Leopold Friedrich von Kleist

* 07.04.1780 in Frankfurt/Oder
† 04.06.1837 in Stolp

Leopold Friedrich von Kleist wurde am 07.04.1780 in Frankfurt an der Oder als Sohn von Joachim Friedrich von Kleist (1728-1788) und seiner zweiten Gattin Juliane Ulrike, geborene von Pannwitz (1746-1793) geboren. Er war der jüngere Bruder des Schriftstellers Heinrich von Kleist. Weitere Geschwister waren Friederike (1775-1811), Auguste (1776-1818) und die jüngere Schwester Juliane (1784-1856).

Kleist trat in das preußische Militär ein und beschritt die Offizierslaufbahn. Im Jahre 1799 stand er beim Regiment Garde in Potsdam in Garnison. Er nahm am Feldzug des Jahres 1806 teil. Während seiner aktiven Dienstzeit unterrichtete Leopold von Kleist den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm im Fechten. Er verließ den Militärdienst im Jahre 1811 im Range eines Majors.

Er fand eine Anstellung als Postmeister im hinterpommerschen Stolp, wo er bis zu seinem Tode am 04.06.1837 wirkte.

Bei einer Inspektionsreise machte der Kronprinz Friedrich Wilhelm auch in Stolp einen Halt. Anlässlich dieses Ereignisses veranstaltete die Stadt ein Festmahl, zu dem der Postmeister von Kleist jedoch nicht eingeladen war. Als der Kronprinz seinen alten Fechtlehrer vermisste, schickte man sofort nach diesem. Der ehemalige Offizier kleidete sich sofort an und eilte zum Festmahl. Kronprinz Friedrich Wilhelm empfing ihn mit besonderer Herzlichkeit und bestand zugleich darauf, dass er neben ihm Platz nehme.

Während des Mahls änderte Kleist plötzlich die Gesichtsfarbe und sank in sich zusammen. Ihn ereilte ein Schlaganfall und alle Versuche ihn wiederzubeleben scheiterten. Noch an der Festtafel verstarb der ehemalige Fechtlehrter des Kronprinzen.

Der Kronprinz, der sich auf sein Zimmer zurückzog, schrieb der Witwe Wilhelmine von Kleist (1788-1867) folgende Zeilen der persönlichen Anteilnahme.

Meine gnädige Frau!

Das Gefühl bei Ihren gerechten, tiefen Schmerze nur lästig zu sein, ja störend und verlegend zu wirken, hielt mich oben in meinem Zimmer zurück, als Sie den schweren traurigen Besuch in diesem Hause machten. Möchten doch diese Zeilen nicht dieselbe Wirkung thun, die ich von meiner Einmischung in die Trauerscene befürchtete! Es ist die reinste, herzlichste, tiefgefühlte Theilnahme, die mich an Sie schreiben heißt. Sie wissen, welch ein alter, lieber Bekannter Herr von Kleist mir war. Sein erschütterndes plötzliches Ende in meinem Zimmer und in meiner Gegenwart, hat auf mich einen unauslöschlichen Eindruck gemacht. – Ich habe das schmerzliche Ereignis sogleich an des Königs Majestät angezeigt, Dessen Gnade der theure Verewigte sich besonders zu erfreuen hatte, und Ihn gebeten, sich der verwitweten Familie anzunehmen, im Fall der Verhältnisse solches wünschenswerth machen sollten; und nach meiner Rückkunft nach Berlin soll es mir Pflicht sein, wo es irgend thunlich, Ihr Interesse zu befördern. – Gottes reichster Trost möge mit Ihnen seyn, meine gnädige Frau! – Nehmen Sie diese flüchtigen, in größter Erschütterung geschriebenen Zeilen gütig und nachsichtig auf und beweisen Sie mir das, indem Sie mir nicht antworten; darum bitte ich. – Sie haben den furchtbaren Schlag wie eine Christin aus der Hand des Herrn über Leben und Tod aufgenommen; sein Segen wird nicht ausbleiben. – Ihr ergebener Diener

(gez.) Friedrich Wilhelm,
Kronprinz


Stolpe, den 4. Juni 1837.

Der Kondolenzbrief des Kronprinzen wurde in der zeitgenössischen Presse veröffentlicht und erfreute sich großer Aufmerksamkeit.

 


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