Friedrich Christoph Förster
* 24.09.1791 in Münchengroßerstädt bei Kamburg
† 08.11.1868 in Berlin
Am 24.09.1791 wurde dem Pfarrer Karl Christoph Förster und seiner Gattin der 2. Sohn Friedrich Christoph Förster geboren. Fritz - wie er zeitlebens genannt wurde - besuchte bereits im Alter von 14 Jahren 1805 das Gymnasium von Altenburg und erwarb sich durch die Unterstützung der Lehrer eine umfassende Ausbildung. Insbesondere der Direktor des Gymnasiums August Matthiae (1769-1835) weckte in dem Jungen die Vorliebe für griechische Sprache und Literatur und sowie griechische Plastik. Prof. Messerschmidt (1776-1832) weckte mit zahlreichen klassischen Autoren wie Homer, Horaz und anderen sein Interesse für die Dichtkunst. Förster verließ das Gymnasium in Altenburg mit einem hervorragend guten Examen, in dem auch seine dichterischen Anlagen nicht unerwähnt blieben.
Bevor er im Frühjahr 1809 an der Universität zu Jena seine Studien aufnahm, reiste er noch nach Dresden um sich das Antikenkabinett und die Sammlung der Mengs´schen Abgüsse anzusehen und seinem Bezug zur antiken Kunst zu vertiefen.
Auf dieser Reise traf Förster in Freiberg/Sachsen auch mit dem jungen Dichter Karl Theodor Körner (1791-1813) zusammen. Es war der Beginn einer innigen Freundschaft. Theodor Körner führte den jungen Dichter Förster auch in seinem Elternhaus in Dresden ein. Schließlich war Christian Gottlfried Körner seinerzeit ein Förderer des jungen Friedrich Schiller gewesen.
Der junge Förster widmete sich voller Eifer seinen Studien, war aber auch ein gefürchteter Schläger und Fechter. Im jugendlichen Übermut ließ er manchmal sogar mehrere Fechter zugleich auf die Mensur fordern. Als Senior der Landsmannschaft Saxonia, in welcher vor allem das deutsche Bewusstsein seine Wurzeln fand, gewann er zahlreiche Mitstudenten zu der Verpflichtung, auf Ehrenwort, beim ersten Ruf zur Befreiung des Vaterlandes zu den Waffen zu greifen und sich in die Reihen der Befreier sich einzureihen. Nachdem er sein Theologiestudium im Herbst 1811 erfolgreich abgeschlossen hatte, ging er nach Rüdesheim.
Nach erfolgreichen Kandidatenexamen nahm er in einem gräflichen Hause zu Dresden die Informatorstelle an. Nun hatte er auch wieder mehr Zeit, um sich dem Studium der klassischen Kunst zu widmen.
Nach dem vernichtenden Russlandfeldzug Kaiser Napoléons im Jahre 1812 und dem Aufruf König Friedrich Wilhelm III. »An mein Volk!« gehörte Förster zu den Ersten, die das Jenaer Versprechen einlösten und zu den Waffen eilten. Zusammen mit Theodor Körner trat er in das Lützowsche Freikorps ein und wurde sehr bald zum Offizier befördert.
In dieser Zeit ließ er auch einen »Schlachtenruf an die erwachten Deutschen« in denen er einige kriegerische Gedichte sammelte. General Blücher gab vor dem Druck sein Einverständnis, was zuvor durch die sächsische Zensur verweigert wurde.
In der Schlacht an der Göhrde, in der auch Eleonore Prochaska tödlich verwundet wurde, wurde Förster durch zwei feindliche Kugeln am rechten Oberarm verwundet. Für die Eroberung einer feindlichen Batterie erhielt er später das Eiserne Kreuz. Nach dem 1. Pariser Frieden im Frühjahr 1814 entschied er sich für eine weitere Laufbahn im preußischen Heere.
Mit seinem neuen Regiment ging er nach Berlin, wo er seine wissenschaftlichen Studien fortsetzen konnte. Nach Napoléons Rückkehr von Elba 1815 kämpfte Förster erneut in der vordersten Front mit und wurde bei Belle-Alliance so schwer verwundet, das man ihn zunächst für tot hielt.
Nach seiner Genesung bemühte sich Förster um die Wiedergewinnung ehemals preußischer Kunstschätze und Literatur. Nach seiner Rückkehr nach Berlin fand er an der Ingenieur- und Artillerieschule als Lehrer für Kriegsgeschichte ein neues Aufgabenfeld.
Im Jahre 1817 veröffentlichte er einen Artikel in der »Nemesis« in dem er die um sich greifende Reaktion angriff und die 1813 versprochenen Reformen des Staates einforderte. Im Zuge dieses Artikels wurde er im gleichen Jahr aus der Armee entlassen. Die Zeit nach der Entlassung aus dem Militärdienst nutzte Förster um den Poeten der Befreiungskriege ein literarisches Denkmal zu setzen. »Sängerbund« versammelte Werke von Ludwig Tieck, Max von Schenkendorf, Clemens Brentano, Achim von Armin und zahlreichen anderen in diesem Werk. In dieser Zeit verliebte er sich Laura, die Tochter des Lehrers Gedike. In dieser Zeit - ein Lehrstuhl an der Universität blieb ihm verwehrt - widmete er sich ganz der Schriftstellerei.
Es entstanden in dieser Zeit zahlreiche Werke als Historiker. Neben einer Darstellung des Tiroler Volksaufstandes von 1809 setzte er sich insbesondere mit der preußischen Militärgeschichte auseinander. So schrieb er eine Biographie über den preußischen Feldmarschall Fürsten Blücher von Wahlstadt. In dieser Zeit fielen auch die Gründung der »Neuen Berliner Monatsschrift für Wissenschaft und Kunst« und die Beteiligung an anderen Zeitschriften.
Friedrich Förster sah sich immer als Preuße, auch wenn die staatliche Autorität es ihm nicht immer einfach machten sollte. So war Preußen in seinen Augen die einzige Macht, die Deutschlands Ehre, Kraft und Macht wiederherstellen konnte. Durch seine Bekanntschaft mit dem Philosophen Hegel, der 1818 die Nachfolge des 1814 verstorbenen Fichte übernahm, änderte sich auch seine politische Einstellung.
Hegel bändigte den bei dem Studenten herrschenden jugendlichen Freiheitsdrang, indem er ein neues höheres Ziel ins Auge fasste. So ward nach seiner Auffassung dem menschlichen Wissen keine Grenze gesetzt sondern sah das Erreichen der geistigen Freiheit als höchstes anzustrebendes Ziel an. Förster war von der neuen Lehre schnell eingenommen worden und rasch gehörte er zum engeren Freundeskreis des Philosophen und wurde einer seiner großen Anhänger. Auch in höheren gesellschaftlichen Kreisen wurde die politische Gesinnungswandel gewürdigt.
In seiner Dichtung lebten die Befreiungskriege immer wieder auf. So beteiligte er sich regelmäßig an den alljährlichen Jahrestagen des königlichen Aufrufs »An mein Volk«. Auf seine Initiative wurde auch der »Wissenschaftliche Kunstverein« gegründet, dem er mit großem Engagement bis zu seinem Tode verbunden war. Auch der Dichtkunst blieb er zeitlebens treu, seine Gedichte galten in der Regel der Erinnerung der Freiheitskriege. Zelter und Reichart gaben zahlreichen Gedichten eine entsprechende Melodie.
Durch den Grafen Arnheim wurde er nach Mecklenburg eingeladen, das Familienarchiv des Grafen aus historischer Sicht zu durchforsten. Graf Arnheim war ein Nachkommen des Feldmarschalls Armin, der im Dreißigjährigen Krieg gegen Österreich kämpfte. Förster folgte dem Ruf und fand damit eine umfangreiche Quellensammlung für seine zukünftigen Wallenstein-Studien. In Wien besuchte er das kaiserliche Reichsarchiv, wo er von Kaiser Franz I. die Genehmigung zur unbeschränkten Nutzung erhielt. Durch diesen Besuch erhielt er zum einen die Bestätigung seiner mecklenburgischen Forschungen aber auch neue Erkenntnisse. Im Jahre 1834 erschien seine Wallenstein-Biographie.
Während der Revolution von 1848 trat er zur Verteidigung des Berliner Zeughauses an. Das Wort König Friedrich Wilhelm IV. »Preußen geht in Deutschland auf!« nahm er zu wörtlich und zog sich die Ungnade des Königs zu. Er musste die - noch im königlichen Schloss befindliche - Kunstsammlung in die Bibliothek wechseln. Er erhielt zusätzlich noch die englische und spanische neuere Literatur zu seinem Aufgabenbereich dazu. Nachdem die Kunstsammlung in das neue Museum überführt wurde, erhielt er sein altes Amt zurück. Förster bearbeitete in dieser Zeit einige Shakespeare-Stücke für das Theater und veröffentlichte mehrere Gedichtbände. Auch veröffentlichte er eine Fortsetzung von Chamissos »Peter Schlemihls«.
Nach 1849 bearbeitete er auch Themen der neuesten preußischen Geschichte, dies sah er als persönliche Lebensaufgabe.
Nach dem Tode seiner Frau 1863 Laura verlor Förster auch seinen Lebenssinn, der ihm bisher in keiner noch so schweren Schicksalsstunde verlassen hatte. Er beteiligte sich zwar noch an der Herausgabe der Hegelschen Werke, sein Schwerpunkt waren die ästhetischen Schriften. Auch an der Hempelschen Ausgabe von Goethes Werken, welche Förster eine Dichterbiographie voranstellte.
Er begann auch noch mit seiner Biographie, wo an seinem Todestage nur einige Bögen mit Jugenderinnerungen beschrieben waren. Er starb am 08.11.1868 - der Todestag seines Vaters.
Werke:
- Beiträge zur neueren Kriegsgeschichte, 1816
- Die Sängerfahrt für Freunde der Dichtkunst und Malerei, 1818
- Grundzüge der Geschichte des preussischen Staates, 1818
- Der Feldmarschall Blücher und seine Umgebungen, 1820
- Handbuch der Geschichte, Geographie und Statistik des preussischen Reichs, 1820-22
- Friedrichs des Großen Jugendjahre, Bildung und Geist, 1822
- Ungedruckten eigenhändigen vertraulichen Briefe und amtlichen Schreiben Albrechts von Wallenstein, 1828-29
- Briefe eines Lebenden (eine italienische Reise), 1831
- Gustav Adolph, ein historisches Drama, 1832
- Albrecht von Wallenstein, 1834
- Geschichte Friedrich Wilhelms I., Königs von Preußen, 1834-35
- Die Höfe und Kabinette Europas im 18. Jahrhundert, 1836-39
- Kriegslieder, Romanzen, Erzählungen und Legenden, 1838
- Urkundenbuch, 1839
- Leben und Thaten Friedrich des Großen, 1840-41
- Die Perle von Lindahaide, 1841
- Christoph Columbus, 1842-43
- Wallensteins Prozeß vor den Schranken des Weltgerichts und des k. k. Fiskus zu Prag. Mit noch bisher ungedruckten Urkunden, 1844
- Peter Schlemihls Heimkehr, 1849
- Gedichte, 1838
- Preußens Helden im Krieg und Frieden, neuere und neuste preussische Geschichte vom Großen Kurfürsten bis auf unsere Tage, 1849-60 mit dem Bänden Der Große Kurfürst, Friedrich I., Friedrich Wilhelm I., Friedrich II., Die Befreiungskriege, Von Elba nach St. Helena, Ligny und Waterloo
- Kunst und Leben" (Hg. H. Kletke), 1873