Claude-François de Malet
* 28.06.1754 in Dole
† 29.10.1812 in Paris

Claude François Malet wurde am 28.06.1754 in Dole im französischen Jura geboren, Seine Eltern waren Jean de Malet der Kapitän im Kavallerieregiment Beauvilliers, und seine Frau Gabrielle Febvre.
Er trat im Alter von gerade einmal 16 Jahren in die königlich französische Armee ein und gehörte den Grauen Musketieren, einer Eliteeinheit, bei der alle Soldaten den Offiziersrang erhielten, bis zur deren Auflösung im Jahre 1775 an. Durch Dekret vom 15.12.1775 wurde er im Rang eines Leutnants auf Viertelsold gesetzt und so kehrte er wieder zur Familie nach Dole zurück.
Etwa 10 Jahre später begegnete er der gerade einmal 17jährigen Denise de Balay. Da keiner der Verehrer der jungen Frau, den Vorstellungen ihrer Eltern entsprach, war sie entschlossen in ein Kloster einzutreten. Während der kirchlichen Zeromonie in der Kirche von Arbois erschallten plötzlich Rufe aus dem Publikum. »Das Opfer muss ausgeliefert werden«, so sprach Malet mit der jungen Frau. Er machte schließlich ihren Eltern einen Heiratsantrag und am 09.01.1788 gaben sie sich das Ja-Wort und ließen sich in Dole nieder. Kurz nach der Eheschließung wurde der Sohn Aristide geboren.
Nach Ausbruch der Französischen Revolution wurde er ein begeisterter Anhänger des revolutionären Gedankenguts und so trat er im Jahre 1790 an die Spitze der Nationalgarde seiner Heimatstad Dole. Er nahm am Föderationsfest des Jahres 1790 in Paris teil. Nachdem der Wohlfahrtsausschuss beschlossen hatte, das Adelige den Militärdienst zu quittieren haben, verließ er auch die Armee. Nach Abschaffung der Terrorherrschaft trat er erneut in die französische Revolutionsarmee ein und fand eine Anstellung im 50. Infanterie Regiment in der Rheinarmee eine neue Anstellung, wurde jedoch 1795 wegen eines Überschusses an Offizieren erneut entlassen.
Im März 1797 meldete der leidenschaftliche Offizier sich erneut als Stabschef zur 6. Militär Division und im Jahre 1799 wurde er Stabschef des Generals Championnet in der Alpenarmee und am 19.10.1799 erfolgte seine Beförderung zum Brigadegeneral für seinen Einsatz bei der Verteidigung des Kleinen St. Bernhard-Passes im Augst 1799. Er kämpfte 1801 in der Schweiz. Sowohl Championnet als auch Massena erwähnten den General mehrfach in ihren Berichten. Ihm wurde als Kommandeur in die Ehrenlegion aufgenommen. In seinem Schreiben an Lacépède, dem Großkanzler des Ordens der Ehrenlegion, fand er folgende Worte für die Auszeichnung:
Bürger, ich habe den Brief erhalten, in dem Sie mir das Vertrauensbekenntnis des Großen Rates der Ehrenlegion aussprechen. Es ist mir eine Ermutigung, mich einer Vereinigung, die auf der Liebe zum Vaterland und zur Freiheit beruht, immer würdiger zu erweisen.
Als überzeugter Republikaner lehnte er die Einrichtung des Konsulats mit Napoléon an der Spitze entschieden ab, ebenso stimmte er im Jahre 1804 gegen den Senatsbeschluss Napoléon zum erblichen Kaiser zu berufen. Er richtete nach dem Volksentscheid folgendes Glückwunschschreiben an den Ersten Konsul und zukünftigen Kaiser:
Bürger Erster Konsul, wir schließen uns den Wünschen der Franzosen an, die ihr Land glücklich und frei sehen wollen. Wenn ein erbliches Kaiserreich die einzige Zuflucht vor Fraktionen ist, dann seien Sie Kaiser, aber nutzen Sie die gesamte Autorität, die Ihnen Ihre höchste Magistratur verleiht, damit diese neue Regierungsform so beschaffen ist, dass wir vor der Unfähigkeit oder Tyrannei Ihrer Nachfolger geschützt sind und dass wir durch die Abtretung eines so kostbaren Teils unserer Freiheit nicht eines Tages von unseren Kindern den Vorwurf auf uns ziehen, ihre Freiheit geopfert zu haben.
Gleichzeitig schrieb er an Divisionsgeneral Gobert, einen befreundeten General:
Ich dachte, wenn man durch zwingende Umstände gezwungen ist, eine solche Zustimmung zu geben, muss man etwas Würde hineinlegen und darf nicht zu sehr den Fröschen ähneln, die nach einem König verlangen.
Im Jahre 1805 erhielt General Malet von Kaiser Napoléon das Kommando über das Generalgouvernement von Pavia übertragen. Doch auf Grund seiner nicht versteckten republikanischen Gesinnung berief ihn der Kaiser jedoch im Jahre 1807 von diesem Dienstposten wieder ab. Offiziell wurde dem Gouverneur vorgeworfen, dass er übermäßige Gebühren eingenommen habe. So musste er sich in Paris vor Gericht verantworten.
Malet umgab sich in Paris mit einer kleinen Gruppe Oppositioneller, die sich in der »Société des Philadelphes« zusammenschlossen. Gemeinsam plante man einen Staatsstreich gegen Bonaparte vor. Die Verschwörer beabsichtigten nach der Abreise des Kaisers nach Bayonne einen falschen Beschluss des Senats zu verbreiten, in dem Napoléon zum Gesetzlosen erklärt und die Regierungsgeschäfte durch ein neunköpfiges Direktorium wahrgenommen werden würden. Doch noch bevor die Verschwörung ausgeführt werden konnte, wurde sie entdeckt. Malet wurde mit seinen Mitverschwörern verhaftet. Doch statt vor Gericht gestellt zu werden, überwies der neue Polizeiminister Anne-Jean-Marie-René Savary, Duc de Rovigo ihn in die Nervenanstalt des Doktors Dubuisson im Osten von Paris. Hier konnte er trotz polizeilicher Überwachungsmaßnahmen den engen Austausch mit Oppositionellen weiterhin pflegen.
In seiner Zeit in der Nervenheilanstalt gelang es dem General ein weit verzweigtes Netzwerk aus republikanischen und royalistischen Anhängern und auch oppositionellen Militärs zu knüpfen. So stand er insbesondere mit der von Charles Nodier im Jahre 1797 gegründeten »Société des Philadelphes« im Austausch. Ebenfalls pflegte er schon während seiner Gefängniszeit den Kontakt zur royalistischen Opposition um die Brüder Armand und Jules de Polignac. Beide Brüder, die sich 1810 in der gleichen Nervenheilanstalt aufhielten, gehörten bereits im Jahre 1804 zur Verschwörung um Georges Cadoudal. Über diese knüpfte er den Kontakt zu Bénigne und Ferdinand de Bertier, die den Geheimbund »Chevaliers de la Foi« gegründet. Dabei handelte es sich um einen royalistischen Geheimbund, der das Ziel verfolgte, die bourbonische Herrschaft in Frankreich wiederherzustellen.
Auch der Abbé Jean-Baptiste Lafon befand sich ebenfalls in Haus von Dubuissson. Er hatte sich im Jahre 1809 an der Verbreitung der Exkommunikationsbulle Papst Pius VII. beteiligt. Ihm sollte nach dem gescheiterten Staatsstreich neben Abbé Cajamano einzig die Flucht gelingen. Insgesamt wurde den Insassen der Nervenheilanstalt eine sehr großzügige Besucherfreiheit gestattet, sodass sie dieses Netzwerk fast ungestört aufbauen konnten.
Während des Russlandfeldzuges des Jahres 1812 sah er seine Chance gekommen, einen Staatsstreich gegen den in Russland befindlichen Kaiser Napoléon zu beginnen. So entfloh er in der Nacht vom 22. auf den 23.10.1812 gemeinsam mit dem Abbé Jean-Baptiste Lafon aus der Heilanstalt, die ihm als Gefängnis diente, und versuchte die Soldaten in den umliegenden Karsernen gegen den Kaiser aufzuwiegeln. So teilte er dem Platzkommandanten Pierre Augustin Hullin den Tod des Kaisers und die Errichtung einer provisorischen Regierung mit. Doch der Platzkommandant wurde misstrauisch und überwältigte den General und seine Helfer gemeinsam mit seinem Adjutanten.
Die Bereitwilligkeit, mit der sich die Soldaten General Malet anschlossen, zeigt wie schwache innenpolitische Stellung des Kaisertums während des Russlandfeldzuges. Inwieweit hier royalistische und republikanische Kreise offiziell zusammenarbeiteten, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren.
Bereits am folgenden Tag wurde Malet zusammen mit den Generälen Emmanuel-Maximilien-Joseph Guidal und Victor-Claude-Alexandré-Fanneau de Lahorie, die er aus dem Gefängnis La Force in Paris befreite, vor ein Militärgericht unter dem Vorsitz von Jean-François-Aimé Dejaean gestellt und zum Tode verurteilt.
Das Todesurteil wurde am 29.10.1812 auf der Champ de Grenelle durch ein Erschießungskommando vollstreckt. Seine letzte Ruhestätte fanden die Verschwörer au dem Friedhof Cimetière de Suppliciés.