Guillaume Thomas François Raynal

* 12.04.1713 in Lapanouse/Rouergue
† 06.03.1796 in Passy-sur-Seine

Geboren wurde Guillaume Thomas François Raynal am 12.04.1713 in Lappanouse in der Grafschaft Rouergue.

Sein Vater war der Tuchhändler Guillaume Raynal und Catherine, geborene Girels, war seine Mutter.

Zunächst wurde er bei den Jesuiten ausgebildet. So besuchte er zwischen 1724 und 1728 das Jesuitenkolleg von Rodez und trat anschließend als Novize in den Jesuitenorden ein. Nach seinem Theologiestudium lehrte er zunächst im Jahre 1741 im Clermont-Ferrand.

Im Jahre 1743 erhielt er seine Priesterweihe und lehrte zunächst am Jesuitenkollegien von Clemont-Ferrand, Toulouse und Béziers.

Im Jahre 1746 übernahm er in Paris die Pfarrei Saint-Sculpice. Schon wenige Zeit später war er bei den angesehensten Pariser Familien auch als Hauslehrer tätig. In jenen Jahren trat er auch in Kontakt mit zahlreichen führenden Köpfen der Aufklärung und anderer politischer Richtungen.

Zwischen 1747 und 1755 veröffentlichte er erste Arbeiten in »Nouvelles littéraires« und seit 1753 führte er mit Friedrich Melchior Grimm die »Correspondance littéraire, philosophique et critique« als handschriftliche Ausgabe fort. Weiterhin veröffentlichte der Theologe die »Histoire du Stadhoudérat« im Jahre 1747 und im folgenden Jahr die »Histoire du Parlement d’Angleterre«.

In der Folgezeit fand er auch den Zugang zu verschiedenen Pariser Salons, wie beispielsweise dem der Madame Geoffrin, Helvétius oder des Barons d’Holbach.

Im Jahre 1750 wurde ihm die Chefredaktion des »Mercure de France« übertragen. Zwanzig Jahre später publizierte er die erste Auflage seiner »Histoire philosophique et politique des établissements et du commerce des Européens dans les deux Indes«. An diesem Werk hatte auch der große Enzyklopädist Denis Diderot mitwirken sollen. Doch nachdem das Werk im Jahre 1772 verboten wurde, veröffentlichte Abbé Raynal im Jahre 1774 »Histoire de deux indes« erneut. Auch diese Ausgabe wurde vom Klerus sofort auf den Index gesetzt und es erschien im Jahre 1780 eine dritte, noch militantere, Auflage. Dieses Mal verdammte das Parlament von Paris das Werk und ließ es öffentlich vom Henker verbrennen. Doch beim Publikum fand Raynals Werk große Aufmerksamkeit und Verbreitung.

Da der Verfasser von »Histoire de deux indes« in Frankreich bedroht wurde, entschloss er sich das Land zu verlassen. Zunächst führte ihn sein Weg über die österreichischen Niederlande, wo er im Juli 1781 eintraf, nach Mainz. Hier machte er Bekanntschaft mit den Gesandten der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen, Georg Ernst Lucius, doch schon wenige Wochen nach seiner Ankunft am kurfürstlichen Hof reiste er in die Freie Reichsstadt Frankfurt. Dort traf er im April 1782 ein. Von hier aus begab er sich schließlich nach Gotha und Weimar, wo er noch im gleichen Monat eintraf. Ob er hier auch mit Goethe zusammentraf ist nicht bekannt. Schließlich fand er Aufnahme in Preußen, wo er über die Neuauflage seines Werkes wachte. Er wurde Mitglied der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften

Im Frühsommer des Jahres 1781 beabsichtigte der Schriftsteller Raynal der Freiheit ein Monument auf dem Rüttli zu errichten. Der Rüttli war eine kleine Bergwiese am Grund der Urner Gemeinde Seelisberg. Der Legende nach soll an dem Ort das »ewige Bündnis« der Schweizer im Jahre 1291 besiegelt worden sein. Doch dieses Vorhaben wurde abgelehnt und so stand sein Denkmal für mehr als zehn Jahre auf einer kleinen Insel in der Nähe von Luzern.

Im Jahre 1784 kehrte er nach Frankreich zurück, wo er sich zunächst in Toulon aufhielt und schließlich nach Marseille ging. Hier begründete er zahlreiche akademische Preise, diese verlängerten seinen Erfolg bei den europäischen Akademien.

1789, als die Wahl für die Generalstände anstand wurde Raynal für den Wahlkreis Marsaille gewählt. Er weigerte sich jedoch den Altersvorsitz des Nationakonvents zu übernehmen. Er erkannte jedoch sehr schnell, das eine friedliche Revolution unmöglich sein werde. Aus diesem Grunde richtete er am 31.05.1791 eine Adresse an die Gesetzgebende Nationalversammlung, wo er sich gegen eine gewaltsame Durchsetzung der Reformen wandte.

In diesem Brief ging er auf die Anwendung seiner Ideen in der täglichen Politik ein und erinnerte zugleich die neue Regierung an deren Verantwortung. »[…] Ich habe zu den Königen gesprochen, dulden Sie es daher, daß ich heute zum Volk von seinen Irrtümern rede«. Die neuen Pariser Machthaber waren von seinen Äußerungen wenig begeistert und verunglimpften den Theologen und Schriftsteller. So geriet er weitestgehend in Vergessenheit.

Im Jahre 1795, nach dem Sturz der revolutionären Regierung und der Schaffung eines Direktoriums, beabsichtigte man Raynal in das Institut national zu berufen. Doch dieser lehnte, mit Hinweis auf sein hohes Alter diese Ehre ab.

Wenige Monate später verstarb Guillaume Thomas François Raynal am 06.03.1796 in Passy-sur-Seine im Alter von 82 Jahren.

Werke:

  • Histoire du Stadhoudérat, 1747
  • Histoire du Parlement d’Angleterre, 1748
  • Histoire philosophique et politique des établissements et du commerce des Européens dans les deux indes. Amsterdam 1770, Den Haag 1774, Genf 1780

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