Kaspar Friedrich Lossius

* 31.01.1753 in Erfurt
† 25.02.1817 in Erfurt

Kaspar Friedrich Lossius wurde am 31.01.1753 als Sohn des Pfarrers Christian Theodor Lossius und Christiana Margarethe, geborene Wendler, in Erfurt geboren. Das Elternhaus war streng lutherisch-orthodox ausgerichtet. Im neunten Lebensjahr verlor Kaspar Friedrich Lossius den Vater und so erzog die Mutter ihn zusammen mit seinen sechs Geschwistern allein. Sein im Jahre 1738 gestorbener Großvater Andreas Lossius stammte von böhmischen Hussiten ab.

Seit dem Jahre 1761 schickte die Mutter den Knaben zunächst auf die Barfüßer Parochialschule ehe er ab dem Schuljahr 1766 auf das evangelische Ratsgymnasium in seiner Vaterstadt Erfurt wechselte. Schon früh wurde durch die Beschäftigung mit den antiken Autoren sein Interesse für die Poesie geweckt.

Zunächst fand er sehr viel lyrische Lektüre in der Bibliothek seines älteren Bruders. Zu seinen bevorzugten Autoren zählte der Theologe Cramer, Gleim, Geßner, Gellert und Zachariä. Diese motivierten ihn auch zu seinen ersten Dichtungen in ähnlicher Weise.

Lossius wurde im Jahre 1768 an der Erfurter Universität immatrikuliert. Er nahm jedoch erst zwei Jahre später sein Theologiestudium auf und hörte bei den Professoren Justus Friedrich Froriep Dogmatik.

Eine erste Einführung in die Kirchengeschichte verschaffte ihn Johann Christoph Schellenberger ein während Heinrich August Frank Exegese unterrichtete. Er hörte auch Vorlesungen in Mathematik und Naturlehre bei Bernhard Grant sowie bei seinem Vetter Johann Christian Lossius Metaphysik, Moralphilosophie und Naturrecht. Bei ihm hinterließen jedoch die Vorlesungen von Christoph Martin Wieland in Universalgeschichte und Theorie der schönen Wissenschaften und Künste bleibenden Eindruck.

Im Jahre 1773 wechselte der Theologiestudent von Erfurt an die Universität Jena, wo er Vorlesungen des liberalen Theologen Jacob Ernst Danovius (1741-1782) hörte. Er widmete sich auch einem Sprachstudium und besuchte Vorlesungen über gerichtliche Arzneikunde.

Im folgenden Jahr kehrte er mit umfassenden Kenntnissen in seine Vaterstadt zurück und trat eine schlecht dotierte Lehrerstelle, sein Verdienst betrug 20 Gulden, an der Barfüßer Parochialschule an, die er ja selbst schon besucht hatte. Er besserte sein Einkommen durch Privatunterricht bei vermögenden Bürgerfamilien auf.

1779 wurde er Konrektor der Predigerschule und im Jahre 1781 trat er die Diakoniestelle in der Andreasgemeinde an. Durch die höher dotierte Stelle konnte er schließlich auch im Jahre 1784 an die Gründung einer eigenen Familie denken. Er ging die Ehe mi Rosalie Welz ein. Zwischen 1787 und 1806 entstammten dieser Ehe insgesamt 6 Kinder.

Im Jahr 1788 wurde Lossius zum Diakon der Predigergemeinde gewählt und trat damit seine Lebensstellung an. Neben der seelsorgerischen und schriftstellerischen Tätigkeit widmete er sich auch zahlreichen weiterten kirchlichen und städtischen Aufgaben in seiner Vaterstadt.

Ab dem Jahre 1791 führte er auch die Bibliothek des Evangelischen Ministeriums, die Dienstbibliothek der Erfurter Geistlichkeit. Diese erschloss die Bibliotheksbestände alphabetisch und systematisch in Katalogen. Ihm wurde zur gleichen Zeit auch die Aufgabe zu Teil, das bisherige kirchliche Liederbuch einer Überarbeitung zu unterziehen. Die überarbeitete Fassung erschien im Jahre 1796.

Zwischen 1795 und 1800 verfasste er mit dem Buch »Gumal und Lina« eine Einführung für seine Kinder in den Religionsunterricht. Durch den Buchhändler Gothaer Perthes, einem Bruder seiner Schwiegermutter, wurde er jedoch überredet dieses Werk auch drucken zu lassen. Bereits im Jahre 1793 hatte der Erfurter Theologe den lutherischen Katechismus überarbeitet und unter den Titel »Für die Katechumenen« veröffentlicht. Im Auftrage des Erfurter Rats veröffentlichte er gemeinsam mit Pastor Gebhard ein neues Gesangbuch für das Fürstentum Erfurt, das im Jahre 1796 gedruckt wurde.

In den folgenden Jahren fanden noch seine »Sittengemälde aus dem gemeinen Leben« und »Dramatische Sprichwörter zur angenehmen und nützlichen Unterhaltung für die Erwachsen Jugend« die Zustimmung des Publikums.

Durch zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten wurde der evangelische Theologe im Jahre 1797 Mitglied der »Akademie nützlicher Wissenschaften« in Kurmainz. In den Jahren 1798, 1801 und 1802 hielt er auch im Rahmen der Akademie Vorträge.

Auch als Dichter konnte er sich im Jahre 1802 noch einen Namen machen. Kurz vor Ende des Fürstbistums Mainz verfasste er auf den Coadjutor Dalberg ein Volkslied verfasste. Als Dank erhielt er vom späteren Erzkanzler des Rheinbundes ein großes Fass echten Fimmeweins geschenkt.

Im Jahre 1803 wurde der Theologe in eine Kommission berufen, die sich das Ziel gesetzt hatte, das Schulwesen in Erfurt zu erneuern. Da er bereits Erfahrungen als Lehrer für Mädchenbildung gesammelt hatte, erfolgte im Jahre 1811 die Berufung zum ersten Leiter der neugegründeten Höheren Töchterschule.

So konnte er zu Ostern 1804 auch die »Moralische Bilderbibel mit 59 Kupfern nach Schubert’schen Zeichnungen und mit Erklärungen von K.F.L« vorstellen. Das Werk beschäftigte sich neben der biblischen Geschichte in fünf Bänden mit der griechischen, in weiteren vier Bänden mit der römischen und einem Band mit der jüdischen Geschichte. Sein Ruf, der weit über die Grenzen Erfurts hinausging sowie die qualitative bildnerische Ausstattung des Werkes sorgten für eine weite Verbreitung.

Im Jahre 1806 wurde seine jüngste Tochter geboren, doch durch eine Scharlacherkrankung war er gezwungen fast seine ganze Familie allein zu pflegen. Als im Jahre 1806 der Krieg zwischen Preußen und Frankreich tobte, wurde auch er durch Drangsale des Krieges nicht verschont. So erlebte er die preußische Einquartierung und nach deren Abzug am 10.10.1806 folgten die französische Besatzung, die sofort die Predigerkirche in Beschlag nahmen und bis zu ihren Abzug im Jahre 1808 arg zusetzten. Um die Kirche wieder instand zu setzen, veröffentlichte er »Heilsame Erinnerungen an die Jahre 1806-8« in zwei Teilen veröffentlichte. Als Napoléon im Jahre 1808 die europäischen Fürsten zu einem Kongress nach Erfurt lud, beherbergte der schreibende Theologe französische Schauspieler unter seinem Dach.

Im Jahre 1809 trat er in die ehemalige Almosen- und Schulkommission ein und im folgenden Jahr folgte seine Berufung als Oberschulrat in die Oberschuldirektion.

Bei einem Sturz aus dem Wagen verletzte sich der Pädagoge jedoch schwer. So zog er sich eine schwere Verletzung an der Brust und am Auge zu, auch ein altes Unterleibsleiden trat wieder auf.

Da er bereits Erfahrungen als Lehrer für Mädchenbildung gesammelt hatte, erfolgte im Jahre 1811 die Berufung zum ersten Leiter der neugegründeten Höheren Töchterschule. Diese Aufgabe nahm er auf Bitten des Präsidenten Resch. Doch geriet er samt seines Suppeck in eine Untersuchung wegen Urheberschaft eines Pasquills.

Auch die Kriegsleiden des Jahres 1813 erlebte der Theologe Lossius zusammen mit seiner Gemeinde. So teilte er ebenso die Belastungen der Belagerung seit dem 25.10.1813. Als am 06.11.1813 die Stadt bombardiert wurde floh auch er in den Schutz der Kirche und freute sich am Dreikönigstag des folgenden Jahres über das Ende der Belagerung.

In seinen letzten Lebensjahren veröffentlichte er noch »Kurze Religionssätze und Denksprüche zum Auswendiglernen« und im folgenden Jahr folgten noch »Moralische Erzählungen für die Jugend«.

Seine Fähigkeiten als Schriftsteller und Pädagoge verstand er zu vereinen. So konnte er seine Erziehungsideen nicht nur praktisch umsetzen sondern schrieb auch Erziehungsgeschichten. So war die Vermittlung kulturhistorischen Wissens stets sein zentrales Anliegen in seinen Veröffentlichungen. Er beabsichtigte der Jugend einen Weg im Sinne einer bürgerlichen Tugend und aufgeklärt-vernünftigen Moral auf Basis des Christentums zu vermitteln. Dabei bediente er sich unterschiedlicher literarischer Stile wie zum Beispiel der Romanform in »Gumal und Lina« oder ein Form eines Abenteuerromans. In der fünfbändigen »Moralischen Bilderbibel« verwebte er Mythologie, Geschichte der antiken Welt und Heilsgeschichte zu einem weltgeschichtlichen Panorama. Damit verließ er den bisher üblichen Stil einer naiv-lehrreichen Sprache.

Christian Ferdinand Schulze äußerte sich anlässlich des Todes respektvoll über Lossius:

[Die] Gemeinde einen gewissenhaften Lehrer der Religion, seine Vaterstadt einen patriotischen Bürger die Jugend [...] einen verständigen [...] Führer, das lesende Publicum einen geachteten Schriftsteller [verliere]

Er machte sich auch mit seiner »Hessus«-Biographie um die Erfurter Reformationsgeschichte verdient, auch wenn das Werk eher bei den Rezensenten als beim Publikum auf Akzeptanz stieß. Er verfasste auch ein Werk über die Erfurter Kirchengeschichte während der Reformationszeit.

Bis zum Himmelfahrtstag 1816 übte er, trotz großer gesundheitlicher Belastungen, seine Ämter wahr. Kaspar Friedrich Lossius starb am 25.02.1817 mit den Worten »Dort sehen wir uns wieder«.

Seine Tagebuchaufzeichnungen veröffentlichte im Jahre 1819 sein Schwiegersohn Hieronymus Müller, der Konrektor an der Naumburger Domschule war.

  • Sammlung geistlicher Lieder und Gesänge, 1777, 1790
  • Für die Katechumenen. Zum Unterricht in den vorzüglichsten Lehren der christlichen Religion, 1794
  • Gumal und Lina. Eine Geschichte für Kinder, 1795-1800
  • Sittengemälde aus dem gemeinen Leben zum belehrenden Unterricht für Kinder, 1796-1802
  • Helius Eoban Hesse und seine Zeitgenossen, ein Beitrag zur Erfurthischen Gelehrten- und Reformationsgeschichte, 1797
  • Lieder der Freude, 1802
  • Über das Vergnügen, welches Eltern aus der eigenen Erziehung der Kinder zu moralisch guten Menschen schöpfen können, 1804
  • Moralische Bilderbibel, 1805-1812
  • Historischer Bildersaal oder Denkwürdigkeiten aus der neueren Geschichte [ab Tl. 3 von Christian Ferdinand Schulze allein fortgeführt], 1815-1837
  • Über die öffentliche Erziehung der Kinder aus den vornehmern und gebildeten Ständen, 1806
  • Heilsame Erinnerungen an die Jahre 1806 bis 1808 in einigen Erbauungsreden vor der Prediger-Gemeinde in Erfurt, 1808-1809
  • Wiegenbüchlein. Ein Taschenbuch für kleine Kinder, 1811
  • Kurze Religionssätze und Denksprüche zum Auswendiglernen, Gotha 1815
  • Moralische Erzählungen für die Jugend, 1816

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