Marie Ellenrieder

* 20.03.1791 in Konstanz
† 05.06.1863 in Konstanz

Geboren wurde Marie Ellenrieder als vierte und jüngste Tochter von Konrad Ellenrieder, einem Uhrmacher, und seiner Frau Maria Anna Elisabeth Hermann. Ihr Großvater väterlicherseits war der Barockmaler Franz Ludwig Hermann, der wenige Monate nach ihrer Geburt starb.

Sie verbrachte ihre Schulzeit bei den Dominikanerinnen in der Klosterschule Zoffingen in Konstanz. Im Anschluss ging sie ab dem Jahre  1810 bei dem Miniaturmaler und Lehrer Joseph Einsle in die Lehre. Sie erhielt im Jahre 1813 als erste Frau die Erlaubnis an der Münchener Kunstakademie ein Studium aufzunehmen. Sie trug sich am 27.07. unter der Matrikel-Nr. 229 als Studentin ein. Hierbei unterstützte sie der Konstanzer Generalvikar Ignaz Heinrich von Wessenberg, indem er sich beim Leiter der Akademie, Johann Peter von Langer, für sie einsetzte. Nach ihrem erfolgreichen Abschluss an der Münchner Akademie wurde sie an den südwestdeutschen Fürstenhöfen als Malerin tätig und produzierte neben Gemälden auch zahlreiche katholische Sakralkunst.

Im Jahre 1818 erhielt sie von den in Sigmaringen ansässigen Hohenzollern den Auftrag, die Fürsten und deren Kinder zu porträtieren. Im folgenden Jahr weilte sie am Fürstenbergischen Hof um die Portraits des fürstlichen Paares Carl Egon II. und seiner Gattin Amalie anzufertigen. Im gleichen Jahr wurde sie von der Pfarrgemeinde Ichenheim mit der Erstellung von 3 Altarbildern für die neu erbaute Kirche St. Nikolaus zu erstellen.

Im Jahre 1820 wurde sie nach Karlsruhe gerufen um vom jungen Erbprinzen Leopold von Baden und seiner Gattin Portraits anzufertigen. Die Jahre von 1817 bis 1822 gelten als ihre produktivste Zeit.

In den Jahren 1822 bis 1824 hielt sich die Künstlerin in Rom auf, wo sie ihre Techniken weiter verfeinerte und im Kontakt mit Louise Seidler, die sie bereits von der Münchner Kunstakademie kannte und in die Kreise der Nazarener einführt. Durch diese erhielt sie auch Kontakt mit Julius Schnorr von Carolsfeld, Philipp Veit, Friedrich Overbeck und anderen Nazarenern. Die Begegnung mit den Nazarenern prägte ihr weiteres künstlerisches Schaffen. Sie selbst fühlte sich jedoch trotz ihres großen Talents durch die Künstler des Nazarener-Bundes nicht ernst genommen.

Am 01.07.1824 verließ sie zusammen mit ihrer Freundin Katharina von Predl Rom und begab sich nach Florenz. Dort hielten sich die beiden Frauen beim Kupferstecher und Kunsthändler Johann Baptist Metzger auf. Ellenrieder nutzte ihren Aufenthalt um weiter zu arbeiten und zu studieren. So fertigte sie Kopien von Raffael oder Perugino an. Sie hielt sich über ein Jahr in Florenz auf ehe sie nach Baden kehrte.

In Baden widmete sie sich ganz und gar der religiösen Kunst. Im Jahre 1827 erhielt die Künstlerin als erste Frau des Badischen Kunstvereins eine Goldmedaille und Großherzog Ludwig verlieh ihr das Band zur des Vaterländischen Verdienstordens als Anerkennung.

1827 malte sie das Hochaltarbild der Pfarrkirche St. Barhalomäus in Ortenburg bei Offenburg, dass den Namenspatron der Kirche darstellte. Im Jahre 1836 fertigte sie für dieselbe Kirche ein Bild des Heiligen Josephs mit dem Jesuskinde für den rechten Seitenaltar an. Im Jahre 1828 erhielt sie bereits den Auftrag, für die neue Stadtkirche St. Stephan in Karlsruhe ein Großbild für den Hochaltar zu schaffen. Auf Grund der Ausmaße des Bildes von 4,70 x 3,20 Metern wieß ihr der Großherzog extra einen großen Arbeitsraum im Regierungsgebäude in Konstanz zu.

Im Jahre 1829 erhielt sie von Großherzog Ludwig den Titel einer Hofmalerin verliehen. Neben dem Titel erhielt sie auch ein jährliches Gehalt in Höhe von 300 Gulden. Im Jahre 1832 beauftragte der Großherzog sie mit der Schaffung eines Familienbildes, dass Großherzogin Sophie und ihre Kinder zeigen sollte. Für diesen Auftrag begab sich die Künstlerin zwei Jahre lang nach Karlsruhe und vollendete das Werk im Jahre 1834. Das Bild wurde später im Zähringer Museum in Baden-Baden ausgestellt.

In der zweiten Hälfte der 1830er Jahre zog sich die angesehene Künstlerin immer weiter ins Private zurück. In jener Zeit bot sie jedoch noch privaten Zeichenunterricht an. Eine ihrer Schülerinnen war Jenny von Droste zu Hülshoff

In den Jahren 1839/40 hielt sie sich nochmals in Rom auf, jedoch erhielt sie hier nicht die von ihr gehoffte weitere künstlerische Inspiration. Sie erkrankte nach ihrer Rückkehr schwer und kämpft sich wieder zurück. Erst 1845 konnte sie wieder mit einem Werk entsprechende Aufmerksamkeit erzielen.

In den Jahren 1847 und 1849 schuf sie noch zwei großformatige religiöse Gemälde für die englische Königin Victoria.

Nach der Revolutionswirren von 1848/49 gingen ihre Aufträge deutlich zurück, da Heiligenbilder nicht mehr dem Zeitgeist entsprachen.

Ihre Werke kamen beim zeitgenössischen Publikum sehr gut an, sodass man auch schon sehr früh damit begann diese als Kupferstiche oder Lithographien zu vervielfältigen.

Trotz ihres Erfolges war die Künstlerin Marie Ellenrieder zeitlebens nie wirklich glücklich. Auf Grund ihrer Taubheit war sie oft melancholisch, was durch den Tod ihres Vaters verstärkt wurde. Ihre Bilder verloren nach diesem einschneidenden Ereignis allen Elan und wirkten letztlich nur noch schematisch.

Marie Ellenrieder starb an den Folgen einer Erkältung unverheiratet am 05.06.1863 in ihrer Heimatstadt Konstanz, wo sie auf dem Hauptfriedhof ihre letzte Ruhestätte fand.

Werksverzeichnis:

  • Selbstbildnis Marie Ellenrieders, 1810
  • Portrait von Konrad Ellenrieder, 1810
  • Portrait der Mutter Maria Anna Ellenrieder, 1810
  • Portrait der Schwester Valentine und ihrer Kinder, 1810
  • Portrait der Schwester Anna, 1810
  • Portrait der Schwester Josephine, 1810
  • Portrait des Schwagers Nicolas Detrey, 1810
  • Portrait eines jungen Mannes, 1817
  • Junger Mann mit Bart, 1817
  • Portrait eines Jungen (vermutlich Carl Ecker), 1819
  • Ignaz Heinrich von Wessenberg, 1819
  • Kopf eines Greises, 1820er Jahre
  • Maria mit dem Jesusknaben an der Hand, 1824
  • Die Marter des Heiligen Stephan, 1827
  • Selbstbildnis Marie Ellenrieders, 1829
  • Die heilige Cäcilie, 1833
  • Maria im Rosenhag, 1834
  • Die heilige Felicitas mit ihren Söhnen
  • Portrait Großherzog Ludwig I. von Baden
  • Jesus als Kinderfreund, 1845
  • Die Taufe der Lydia, 1861
  • Maria mit dem Jesuskind (unvollendet)

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