Nikolaus Müller

* 06.05.1770 in Mainz
† 14.06.1851 in Mainz

Nikolaus Müller wurde am 06.05.1770 als eines von 17 Kindern eines Mainzer Kaufmannsehepaares geboren. Er und fünf seiner Brüder besuchten zunächst das Gymnasium seiner Vaterstadt Mainz und anschließend die kurfürstliche Universität. Er beendete seine Studien im Jahre 1788 mit dem Abschluss eines Bakkalaureus und Magisters. Seine späteren Medizinstudien brach er jedoch schon nach kurzer Zeit wieder ab. Bereits im Alter von sieben Jahren soll er eigene Parodien auf Kirchen- und Volkslieder angefertigt haben.

Nach seinem Studium arbeitete Nikolaus Müller zunächst als Theatermaler. Und im Alter von gerade einmal sechzehn Jahren hatte er im Jahre 1786 bereits erste Gedichtbände veröffentlicht. Auch wurden erste Stücke auf den Mainzer Bühnen aufgeführt.

Als im Oktober 1792 französische Revolutionstruppen unter General Custine die kurfürstliche Stadt Mainz besetzten, schloss sich der junge Müller auch den Jakobinerklub an. Er trat der »Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit« bei. Während der Mainzer Republik hielt der junge Student dort zahlreiche politische Reden. Er gehörte auch den Comité d’instruction und dem Comité de surveillance an.

Ende Januar 1793 gründete Peter Nikolaus Theyer im ehemaligen kurfürstlichen Marstall in der Großen Bleiche ein provisorisches Theater. Für dieses »Liebhabertheater« schrieb Müller nach eigenen Angaben zahlreiche Stücke. Gleichzeitig gründete Müller eine »Liebhabertheatergesellschaft«, der er als Direktor vorstand. Über den politischen Sinn der Theatergründung verfasste er folgendes kleines Gedicht:

Wohltätigkeit! Republik!
Die stolzen Tugenden, die wir sonst immerhin
Aus diesem Tempel weit entfernten,
Sie führen Euch hierher – Oh heiliger Gewinn,
Den wir mit Schweiß auf diesen Brettern ernten!

Das republikanisch gesinnte Theater stellte seinen Betrieb ein, als der ehemalige kurfürstliche Marstall durch Brandbomben während der preußischen Belagerung 1793 zerstört wurde.

Nach der Übergabe der Stadt Mainz an preußische Truppen am 24.07.1793 verließ Nikolaus Müller die rheinische Stadt und zog als Soldat der französischen Revolutionsarmee nach Paris.

In Paris entfremdete sich der Theatermaler und deutsche Jakobiner durch die herrschende Terrorregierung Robespierres nachhaltig vom Gedankengut der Französischen Revolution. Er litt an einer Nervenkrankheit, die ihn auch für längere Zeit ans Bett fesselte. Von den Idealen der Französischen Revolution desillusioniert schränkte der Mainzer Jakobiner seine politische Betätigung in der Folgezeit deutlich ein.

Nach seiner Genesung setzte er seine künstlerische Ausbildung bei Jacques-Louis David fort. Hiervon zeugen seine nachgelassenen Notizen, in denen er die Werke seines Freundes und Lehrers ausführlich beschrieb. In dieser Zeit malte er auch zahlreiche Portraits in Pastell und fertigte für das Théatre Faydeau ein großes Bühnenbild mit dem Motiv eines Grabgewölbes für Romeo und Julia an.

Im Jahre 1794 verließ er Paris und verbrachte die nächsten Jahre unter anderem in Straßburg oder Landau am Bodensee tätig. In jenen Jahren ging er zahlreichen Beschäftigungen, wie der eines Branntweinbrenners oder Forstinspektors, nach. Aber immer war er auch als Schriftsteller und Maler tätig.

Er errichtete in Koblenz und Bingen am 14.01.1798 einen Freiheitsbaum und traf am 20.02.1798 wieder in seiner Vaterstadt Mainz ein. Er gründete eine private Zeichenschule und veröffentlichte im Jahre 1799 zusammen mit seinem Freund Friedrich Lehne den Gedichtband »Republikanische Gedichte«. Seine Beziehungen zu ehemaligen Weggefährten der Klubistenzeit hielt Müller noch viele Jahre aufrecht. Im Jahre aufrecht, so fand man noch 1810 in seinen Gedichten Ehrenbezeugungen für seine ehemaligen Lehrer Adam Lux und Georg Forster, die beide als Abgesandte des Rheinisch-deutschen Nationalkonvents nach Paris entsandt wurden. Er verfasste auch zahlreiche programmatische Lieder, die sich an bekannte Melodien anlehnten, wie zum Beispiel die Hymne »An die Gleichheit«. Diese war an Friedrich Schillers »An die Freude« angelehnt.

Im Jahre 1802 wurde Müller zum Professor für Ästhetik und Zeichenkunst am Lyzeum zu Mainz und drei Jahre später auch zum Konservator der Mainzer Gemäldegalerie, die kurz zuvor von Kaiser Napoléongegründet wurde. In den folgenden Jahren beschrieb der Künstler den Gemäldebestand im »Rheinischen Archiv für Geschichte und Litteratur«. In diesen Aufsätzen zeigte Nikolaus Müller sich als sachverständig und bot seinen umfangreichen Wissensschatz an. So schrieb er über Albrecht Dürer, Andrea del Sarto, Jordaens oder Poussin. Auch fand sein Aufsatz anlässlich des 300. Todestages von Raffael entsprechende Aufmerksamkeit.

Nach der Übergabe der Stadt Mainz an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt im Jahre 1816 blieb der Lehrer Müller, trotz seiner politischen Vergangenheit als Jakobiner, weiterhin als Professor am Lyzeum tätig.

Das Theaterinteresse von Nikolaus Müller erlosch auch im späteren Jahren nicht. So empfahl er im Jahre 1823 der Stadt Mainz den Unterhalt des Theaters komplett zu übernehmen. In der Vergangenheit beteiligte sich der hessische Großherzog an den Kosten. Von seinen eigenen Werken als Maler ist heute jedoch so gut wie nichts mehr bekannt. Aus einigen seiner Publikationen sind Hinweise auf Portraits und historische Landschaften bekannt.

Seit dem Jahre 1800 beschäftigte sich Nikolaus Müller mit indischer und orientalischer Literatur und Mythologie. »Die Lieder von Boas. Ein Vermächtnis aus dem Orient in 12 Gesängen mit Glossarium« wurde jedoch nie gedruckt. Er stürzte sich bei seiner im Jahre 1822 veröffentlichten Schrift »Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindu« auf die Thesen und Werke der Orientalisten Herder, Creuzer und Hammer-Purgstall. Es handelte sich dabei um ein Frühwerk der Indeologie in Deutschland, welches jedoch in der allgemeinen Wissenschaftslehre kaum Aufmerksamkeit erregte. Müller wandte sich in diesem Werk gegen den europäischen hellenistischen Fanatismus und stellte diesem die Brahamantike - eine Wortschöpfung Müllers - gegenüber. Durch die Kolonialisierung des Landes fände man diese jedoch nur noch bruchstückhaft vor. und würde deshalb in Europa verkannt.

In seinem zweiten Werk beschäftigte sich Müller im Jahre 1831 mit dem Mithra-Kult. und das Mithräum von Heddenheim. Im Jahre 1831 veröffentlichte er seine Forschungsergebnisse in dem Werk »Mithra«.

Im Jahre 1837 sprach sich der Gelehrte für die Schaffung von Gelehrtenvereinen aus. Im Jahre 1841 gehörte er zu den Mitbegründern des Mainzer Altertumsvereins.

Er war seit dem Jahre 1801 in erster Ehe mit Maria Anna Fachinger. Dieser im Jahre 1820 geschiedenen Ehe entstammte sein Sohn Johann Baptist Eduard Müller, der später mit der Mainzer Malerin Rosa Achenbach verheiratet war. In zweiter Ehe heiratete Nikolaus Müller im Jahre 1826 Anna Maria Achenbach.

Bis ins hohe Alter konnte er sowohl seine körperlichen als auch sene geistigen Kräfte erhalten. Professor Nikolaus Müller starb am 14.06.1851 in seiner Vaterstadt Mainz im Alter von 81 Jahren. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Mainzer Hauptfriedhof.

Theaterstücke:

  • Der Aristokrat in der Klemme, 1792
  • Der Freiheitsbaum 1796

Gedichte:

  • Republikanische Gedichte, 1800
  • Liederbuch für die Veteranen der großen Napoleonsarmee von 1803-1814, 1837

Wissenschaftliche Werke:

  • Glaube, Wissen und Kunst der alten Hindus in ursprünglicher Gestalt und im Gewande der Symbolik, 1822
  • Mithras. Eine vergleichende Übersicht der berühmteren mithräuischen Denkmälerund erklärung des Ursprungs ihrer Symbole, 1831
  • Über Gelehrtenvereine, insbesondere über die Wichtigkeit der historischen und alterthumsforschenden Gesellschaften, 1842

Letzte Änderung der Seite: 26. 06. 2023 - 00:06