Alexander von Benckendorff

* 04.07.1783 in Reval
† 23.09.1844 auf hoher See etwa auf Höhe von Dagö

Konstantin Alexander Karl Wilhelm Christoph von Benckendorff entstammte dem kurländisch-baltischen Adelsgeschlechte von Benckendorff. Er erblickte am 04.07.1783 – nach anderen Quellen auch 1781 oder 1782 – das Licht der Welt. Nach den in Russland noch bis ins 20. Jahrhundert herrschenden Kalender wurde er am 23.06.1783 geboren.

Sein Vater war Christoph von Benckendorff (1749-1823) und dessen Ehefrau Anna Juliane Freifrau von Schilling von Canstadt (1746-1797), die im Gefolge der Großherzogin von Württemberg nach Russland kam. Durch seine Schwester Dorothea von Lieven gelangte Alexander an den Hofe von St. Petersburg. Konstantin von Benckendorff, später ebenfalls zaristischer General, war sein jüngerer Bruder.

Im Jahre 1798 trat er als Unteroffizier in die Leibgarde des Semenower Regiments ein und bereits am 31.12.1798 erfolgte seine Beförderung zum Fähnrich.

Alexander von Benckendorff galt als Mitverschwörer bei der Ermordung des russischen Zaren Paul I. im Jahre 1801. Im Jahre 1803 nahm er an den Kämpfen im Kaukasus teil und im folgenden Jahr kämpfte er bei Korfu. Dort stellte er ein eigens Korps mit 1000 Mann auf.

Nachdem der älteste Sohn des ermordeten Zaren Alexander I. die Regierung antrat stieg Benckendorff im Ansehen des neuen Regenten. So gelang es ihm zu einem der engsten Berater des jungen Zaren zu avancieren.

Am 12.02.1807 erhielt der junge Benckendorff den preußischen Orden Pour le Merite für seine Tapferkeit in der Schlacht von Preußisch-Eylau verliehen und vier Tage später erfolgte seine Beförderung zum Obersten. Er war als Adjutant des Grafen Tolstoi eingesetzt worden und ging nach dem Frieden von Tilsit an die Botschaft nach Paris.

Während des russisch-türkischen Krieges von 1809 wurde er immer wieder mit schwierigen und gefährlichen Missionen betraut. So zeichnete er sich in der Schlacht von Ruschkukom durch einen schnellen Angriff aus, der verhinderte dass die türkischen Reserven in den Rücken der eigenen Streitkräfte fallen konnten. Zur Belohnung wurde ihm der Rang eines Generalmajors verliehen und der Zar zeichnete ihn am 22.07.1811 mit der IV. Klasse des St. Georgs-Ordens aus.

Auch während des Großen Vaterländischen Krieges gegen die napoleonischen Truppen zeigte der Offizier seine Qualitäten sowohl an der Spitze als auch bei Rückzugsgefechten. So gelang es ihm durch einen mutigen und geschickt vorgetragenen Angriff auf Volokoamsk einen Sieg zu erringen und mehr als 8.000 Gefangene einzubringen. Bei der Verfolgung der zurückweichenden Grandé Armée Kaiser Napoléons verfolgte er diese bis an die Memel und nahm hierbei 3 Generäle und sechstausend Mann gefangen.

In den Jahren 1813/14 begleitete der Offizier den Zaren Alexander I. auf seinen Feldzügen in Deutschland und Frankreich. Durch eine List konnte er am 13.02.1813 die Stadt Fürstenwalde von den französischen Besatzern befreien. Hierbei gelang es ihm 1 Obersten sowie 1 Oberstleutnant, 5 Hauptleute und 15 weitere Offiziere sowie 500 Gemeine der westphälischen Armee gefangen zu nehmen. Für seinen militärischen Sieg bei Fürstenwalde erhielt er den St. Georgs-Orden III. Klasse verliehen.

Er selbst nahm sowohl an der Völkerschlacht von Leipzig im Oktober 1813 als auch an Kämpfen der russischen Armee in den Niederlanden und Belgien teil. Hierfür wurde dem verdienten General der St. Annen-Orden I. Klasse verliehen.

Am 13.09.1814 wurde ihm das Kommando über die 2. Brigade der 1. Ulanen Division übertragungn und gut 1 ½ Jahre später folgte seine Ernennung zum Kommandeur dieser Division. Im Jahre 1819 wurde ihm das Kommando als Stabschef des Garde Korps übertragen und schlug im Jahre 1820 einen Aufstand des Garde-Regiments Semenow nieder.

Am 03.10.1821 beförderte Zar Alexander I. ihn zum Generalleutnant und am 15.12. desselben Jahres erhielt er das Kommando über die I. Kürassier Division. Zuvor war er seit dem 22.07.1819 Generaladjutant des Großfürsten Nikolaus.

Ab dem Jahre 1820, in dem er den Aufstand des Garde Regiments Semenow niedergeschlug, sammelte er Informationen über die Dekabristen, die Alexander I. jedoch nicht ernst nahm. Seinen Bericht aus dem Jahre 1821 ließ der Monarch unbeantwortet.

Nach dem Tode Alexander I. wurde General der Kavallerie Benckendorff mit der Unterdrückung der antimonarchischen Bestrebungen der Dekabristen betraut. So kommandierte er an diesem denkwürdigen 26.12.1825 auch selbst einen Teil der Armee und schlug den Aufstand nieder. Nach dem Aufstand berief Zar Nikolaus I. ihm auch in die Enquete-Kommission zur Aufklärung des Dekabristen-Aufstandes. In jener Zeit befreundete er sich mit dem jungen Monarchen

Als langjähriger Chef der russischen Geheimpolizei schuf Alexander von Benckendorff ein umfassendes Spionagenetz, dass sich der Überwachung des öffentlichen und privaten Lebens in Russland widmete. Er sammelte Informationen aus ganz Europa und ließ Menschen willkürlich verhaften und nach Sibirien deportieren. Zugleich besaß er großen persönlichen Einfluss auf den Zaren.

Er wurde zum Polizeiminister und Mitglied des kaiserlichen Reichsrats berufen.  In den Jahren 1826 bis 1828 nahm er am russisch-türkischen Krieg teil. Für seine Verdienste verlieh Zar Nikolaus I. erhob, dem am 22.02.1831 in den Reichsrat berufenen Vertrauten, mit Wirkung vom 08.11.1832 den erblichen Reichsgrafenstand. Im Jahre 1841 leitete er die Unterdrückung des Bauernaufstandes in Livland.

Als er jedoch gegen seinen Rivalen Grafen Kleinmichel unterlag und durch den Zaren zurückgesetzt wurde, legte er all seine Ämter nieder.

Benckendorff war seit dem Jahre 1817 mit Elisabeth Doentz-Sacharschewski (1788-1857) verheiratet. Sie war die Witwe des Generalmajors Paul von Bitikows, der im Jahre 1812 starb. Das Paar hatte drei Töchter.

Im Frühjahr 1844 reiste Graf Benckendorff für eine Heilbehandlung nach Deutschland und starb auf seiner Rückreise von Amsterdm nach reval am 23.09.1844 am Bord der HERCULES. Zum Todeszeitpunkt befand sich das Schiff etwa auf Höhe von Dagö. Seine letzte Ruhestätte fand der Polizeiminister und General der Kavallerie im Herrenhaus von Schloss Fall, das noch bis zum Jahre 1856 im Familienbesitz blieb.

Seine Nachfolge als Polizeiminister trat im gleichen Jahre noch Graf Alexej Orlow an.


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