Cloots, Johann Baptist

* 24.06.1755 in Gnadenthal bei Kleve
† 24.03.1794 in Paris

Johann Baptist Cloots kommt am 24.06.1755 als eines der sieben Kinder des angesehenen Hoflieferanten Thomas Franziskus Cloots auf Schloss Gnadenthal bei Kleve zur Welt. Der Vater, Als überzeugter Katholik, war ein aus den Niederlanden stammender Glaubensflüchtling, ließ seinem Sohn eine französische Erziehung angedeihen.

Im Alter von gerade einmal neun Jahren verließ Jean Baptist Cloots – wie er sich nun nannte – das elterliche Schloss und durchlief in den folgenden Jahren eine strenge klerikale Ausbildung nach Brüssel, Mons sowie an das Pariser Collège du Plessis, wo er sich für sechs Jahre aufhielt, geschickt. Doch schon früh fiel der Jüngling durch Kritik am Regelwerk seiner katholischen Ausbilder auf.

In Anschluss an seine Pariser Studien schickt der Vater den Knaben an die Berliner Militärakademie. Obwohl Cloots den preußischen König Friedrich II. wegen seiner philosophischen Neigungen schätze, lehnte er das preußische Militärwesen jedoch ab. Um dem Wunsch des Vaters zu entsprechen bricht er seine preußische Militärkarriere erst nach dessen Tode ab. Im Jahre 1775 lässt er sich, mit einem stattlichen Vermögen ausgestattet, in der französischen Hauptstadt Paris nieder.

In Paris wird der wohlerzogene und gebildete preußische Adelige mit offenen Armen empfangen. Er ist Gast in den renommiertesten Pariser Salons und kommt so mit Rousseau und Voltaire in persönlichen Kontakt. Beide Philosophen inspirierten den preußischen Adeligen zu eigenen Publikationen. Sein erster Versuch, ein Drama »Voltaire triomphant ou les pretres décus«.

Im Jahre 1780 erschien in London sein philosophisches Werk »La Certitude des Preuves du Mahométisme«, das er während eines Aufenthalts in Deutschland verfasste. In diesem Werk prangert er den kirchlichen Dogmatismus an, den er selbst während seiner Jugend erleben musste. Er entwickelte sich in den folgenden Jahren zu vehementen Gegner des Christentums und verschrieb sich, in Anlehnung an sein Vorbild Voltaire der Vernunft.Er widmete sich in dieser Zeit auch der Astronomie, Geologie und Physik. Durch sein vehementes Auftreten gegen die katholische Kirche gerät Cloots sowohl beim französischen Klerus als auch beim französischen Adel in Ungnade. Der drohenden Verfolgung versuchte er durch ausgedehnte Bildungsreisen durch Europa zu entgehen. So hielt er sich in London, Rom, Lissabon und Amsterdam auf. Im Jahre 1785 veröffentlichte er ein weiteres Buch »Voeux d'un Gallophile«. In dieser Schrift stellt er seine Vorstellungen einer politischen Reform in Frankreich dar.

Während eines Aufenthalts in Spanien erfuhr Cloots von den revolutionären Ereignissen in Paris, die mit dem Sturm auf die Bastille am 14.07.1789 ihren Höhepunkt erreichten, und machte sich sofort auf den Weg in seine Wahlheimat. Voller Begeisterung für die revolutionäre Sache wollte er sich persönlich ein Bild machen und selbst Einfluss nehmen. So schrieb er in der Folge führ zahlreiche revolutionäre Zeitungen und Zeitschriften, wie zum Beispiel für »La Chronique de Paris«, »Le Patriote francais«, »Les Annales patriotiques« oder auch »Les Révolutions de France« und ergriff auch das Wort in den politischen Pariser Klubs und Kundgebungen. Auf Grund seines deutschen Akzents und seiner an das Barock angelehnten bildhaften Sprache ließen ihn eine gewisse Berühmtheit erlangen. Er entschied sich nun seinen Adelstitel abzulegen und tretnnte sich auch von seinem christlichen Vornamen Jean Baptist und nennt sich nach dem griechischen Philosophen und Weltweisen Anarcharsis. Dieser lebte um das Jahr 590 und war nach Cloots das Vorbild für einen natürlichen Menschen.

Am 19.07.1790 erschien Anarcharsis Cloots an der Spitze einer aus 36 Köpfen bestehenden, multinationalen Delegation in der französischen Nationalversammlung und hob im Kreise der erstaunten Abgeordneten zu einer feierlichen Rede an, die sein teilweise verkleidetes Gefolge als eine »Deputation des Menschengeschlechts« an das revolutionäre Frankreich präsentierte. Er stilisiert sich in dieser Rolle als »Redner des Menschengeschlechts« und wurde zu einer der schillerndsten Personen des politischen Paris.

Er verschreibt sich in der Folge, als überzeugter Kosmopolit, der Ausbreitung des revolutionären Gedankens für eine zentralistische Weltrepublik. Während der im Frühjahr 1792 geführten Diskussion über einer französischen Kriegse

Im September 1792 wurde der ehemalige preußische Adelige, auf Antrag der Girondisten, zum französischen Bürger und konnte in der Folge zum Abgeordneten des Departements Oise in den Nationalkonvent gewählt werden. Im Konvent tritt er jedoch tollkühn und penetrant auf, sein Denken radikalisiert sich zunehmend. Er wird mit zunehmender Skepsis betrachtet und führt zu Konflikten mit gemäßigten Girondisten, wie Roland und Condoret. In seiner Flugschrift »Ni Marat, ni Roland« attackierte er die gemäßigten Parteigänger scharf. Doch auch die Jakobiner betrachteten seinen Fanatismus zunehmender Zurückh es gegen den abgesetzten König Ludwig XVI. forderte Cloots »im Namen des Menschengeschlechts« die Hinrichtung. Durch seinen strikten Antiklerikalismus nähert er sich in der Folge den Hébertisten an, dessen Vernunftskult zusätzliche Konflikte mit Robespierre schürte. So erblickt Maximilian de Robespierre in den ehemaligen Adeligen einen Kapitalisten, dessen Einkünfte ein zulässiges Maß erheblich übersteigen würde.

Zunächst scheint sich jedoch die von dem revolutionären Rheinländer erhoffte Abschaffung des Christentums zu vollziehen. So wurde am 05.10.1793 der Revolutionskalender in Kraft gesetzt, der die christlichen Feiertage aus dem Jahresverlauf verdrängt. Am 10.11.1793 organisierte Arnacharsis Cloots in der Kathedrale von Notre Dame einen Gottesdienst, der die Kirche zu einem Tempel der Vernunft und der Freiheit ungestalten sollte. Hierfür ließ er alle Heiligenfiguren aus der Kirche entfernen.

Doch zu jener Zeit waren bereits die gegen ihn eingeleiteten Maßnahmen der Jakobiner im vollem Gange. So beschuldigte ihn Levasseur der Spionage für Preußen, Desmoulins diffamierte ihn in »Le Vieux Cordelier« und letztlich ergriff am 12.12.1793 auch Robespierre im Jakobinerklub das Wort gegen den feurigen Phantasten Cloots. Hierbei wurden seine preußisch-deutsche Herkunft und das vom Vater ererbte und gewachsene Vermögen sein Verhängnis. Noch am gleichen Tage wurde er aus dem Jakobinerklub ausgeschlossen und seine Gegenwehr in der Schrift »Appel au genre humain« fand beim Publikum kein Gehör mehr. Zusammen mit dem Abgeordneten Paine wird er am 26.12.1793 als Ausländer aus dem Nationalkonvent ausgeschlossen und am folgenden Tag folgte seine Verhaftung. Am 28.12.1793 erfolgte seine Inhaftierung im Gefängnis Saint-Lazare.

Nach fast 3 Monaten Gefängnisaufenthalt wurde er am 21.03.1794 zusammen mit den Hébertisten dem Revolutionsgericht übergeben. Es folgte ein viertägiger Schauprozess, der ihm nochmals die Gelegenheit gab, sich zu verteidigen.

Nachdem man ihm am 24.03.1794 zusammen mit Hébert und den anderen zum Tode Verurteilten zur Guillotine führte, wurde ihm der letzte Wunsch, als letzter dem Fallbeil übergeben zu werden, gewährt. Er verkündete bei dieser Gelegenheit ein letztes Mal öffentlich seinen Vernunftsenthusiasmus.

Werke:

  • Voltaire triomphant ou les pretres décus
  • La Certitude des Preuves du Mahométisme, Londres 1780
  • Lettre sur les juifs
  • Voeux d'un Gallophile, 1785
  • Anacharsis à Paris, lettre à un prince allemand
  • Dépêche du Prussien Cloots au Prussien Hertzberg
  • La république universelle ou adresse aux tyrranicides – l’an quatre de la rédemption, 1792
  • Appel au genre humain, 1793

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