Johann Heinrich Friedrich Müller

* 20.02.1738 in Aderstedt
† 08.08.1815 in Wien

Johann Heinrich Friedrich Müller wurde vermutlich als Johann Schröder in Aderstedt geboren. Bereits nach dem frühen Tod des Vaters besuchte er ab dem Jahre 1749 die Lateinschule des Waisenhauses in Halle/Saale.

Er floh jedoch von der Schule, als er versehentlich einen Brand legte. Auf der Flucht schloss sich Müller Puppenspielern an, die gerade aus Lauchstädt kamen. Diese Begegnung übte auf den jungen Mann einen großen Einfluss aus. So spielte er ein Stück, dass er extra für die Theatergruppe geschrieben hatte, auf einer eigenhändig gebastelten Bühne. Doch durch die Entzündung von Schießpulver explodierte die Bühne.

Johann Heinrich Müller floh erneut, diesmal zu seinem Bruder. Dieser war Pfarrer und schickte ihm auf die Domschule zu Magdeburg. Durch Franziskus Schuch (1716-1763), der das königliche Privileg besaß in allen größeren Städten Preußens ein Theater zu eröffnen, wurde er in der Schauspielerei unterrichtet. In jener Zeit nahm er auch den Namen Müller an. Gleichzeitig unterrichtete er als Privatlehrer auch die drei Kinder seines Prinzipals Franz (1741-1771), Christian und Wilhelm.

Seinen ersten öffentlichen Bühnenauftritt hatte der Schauspieler in der Potsdamer Garnisionskirche. Er bereiste als Angehöriger der Schuch’schen Schauspielgesellschaft weit in Preußen rum. So trat er in Stettin, Berlin, Breslau, Frankfurt/Oder oder auch in Küstrin auf. Er wechselte nach Hamburg zu Schönemann. Dort trat er auf bedeutende Schauspieler, wie beispielsweise Eckhof, Stacke, Fabrizius oder Kirchhof. Er fand schließlich im Theater des Grafen Hoditz (1706-1778) als erster Liebhaber eine Anstellung. Er war vier ganze Jahre für den Grafen nicht nur als Schauspieler sondern auch als Direktor seiner Theater, Bibliothekar, Oberjägermeister, Sonnenpriester, Professor seiner ihm untertänigen Jugend in der Geographie, Historie, Numismatik, Heraldik und sein Sekretär tätig.

Im Jahre 1763 trat er schließlich das erste Mal als Schauspieler am Wiener Hoftheater auf. Hier sollte er ganze 39 Jahre lang auf der Bühne stehen und im Laufe der Jahre zahlreiche Charakterrollen, komische oder berührende Bedienstete spielen. Stets erfreute er sich der Gunst des Wiener Publikums. Im Jahre 1776 reiste Müller im Auftrage Kaiser Joseph II. an die führenden deutschen Theater um hierüber einen Bericht zu verfassen. Gleichzeitig sollte er auch mehrere gute Schauspieler für das Hoftheater des Kaisers in Wien gewinnen, da dieser sich mit der Gründung eines deutschen Nationaltheaters beschäftigte. Die Reise dauerte gut ein Jahr und er kam nach Berlin, Dresden, Hamburg, Leipzig, Braunschweig oder Wolfenbüttel, wo er die Theater kennenlernte. Gleichzeitig lernte er Schriftsteller wie Ramler, Gleim, die Karschin, Lessing oder Klinger.

Später gründete er noch eine Schule für junge Schauspieler und eine Theaterbibliothek. Seinen letzten Bühnenauftritt hatte Müller am 17.12.1801 am k.k. Theater am Kärnthnertor in Kotzebues »Bruderzwist«.

Nach seiner schauspielerischen Karriere führte er eine Schauspielgesellschaft, die durch den Fürsten Alois von Liechtenstein finanziert wurde, die in Penzing bei Wien im Sommer Auftritte gab. Nach dem Tode des Fürsten im Jahre 1805 wurde auch die Theatergesellschaft aufgelöst.

Auch als Librettist konnte sich Müllerc einen Namen beim Publikum machen. So stammten aus seiner Feder die Nr. 11 – 13 des Singspiellibrettos »Bastien und Bastienne«, das in den Jahren 1767/68 entstand. Die Musik stammte von Wolfgang Amadeus Mozart. Er war auch als Histograph der Wiener Bühnen und der deutschen Theater tätig.

Der Schauspieler Johann Heinrich Müller war der Schwiegervater des Malers Heinrich Friedrich Füger. Dieser heiratete Müllers Tochter Josephine Hortense (1766-1808). Sein Sohn Friedrich (1768-1843), der zwischen 1785 und 1804 ebenfalls am Wiener Hoftheater eine Anstellung als Schauspieler fand, wurde später k.k. Kammerdiener. Auch seine beiden anderen Schwestern Anna (1771-1842) und Victoria (1781-1802) waren Schauspielerinnen.

Johann Heinrich Müller starb am 08.08.1815 im Alter von 77 Jahren.

Bühnenstücke:

  • Der Ball oder der versetzte Schmuck, Wien 1770
  • Vier Narren in einer Person, Wien 1770
  • Stirbt der Fuchs, so gilt’s der Balg, Wien 1771
  • Gräfin Tarnow, Wien 1771
  • Die Insel der Liebe oder Amor, Erforscher der Herzen, Wien 1773
  • Präsentirt das Gewehr, Wien 1775

Theatergeschichte:

  • Genaue Nachrichten von den beyden k. k. Schaubühnen und anderen öffentlichen Ergötzlichkeiten in Wien, Wien 1772
  • Tagebuch von beyden k. k. Theatern in Wien, Wien 1775
  • J. H. F. Müller’s Abschied von der k. k. Hof- und National-Schaubühne, Wien 1802

Letzte Änderung der Seite: 26. 06. 2023 - 00:06