • 1837: Erhebung in den persönlichen Adelsstand durch König Ludwig I. von Bayern
  • • Christoph-von-Schmid-Schule in Dinkelsbühl
  • • Christoph-von-Schmid-Platz in Augsburg
  • • Gedenktafeln in Thannhausen und Augsburg
  • • Denkmal in Dinkelsbühl vor der St.-Georgs-Kirche (errichtet 1859, gestaltet von Max von Widnmann, gegossen von Ferdinand von Miller), Darstellung als Erzieher mit Kindern
  • • Gedenktafel im Augsburger Dom, angebracht 2017 links neben der großen Domkrippe mit Zitaten aus "Ihr Kinderlein kommet", gestaltet von Sabine Karl, gefertigt vom Steinmetzbetrieb Sechser
  • • Weitere Gedenktafel an der Pfarrkirche St. Martinus in Oberstadion zur Erinnerung an seine dortige seelsorgerische Tätigkeit
  • • Denkmal in Thannhausen vor dem Rathaus, errichtet 1901, zu Ehren seines Wirkens als Schuldirektor und Autor
  • • Gedenktafel an der Pfarrkirche St. Ulrich in Seeg zur Erinnerung an seine Tätigkeit als Kaplan

Normdaten

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