Horace-Bénédict de Saussure
* 17.02.1740 in Conches bei Genf
† 22.01.1799 in Genf
Horace-Bénédict de Saussure wurde am 17.02.1740 in Conches in der Nähe von Genf geboren. Seine Ausbildung förderten neben dem Vater Nicolas de Saussure auch sein Onkel Albrecht von Haller (1708-1777), Naturforscher und Poet, sowie der Arzt Théodore Tronchin.
Schon im Alter von 14 Jahren begann er ein Studium der Naturwissenschaften an der Universität zu Genf. Er promovierte mit einer Schrift über das Feuer bereits im Jahre 1759, gerade einmal 19 Jahre alt, zum Doktor der Philosophie. Drei Jahre später erfolgte seine Berufung an die Universität Genf als Professor für Naturphilosophie. Diesen Lehrstuhl behielt er bis zum Jahre 1786 inne.
Seit dem Jahre 1760 unternahm der Wissenschaftler jährlich Reisen durch die Alpen. So begründete er durch systematische Thesen und Beobachtungen vor Ort seinen Ruf als als physikalischer Geograf.
So bereiste Saussure in den Jahren 1768/69 Frankreich und England. Während eines Italienaufenthalts im Jahre 1772/73 bestieg er den Ätna.
So suchte er, seinem Ziel die Alpen zu erforschen, stets neue und höher gelegene Aussichtspunkte. Er durchforschte auch die Eisfelder in der Gegend um Chamonix und lobte bereits im Jahre 1760 für die Erstbesteigung des Mont Blanc eine größere Summe aus. Doch mehr als 25 Jahre später wurde erst eine entsprechende Route gefunden. Im Folgejahr bestieg Saussure erstmals selbst den Mont Blanc und nutzte diese Gelegenheit um wissenschaftliche Experimente durchzuführen.
Unter anderen führte er barometrische Messungen durch und bestätigte damit, die seit dem Jahre 1745 vermutete Hypothese, dass der Mont Blanc der höchste Berg Europas sei. Als Erstbesteiger des Kleinen Matterhorns und Forscher am Mont Blanc gilt er auch als Begründer der modernen Alpenforschung.
Seine Schrift »Voyages dans les Alpes« ist besonders erwähnenswert. Ihm ist auch die Namensgebung der Dolomiten zu verdanken, so entdeckte er dass das dort am häufigsten vorkommende Gestein ein eigenständiges Mineral ist. Er benannte es nach dem französischen Geologen Déodat de Dolomieu.
Saussure erfand zahlreiche wissenschaftliche Gerätschaften wie zum Beispiel das Elektrometer und das Hygrometer.Kurz vor seinem Tode entwickelte er noch das Cyanometer. Dabei handelte es sich um ein Instrument zur Messung der Farbintensität der blauen Himmelsfarbe. Der preußische Entdeckungsreisende und Forscher Alexander von Humboldt griff bei seinen späteren Reisen auf Saussures Instrumentenentwicklungen zurück.
Horace-Bénédict de Saussure war eines der letzten Universalgenies. So gilt er heute als Begründer der Geologie und Pflanzengeographie. Aber auch in der Pflanzenanatomie machte er sich verdient und lieferte zahlreiche bedeutende Arbeiten. Seine Arbeiten im Bereich der Metrologie, Glaziologie und dem Magnetismus sowie Astronomie erweiterten das Wissen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts beträchtlich.
Der Philosoph Arthur Schopenhauer erwähnte in seiner Dissertation »Ueber die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde«:
Saussure soll, vom Mont Blanc aus, den aufgehenden Mond so groß gesehen haben, daß er ihn nicht erkannte und vor Schreck ohnmächtig ward.
Im Jahre 1776 stiftete Horace-Bénédict de Saussure die »Société des Arts« - die Gesellschaft der Künste – die sich den Ziel verschrieb nützliche Erfindungen und die Zusammenarbeit zwischen Gelehrten, Handwerkern und Argonomen zum Ziel setzte. Als deren Präsident (1793-1799) erwarb sich der Naturwissenschaftler auch große Verdienste um die Entwicklung der Fabriken in seiner Heimat Genf.
Zum Ende seines Lebens interessierte sich der Naturwissenschaftler auch für die politische Entwicklung Europas. Er nahm am Gesetzgebungsprozess interessiert teil und gehörte dem in den Jahren 1782-1792 dem Rat der Zweihundert an. Als solcher bekämpfte er den Umsturzversuch von 1782 energisch. Als Referent des Ausschusses für das öffentliche Bildungswesen setzte er einen Teil seiner pädagogischen Grundsätze, die er 1774 in seiner Schrift »Projet de réforme pour le collège de Gèneve« zusammenfasste, um. Als Rektor der Genfer Akademie 1774 bis 1776 beabsichtigte er die Pädagogik auf Basis empirischer Forschungen neu zu begründen. Dies stieß jedoch auf erhebliche Widerstände die dieses Unterfangen Saussures scheitern ließen. Eine Umsetzung seiner Pläne wurde jedoch auch diesmal aus finanziellen Gründen verschoben.
Durch die Auswirkungen der Französischen Revolution war auch Horace-Bénédict de Saussure direkt betroffen. So verfielen seine französischen Renten und vernichteten sein Vermögen.
Dem Naturforscher wurden zahlreiche Ehrungen zu teil. Noch zu Lebzeiten wurde er im Jahre 1788 Mitglied der Royal Society in London und im Jahre 1790 ausländisches Mitglied der Pariser Akademie der Wissenschaften.
So wurde die Pflanzengattung der Alpenscharten (Saussurea DC.) aus der Familie der Korbblütler nach ihm benannt. Auch auf der 20 Franken Note wurde er als Matterhorn-Bezwinger abgebildet. In Paris benannte man die Straße Rue de Saussure nach ihm.
Im Jahre 1765 heiratete er Albertine Amélie Boissier. Seine Tochter Albertine heiratete den Neffen des späteren französischen Finanzministers Jacques Necker.
In den Jahren 1794 und 1796 erlitt Saussure zwei Schlaganfälle. Auf Grund dieser Erkrankung konnte er dem Rufen der Universitäten Paris, Göttingen und Clemont-Ferrand nicht mehr folgen.
Er starb am 22.01.1799 im 59. Lebensjahr in seiner Heimat Genf.
- Observations sur l'écorce des feuilles et des pétales., 1762
- La manière de provigner la vigne sans engrais., 1773
- Systema plantarum secundum classes, ordines, genea, species, cum characteribus, differentis ; nominibus trivialibus, synonimis selectis, et locis natilbus., 1779
- Voyages dans les Alpes., 1779-96
- Essais Sur L'Hygrométrie., 1783
- Relation abrégée d'un voyage à la Cime du Mont-Blanc: en août 1787., 1787
- Défense de l'Hygromètre à cheveu., 1788
- Description de deux nouvelles espèces de trémelles douées d’un mouvement spontané., 1790