Antonin Jaroslaw Puchmajer

* 07.01.1769 in Týn nad Vltavou
† 29.09.1820 in Prag

Antonin Jaroslav Puchmajer wurde am 07.01.1769 in der südböhmischen Stadt Týn nad Vltavou (auf Deutsch: Moldauthein) geboren. Zunächst besuchte er der Trivialschule seiner Vaterstadt. Der Vater sorgte dafür, das er durch den Ortskaplan  ihn auch in Latein und Musik  unterrichtet wurde. 

Er wuchs in der Familie des römisch-katholischen Pfarrers Karel Puchmajer auf. Die Erziehung stand im Geiste der von Kaiser Joseph betriebenen Aufklärungsidee und des Philanthropismus.

Seine schulische Ausbildung erhielt Puchmajer am erzbischöflichen Seminar der Klementinen in Budweis und es schloss sich ein philosophisches Studium an der Karls-Universität in Prag an. Im Februar 1796 beendete er seine theologische Ausbildung mit der Weihe zum katholischen Priester. Bereits im Studium versuchte sich Puchmajer als Übersetzer.

Er fand eine Anstellung in Ktiš na Prachatick. Zunächst war er dort als Kaplan und später auch als Pfarrer tätig. Es folgten weitere Stationen in Prachatice, Kamenné Újezd, Jinonice - heute ein Ortsteil von Prag 5 - und Cítoliby u Loun. Seit dem Jahre 1807 nahm er auf Empfehlung von Josef Dobrovský eine Anstellung als Pfarrer auf dem Gut Šternber in Radnice bei Rokycan an, das Joachim von Sternberg gehörte.

Puchmajer gehörte zur ersten Generation der tschechischen literarischen Wiederbelebung. Er war ein Freund der  anakreontischen Poesie. Zu seinen Freundeskreis gehörte nicht nur Josef Dobrovský sondern auch Šebestián Hněvkovský und Vojtěch Nejedlý, die bereits im Jahre 1791 den Dichterverein in Böhmen, der auch Erste »Neue Böhmische Dichterschule« oder »Puchmajer-Gesellschaft« bekannt wurde. Es schlossen sich in der Folge noch der aus Mähren stammende Josef Heřman Agapit Gallaš und die Slowaken Bohuslav Tablic und Juraj Palkovič an.

Das erste von Puchmajer verfasste Gedicht in tschechischer Sprache war die »Ode an Jan Žižka von Trocnov«. Es war im Geiste des Hussismus, dem Kampf der Böhmer gegen das Deutsche während der Reformationszeit, verfasst. 

Zwischen 1795 und 1814 entstanden zahlreiche literarische Publikationen in tschechischer Sprache. So erschienen die Gedichtsammlungen und Almanache »Sebrání básní a zpěvů« (»Gesammelte Gedichte und Lieder«; Band 1 – 1795, Band 2 – 1797) und »Nové básně« (»Neue Gedichte«; Band 1 – 1798). , Band 2 - 1802, Band 3 - 1814). Neben ihm verfassten Vojtěch Nejedlý (Gedichte »Otokar«, »Vratislav« und »Václav«) und Šebestián Hněvkovský, Autor des humorvollen Gedichts »Děvin«, waren. Josef Dobrovský, der »Patriarch der Slavistik« empfahl ihnen jedoch, das Silbenmaß durch ein tonisches, besser für die tschechische Sprache geeignetes Versmaß zu ersetzen.

Darüber hinaus war sich der Theologe auch als Übersetzer und Sprachwissenschaftler tätig. So übersetzte er Montesquieus Werke ins Tschechische aber auch Texte aus dem Polnischen, Lateinischen, Russischen oder Griechischen. Er unterstützte auch Dobrovský bei seinen Arbeiten am Deutsch-Tscheischen Wörterbuch.

So beschrieb er erstmals Romani , den tschechischen Dialekt  der Roma. Zuvor hielt er sich für zehn Wochen auf dem Gut Sternbergs in Radnice unter Roma auf, um deren Sprache zu erlernen.

1820 erschien eine russische Grammatik, die der russischen Zarin gewidmet war und durch die Akademie in St. Petersburg eine Genehmigung erhielt.

Der vielseitig tätige Theologe, Übersetzer, Sprachwissenschaftler und Lyriker Antonin Jarowslav Puchmajer starb am 29.09.1820 in Prag. Seine letzte Ruhestätte fand er auf den Olšanské-Friedhof in Prag.

Werke:

  • Lieder aus der Zauberflöte ausgewählt, 1794 (Anonyme Übersetzung)
  • Gesammelte Gedichte und Lieder (Bd. 1), 1795
  • Gesammelte Gedichte und Lieder (Bd. 2), 1797
  • Neue Gedichte (Bd. 1), 1798
  • Neue Gedichte (Bd. 2), 1802
  • Der Gníd-Tempel, 1804
  • Russisch-tschechische Rechtschreibung, 1805
  • Neue Gedichte (Bd. 3), 1814
  • Über die tschechische Sprache, 1818 (Aufsatz in der Zeitschrift Hlasatel český)
  • Abhandlung über die Kräuterkunde in Böhmen, 1819
  • König Georg und Vaněk Všeboj
  • Romáňi Čib, das ist Grammatik und Wörterbuch der Zigeuner Sprache, nebst einigen Fabeln in derselben. Dazu als Anhang die Hantýrka oder die tschechische Sprache, 1821 (posthum)
  • Deutsch-böhmisches Wörtebuch II., 1824 (Fortsetzung von J. Dobrovskýs Deutsch-böhmischen Wörterbuch)
  • Eine Sonntagspredigt, 1825 (posthum)
  • Festpredigten, 1826 (posthum)
  • Gedichte I, 1833 (posthum durch Vojtěch Nejedlý herausgegeben)
  • Gedichte II, 1837 (posthum durch Vojtěch Nejedlý herausgegeben)

Normdaten

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GND: 124430929

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