Maria Magdalena Postél
* 28.11.1756 in Barfleur
† 16.07.1846 in Saint-Sauveur-le-Vicomte

Am 28.11.1756 wurde Julie Françoise Catherine Postél in Barfleur, einen kleinen Dorf an der Küste der Normandie, geboren. Sie war die älteste Tochter der Eheleute Jean Postél, ein Seiler, und Thérèse Levalois. Die Schulbildung in ihrem Dorfe war mangelhaft. Im Alter von neun Jahren beschloss das Kind bereits ihr Leben als Jungfräulichkeit zu verbringen.
Von 1768 bis 1774 besuchte Postél die von den Benediktinern geleitete Schule in der Königlichen Reichsabtei Valognes. Der Orden bildete junge, adelige Frauen in aristokratischer Haushaltsführung und Repräsentation Aus. Eine Aufnahme in den Orden der Benediktiner kam für sie jedoch nicht in Frage. Der Orden selbst verfügte aus ihrer Sicht über zu viele Reichtümer und die jungen Schülerinnen waren nicht bedürftig genug.
Mit 18 Jahren gründete die junge Frau in ihrer Geburtsstadt Barfleur eine Schule, die sich an den Ideen des Reformpädagogen Jean Baptiste de La Salle orientierte. Zur Schule gehörte auch ein Internat. In ihrer Schule wollte sie die Mädchen des Dorfes zu tüchtigen Hausfrauen und treusorgenden Müttern ausbilden. Körperstrafen jeglicher Art wendete sie in ihrer Schule nicht an. Auch setzte sie auf kindliche Einsicht und Rücksichtnahme auf die kindliche Vorstellungskraft statt sturen Einpaukens. Sie errichtete auch für die fertigen Schülerinnen einen Arbeitssaal und ein Pensionäre ein.
Obwohl es ihr während der Französischen Revolution verboten war, ihre Schüler in Religion zu unterrichten, stand weiterhin die katholische Religionslehre auf dem Unterrichtsplan. Sie widersetzte sich auch dem Priester, der einen Eid auf die Verfassung abgelegt hatte, und nun für die Administration der Kirchengemeinde verantwortlich war. Sie versteckte auch zahlreiche verfolgte Priester und verhalf ihnen mit einem befreundeten Fischer nach England zu gelangen.
Im Jahre 1805 verließ sie Barfleur und ging nach Cherbourg. Sie widmete sich auch hier der Erziehung junger Menschen. Sie leitete hier sogar eine Schule mit 300 Schülerinnen.
Zusammen mit Catherine Bellot, Marie Viel und Angélique Ledanois gründete sie am 08.09.1807 den Orden der »Armen Töchter von der Barmherzigkeit«. Ziele der neuen Gemeinschaft war es, die Jugend zu unterrichten und die Armen zu unterstützen sowie deren Not zu mildern.
Sie gab sich den Ordensnamen Maria Magdalena und wurde zur ersten Oberin des Ordens gewählt. In den Ordensstatuten wurde festgelegt:
Niemals eröffnet Reichtum Eintritt in dieses Haus, sondern nur echte Berufung. … Keine Schwester der Barmherzigkeit darf sagen: ich habe soundsoviel mitgebracht, andere dagegen gar nichts, ja sie darf solches nicht einmal denken, denn wir behandeln alle unsere Mitglieder gleich. Wir wollen nämlich den Geist der ersten Christen wieder lebendig machen, die ein Herz und eine Seele waren.
Es sollten 25 Jahre der Wanderschaft folgen, in denen die Ordensschwestern sich der Erziehung junger Mädchen widmeten.
Ab dem Jahre 1832 errichteten die Schwestern des Ordens ihr Mutterhaus im ehemaligen Benediktinerklosters Saint-Sauveur-le-Vicomte bei Cherbourg.
Als Maria Magdalena Postél am 16.07.1846 im Alter von 89 Jahren starb wurde Placida Viel ihre Nachfolgerin als Oberin. Im Jahre 1859 erkannte Papst Pius IX den Orden als offizielle Kongregation an.
Sie hinterließ einen stetig gewachsenen Orden, der 37 Niederlassungen mit insgesamt 150 Schwestern und 20 Novizinnen. Auch in Deutschland ist der Orden seit 1862 aktiv.
Am 17.05.1908 sprach Papst Pius X. die Ordensschwester selig. Die Heiligsprechung erfolgte am 24.05.1925 durch Papst Pius XI. In der Katholischen Liturgie ist der 16. Juli der Gedenktag der Heiligen.