Ton der Leyer.
Warum entschweben selten mir die Töne
Der jugendlichen blütengleichen Lust?
Gabst du vielleicht, o himmlische Comoene,
Der Leiden sanften Ton nur meiner Brust?
Wenn stille Thränen sich im Auge bilden,
Und süsse Wemut meine Seele füllt,
O dann begleiten Lieder oft den milden
Erguß, der meinen dunkeln Blick umhüllt!
Nur zu des Herzens still gefühlter Feier,
Nur für den hohen geistigern Genuß,
Stimmt Einsamkeit mir meine sanfte Leyer,
Und adelt der Empfindungen Erguß!
Wenn dann die Dämmrung schaurig sich ergießet,
Nur noch auf Felsenkronen Purpur glüht,
Erwacht der innre Sinn; das Auge schließet
Sich vor der Gegenwart, das Zukunft sieht.
Dann schwebt in hohen ungemessnen Weiten
Des Aetherraums der kühn entflohne Geist!
Sieht Welten wandeln, Monde sie begleiten;
Fühlt Wonne, die Unsterblichkeit verheißt.
Bis Psyche, ach! vom hohen Fluge trunken,
Sich sinkend, matt, der Erde nahe fühlt,
Und der verhüllte göttlich reine Funken
Im Schooß der Gegenwart sein Feuer kühlt!