Eduard Allwills einziges geistliches Lied

beim Aufstehen, Schlafengehen und bei der Versuchung der Sirenen zu singen

Wie die Lebensflamme brennt!
Gott du hast sie angezündet,
Ach und deine Liebe gönnt
Mir das Glück, das sie empfindet.

Aber brenn' ich ewig nur?
Gott du siehst den Wunsch der Seele!
Brenn' ich ewig, ewig nur,
Dass ich andre wärm', mich quäle?

Ach, wo brennt sie, himmlisch schön,
Die mir wird in meinem Leben
Was das Glück sei, zu verstehen,
Was du seist zu kosten geben!

Bis dahin ist all mein Tun
Ein Gewerb' von Peinigungen,
All mein Glück ein taubes Ruhn,
Meine Lust, mein Dank erzwungen.

Du erkennst mein Innerstes,
Dieses Herzens heftig Schlagen,
Ich ersticke seine Klagen,
Aber Gott, du kennest es.

Es ist wahr, ich schmeckte schon
Augenblicke voll Entzücken,
Aber Gott! – in Augenblicken
Steht denn da dein ganzer Lohn?

Funken waren das von Freuden,
Vögel die verkünd'ten Land,
Wenn die Seele ihrer Leiden
Höh' und Tief' nicht mehr verstand.

Aber gäb es keine Flammen
Und betrög uns denn dein Wort,
Sucht' uns gleich der klugen Ammen
Einzuschläfern fort und fort?

Nein, ich schreie – Vater, Retter!
Dieses Herz wird ausgefüllt,
Will gesättigt sein; zerschmetter
Lieber sonst dein Ebenbild!

Soll ich ewig harren, streben,
Hoffen und vertraun in Wind?
Nein, ich lass dich nicht, mein Leben,
Du beseligst denn dein Kind!


Letzte Änderung der Seite: 06. 03. 2021 - 00:03