Ludwig Heinrich Nicolay

* 25.12.1737 in Straßburg
† 18.11.1820 in Monrepos/Wyborg

Ludwig Heinrich Nicolay wurde am 29.12.1737 in Straßburg geboren. Sein Vater war Christoph Nicolay (1707-1763), der als Archivar tätig war, und seiner Gemahlin Sophie Charlotte (1720-1746), geborene Farber. Die Familie entstammte dem protestantischen Bürgertum Straßburgs.

Nach dem Besuch des protestantischen Gymnasiums schrieb sich Nicolay an der Universität seiner Vaterstadt ein und nahm das Studium der Philosophie und Rechte auf. Im Jahre 1760 konnte er mit der Arbeit »De Argentinensium in Rheno navigatione« den akademischen Grad eines Lizentiaten erwerben. In jener Zeit schloss er mit Franz Hermann La Fermière (1737-1796) eine Freundschaft. Gemeinsam gingen die beiden jungen Männer nach Paris wo sie sich mit den Enzyklopedisten Denis Diderot und d'Alembert befreundeten. Dies war für die beiden jungen Männer die Eintrittskarte in die Pariser Salons jener Tage. Im Jahre 1761 trat Nicolay die Stelle eines Privatsekretärs beim Prinzen Dmitrij Michailowitsch Golizyn, der russischer Gesandter am französischen Hof war.

Nicolay begleitete den russischen Diplomaten als dieser ab Mai 1762 Gesandter in Wien wurde. Er trat in jener Zeit auch mit den Librettisten Pietro Metastasio (1698-1782) sowie dem Komponisten Christoph Willibald Gluck in nähren Kontakt.

Zwischen 1763 und 1765 kehrte er in seine Vaterstadt Straßburg zurück, wo er als Privatdozent an der Universität Logik und Metaphysik unterrichtete. Graf Andreas Rasumofsky war einer seiner Schüler. Diesen begleitete Nicolay auf seiner Kavalierstour durch fast ganz Europa.

Im Jahre 1769 nahm er eine Stelle als Erzieher des Großfürsten Paul am Hofe zu St. Petersburg an. Im Folgejahr fungierte er auch als Sekretär des Großfürsten und als Reisebegleiter. Gemeinsam reisten sie nach Paris, Wien und Versailles. Über längere Zeit hielten sich beide auch in Gattschina, dem Sommersitz der Zarin, auf. Nach dem Tode Katharina II. erhob Zar Paul I. seinen ehemaligen Erzieher in den Freiherrenstand. Zugleich erhielt er die Einnahmen aus dem Dorfe Tambow. Nicolay wurde auch in das zaristische Kabinett berufen.

Im Jahre 1798 erfolgte seine Berufung zum Präsidenten der russischen Akademie der Wissenschaften. Bis 1803, als er durch Zar Alexander I. aus dem russischen Staatsdienst entlassen wurde, nutzte der Dichter seine Position an der Spitze der Akademie für eine Umgestaltung. So wurde sie mit einem regelmäßigen Etat ausgestattet und dem Gedankengut der Aufklärung geöffnet.

Das literarische Schaffen Nicolays umfasste sowohl die Bandbreite zwischen Lyrik als und Tragödie. In seinem dramatischen Werk findet man eine Verbundenheit zur Anakreontik, die verspielt-galant das Thema Liebe, Freundschaft, aber auch Natur und Geselligkeit im Zentrum stehen hat. Christian Fürchtegott Gellert schätzte besonders die Fabeln des Straßburger Lyrikers. Er arbeite auch für zahlreiche Almanache und Anthologien.

Sowohl die literarische Gattung des Sturm und Drang als auch die Romantik blieben ihm verschlossen, da er sich eher an den Klassikern und Renaissance-Autoren orientierte. Zeitlebens pflegte er zu wichtigen Aufklärern engen Kontakt, wie zum Beispiel zum Grafen Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg, Alxinger in Wien, Nicolai, Pfeffel in Colmar oder den Dichtern Ramler und Schlosser.

In St. Petersburg heiratete Ludwig Heinrich Nicolay die Johanna Margarethe (1738-1820), die Tochter des deutschen Bankiers Poggenpohl.

Ab 1803 lebte Nicolay auf seinem Gut Monrepos bei Wyborg im Finnland, welches er in seinem Gedicht »Das Landgut« im Jahre 1810 beschrieb. Es gelang ihm - dank der Unterstützung der Zarin-Mutter Maria Feodorowna - die Bibliothek seines 1796 verstorbenen Freundes La Fermières auf seinem Gut unterzubringen.

In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte sich der Dichter und Schriftsteller hauptsächlich mit seinem lyrischen Werk und seiner umfangreichen Korrespondenz. Er investierte auch noch viel Zeit in die Gestaltung seines Gartens.

Ludwig Heinrich von Nicolay starb 18.11.1820 auf seinem Gut Monrepos.

Werke:

  • Alcinens Insel, 1778
  • Zerbin und Bella, 1779
  • Reinhold und Angelika, 1781-1784
  • Das Landgut Monrepos in Finnland, 1804

Gesammelte Werke:

von Gottfried August Bürger
  • Elegien und Briefe., 1760
  • Verse und Prosa., 1773
  • Vermischte Gedichte., 1778-1786
  • Vermischte Gedichte und prosaische Schriften., 1792-1810
  • Theatralische Werke., 1811
  • Poetische Werke., 1817

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