Der Deportirte.
Sprüche. Spruchgedicht von Therese Artner
Wohin hat das Schiksal mich verwiesen ?
Bin ich schon im grausen Schattenland ?
Kaum erkenn' ich dich, Natur, in diesen
Nackten Felsen, diesem öden Sand.
Nur mit Dornen ist die Flur gekrönet:
Nirgend zeigt sich frohen Lebens Spur;
Aus des Moorteichs faulen Wassern stöhnet
Klagevoll das Lied der Unken nur.
Aus dem Kreis der Wirksamkeit gestoßen,
Aus der Menschheit Cirkel weggebannt,
(So hat's der Tyrannen Rath beschloßen,
Der zu früh in mir den Feind erkannt,)
Ewig fern dem Land, das mich gebohren, —
Ach, es schliefst auch Freund und Gattinn ein! —
Soll ich hier, vergessen und verlohren,
Lebend tod, mich der Verzweiflung weihn.
Doch, weil Wogen diesen Fels umschließen
Fand ich keinen Ausweg, Freyheit nie?
Kann ein Raum wohl einen Geist umschließen?
Fesselt man den Flug der Phantasie?
Ha, der Hippogryphe fühlt die Flügel!
Zum Olympos, seinem Vaterland,
Steigt er auf, voll Majestät, den Zügel
Höhnend, und den Schlag der Treiberhand.
Frey und aufwärts, wie des Adlers Schwinge,
Wie des Aethers Kind, ein leichter Ball,
Fleugt mein Ich, hoch über Erdendinge,
Stolz und kühn durchs unermeßne All.
Ruh , o Leib, die Augen festgeschlossen,
Will'ger Sclav des Zufalls, hier allein,
Während meinem Geist, als Mitgenossen
Ihrer Freuden, Engeln Palmen leihn;
Offen stehn ja alle Paradiese
Dem Unsterblichen — schon Cherub, eilt
Er hindurch, damit er das erkiese,
Wo am liebsten er im Fluge weilt.
Erden rollen tief zu seinen Füßen,
Orionen flammen unter ihm;
Seel'ger Chöre eilen ihn zu grüßen,
Und er singt mit ihnen Elohim.
Ja, ich würde meine Freyheit ahnen,
Schlug' in Ketten mich Despoten - Macht;
Würde einen leichten Pfad mir bahnen,
Durch der Kerkerwände fauchte Nacht.
Ich verspott' Euch, thörichte Barbaren!
Ueber Geister wollt ihr Herren seyn?
Wißt, auf einem Sonnenstrahle fahren
Millionen räumlich aus und ein.