Enrico Francesco Acerbi

* 25.10.1785 in Castano/Lombardei
† 05.12.1827 in Tremezina

Enrico Francesco Acerbi wurde am 25.10.1785 in Castano Primo in der Lombardei geboren. Seine Eltern waren der Stadtarzt Guiseppe Acerbi und seine Ehefrau Marianna, eine geborene Trotti. Er war das vierte von neun Kindern. Der Vater starb im Jahre 1796 – da war Acerbi gerade einmal 11 Jahre alt.

Er studierte Medizin. Dies ermöglichte ihn zunächst ein Onkel und später unterstützte die Familie Borromeo den angehenden Mediziner finanziell. So zeigte er eine besondere Leidenschaft für das wissenschaftliche Studium. Zunächst studierte er bei den Barnabiten, einen katholischen Orden in Mailand, ehe er später seine Studien an der medizinischen Fakultät zu Pavia fortsetzte. Seine universitäre Ausbildung beendete der Mediziner im Jahre 1810 mit besten Noten.

Nun schloss sich eine umfangreiche Studienreise an. Zunächst ging er für 8 Monate nach Genf und es folgten weitere Stationen in Florenz, Livorno und Rom. Auf seinen Reisen kam er mit den bedeutendsten Ärzten Italiens in Kontakt.

Nach seiner Rückkehr nach Mailand praktizierte er am Maggiore-Krankenhaus zunächst als Assistenzarzt. Er lehrte auch an den Mailänder Gymnasien von Porta Nouva und Sant’Alessandro Naturgeschichte.

Im Jahre 1814 erkrankte Enrico Francesco Acerbi an Fleckfieber. Er konnte sich jedoch selbst heilen. Der Mediziner war auch der Hausarzt des Dichters Alessandro Manzoni, die sich bereits seit Schulzeiten kannten.

Durch seinen eigentümlichen, dennoch geistreichen und mit munteren Einfällen gewürzter Vortrag sowie seine Kunst überraschende Diagnosen zu stellen, füllten die Krankensäle mit Studierenden. Auch manche seiner wissenschaftlichen Arbeiten waren weit über seinen Tod hinaus bedeutend. Seine Schrift »Annotazioni di medicina pratica« führte zu einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Jacob Locatelli. In dieser Schrift verteidigte er die Hypothese von organischen und lebenden Ansteckungen. So schrieb er: »Ich bin entschlossen, vor allem der Hypothese den Vorzug zu geben, die in der wirksamen Ursache von Ansteckungen insbesondere organischer Wesen besteht. die sich unter bestimmten Umständen zum Nachteil des Menschen entwickeln, leben und vermehren.«

Nachdem er einigen bisherigen Ansichten, wie terrestrischen Ausatmungen oder kosmischen und planetarischen Einflüssen, die bisher als Ursache für Infektionen angesehen wurden, beseitigt hatte, gelangte er zu dem Schluss, dass Fomite  - Materie, die die Ansteckung entzündet - nicht aus toten Molekülen bestehe sondern aus einer organisierten Substanz besteht, die den gemeinsamen Gesetzen einiger Arten parasitärer Lebewesen unterliegen und unter bestimmten Umständen von Zeit, Ort und Person auf den menschlichen Körper übertragen werden können. So schrieb er:

Jede Ansteckung übt ihre Wirkung nicht wahllos auf alle Wesen aus; nicht auf allen von einer ganzen Ordnung; es ist fast immer auf eine einzelne Art beschränkt und nicht alle Individuen verletzen es, sondern nur diejenigen, die eine bestimmte Veranlagung haben, es zu empfangen, es zu vermehren und es in sich zu behalten Der gesamte Vorgang einer Ansteckung verliert normalerweise die Fähigkeit, den Eindruck der Ansteckung selbst wieder zu spüren.

Seine vielversprechenden Forschungen konnte Acerbi jedoch auf Grund seines Gesundheitszustande nicht fortsetzen. So setzte erst Pasteur die Arbeiten fort.

Acerbi war auch an den Geisteswissenschaften interessiert. Bereits im Jahre 1809 verfasste er das kurze Gedicht »Celestial Venus«. Er hinterließ noch einige Manuskripte und Gedichte. Die Biographien über den Wundarzt Monteggia (1762-1815), der im Jahre 1813 erstmals einen Bruch der des proximalen Anteils der Elle mit Luxation des Speichenköpfchens beschrieb, sowie über den Humanisten und Renaissance-Dichter Angelo Poliziano (1454-1494) umfassten seine Werk. Darüber hinaus war er auch Mitarbeiter der »Biblioteca italiana«, die von der österreichischen Regierung beauftragt wurde.

Nach einer längeren Krankheit verstarb Enrico Francesco Aberci am 05.12.1827 im Alter von 42 Jahren in Tremezina am Comer See, wo er durch das mildere Klima genesen wollte.

Seine letzte Ruhestätte findet sich auf dem Friedhof von Tremezzo beigesetzt. Heut erinnert heute nur noch ein Gedenkstein. Bei Restaurierungsarbeiten auf dem Friedhof ging das ursprüngliche Grab des Mediziners verloren.

Werke:

  • La venere celeste, Mailand 1809
  • Della vita di Giambatista Monteggia professore di chirurgia, Milano, Mailand 1818
  • In morte di Giuseppe Giannini professore di medicina, Milano, Mailand 1819
  • Annotazioni di medicina pratica, Milano : dalla tipografia di Gio. Silvestri agli scalini del Duomo, 1819
  • Dottrina teorico-pratica del morbo petecchiale, con nuove ricerche intorno l'origine, l'indole, le cagioni predisponenti ed effettrici, la cura e la preservazione del morbo medesimo in particolare, e degli altri contagi in generale, Mailand 1822

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