Wilhelm Hensel
* 06.07.1794 in Trebin
† 26.11.1861 in Berlin
Wilhelm Hensel wurde am 06.07.1794 als Sohn des Pastors Johann Jacob Hensel (1763-1809) und seiner Gattin Johanna Albertine Louise, geborene Trost, geboren. Er hatte noch zwei Schwestern Luise Maria (1798-1876) und Wilhelmine (Minna) (1802-1893) . Luise wurde eine angesehene Schriftstellerin, die unter anderem »Müde bin ich, geh zur Ruh’« verfasste.
Ehe Wilhelm Hensel die städtische Schule besuchte, wurde er durch seinen Vater daheim unterrichtet. Im Jahre 1809 wechselte er im Alter von 15 Jahren an die Berliner Bauakademie. Er verbrachte nur wenige Semester dort ehe er im Jahre 1811 auf die Kunstakademie wechselte, wo er durch J.C. Frisch in Anatomie und Perspektive unterrichtet wurde. Sein Werk »Christus auf dem Ölberg« wurde durch die Kritik lobend erwähnt und mit einem Akademie-Preis für das Jahr 1812 ausgezeichnet.
Von 1813 bis 1815 rückte er als Freiwilliger ins Feld und nahm an den Schlachten von Bautzen im Mai 1813 und im Oktober an der Völkerschlacht bei Leipzig teil. Im Jahre 1814 und 1815 gehörte er zu denjenigen Soldaten, die in Paris einzogen. Das Zustandekommen des 2. Pariser Friedens von 1815 erlebte er persönlich mit. Trotz der Kriegsereignisse nutze Hensel in Paris die Gelegenheit die dortigen Museen und Kunstschätze zu studieren. Er kehrte als Leutnant nach Berlin zurück, wo er aus dem Militärdienst entlassen wurde.
Nachdem er nach Berlin zurückgekehrt war, betätigte er sich als Maler und Porträtist, wodurch er bald Zugang zum preußischen Hof erlangte. Im Jahre 1821 beteiligte sich Hensel maßgeblich an der Gestaltung eines Festes zu ehren Zar Alexander I. Dabei wurde er durch das Gedicht »Lalla Rookh« des Engländers Thomas Moore inspiriert. Er inszenierte lebende Bilder, wobei die anwesenden Persönlichkeiten zu Akteuren wurden. Er schuf von diesen lebendigen Bildern später zwölf Aquarelle die als Radierungen sehr stark verbreitet wurden. Aus Dank für die von Hensel geleistete Planung wurde er von König Friedrich Wilhelm III. mit einem großzügigen Reisestipendium ausgestattet. Dank dieses Stipendiums konnte der junge Künstler sich zwischen 1823 und 1828 in Rom aufhalten.
In seiner römischen Zeit widmete sich Wilhelm Hensel sowohl den Studien der antiken Meister sowie den modern Kunstbetrieb. So kopierte er in jenen Tagen ein Gemälde von Raffael, und schuf »Christus und die Samariterin«.
Im Herbst des Jahres 1828 beendete Hensel seinen Studienaufenthalt in Italien und kehrte nach Berlin zurück, wo er sich zunächst als freischaffender Maler ansiedelte. Durch seine Verbindungen zum preußischen Königshaus bekam er recht schnell neue Aufträge. So malte er zusammen mit Heinrich Dähling, Wilhelm von Schadow und Christian Friedrich Tieck Bilder für mehrere Säle des Berliner Schauspielhauses. Im Jahre 1829 wurde Wilhelm Hensel der Titel eines Königlichen Hofmalers verliehen und seine Wahl in den Vorstand der Kunstakademie erfolgte.
Hänsel konnte mehr durch seine Portraitmalerei als durch seine Gemälde überzeugen. So finden sich in seinen frühen Ölgemälden Spuren der Nazarener sowie der antiken Meister. Sein gesamtes künstlerisches Schaffen widmet sich dem romantischen Realismus.
Währenddessen näherten sich seine Portraits immer mehr realistischen Abbildungen mit fotografischer Exaktheit. Dabei verlieren sie jedoch nicht ihre Zartheit. So waren die Portraits aus Sicht des Künstlers stets eine Dokumentation der Person. Aus seiner Feder stammen mehr als 1.000 Portraits, gezeichnet in Sepia und Stift, von Köpfen der Berliner Romantik.
Am 03.10.1829 schloss Wilhelm Hensel mit Fanny Mendelssohn-Bartholdy (1805-1847) die Ehe, die mit dem gemeinsamen Sohn Sebastian Hensel das Familienglück komplettierte.
Fanny Mendelssohn-Bartholdy war die Tochter des Berliner Bankiers Abraham Mendelssohn-Bartholdy und Schwester des Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy. Das Paar lebte im Hause des Schwiegervaters. Neben den Salons im eigenen Hause besuchte Wilhelm Hensel regelmäßig die Abendgesellschaften des Juristen Julius Eduard Hitzig. Dort traf er u.a. mit Adalbert von Chamisso, Helmina von Chézy, E.T.A. Hoffmann. Ernst von Houwald und Friedrich de la Motte Fouque zusammen.
Bei den Begegnungen im Hause von Friedrich August von Stägemann traf er mit Clemens Brentano, Ferdinand von Bülow sowie den Brüdern Ernst Ludwig und Ludwig Friedrich von Gerlach sowie Amalie von Helvig, Max von Schenkendorf und Wilhelm Müller zusammen. Auch seine Schwester Luise verkehrte im Salon von Stägemann.
Im Jahre 1848, während der Revolution in Preußen, trat Wilhelm Hensel an die Spitze eines bewaffneten Künstlerkorps und engagierte sich für die Konservative Partei in Preußen.
Der Maler Wilhelm Hensel starb m Alter von 67 Jahren am 26.11.1861 in Berlin. Er wurde auf dem Friedhof I der Dreifaltigkeitskirche in einem Ehrengrab beigesetzt. Seine Gattin und sein Sohn wurden später ebenfalls in diesem Grabe beigesetzt. Das Bundesland Berlin hat die Grabstelle als Ehrengrab benannt.
Der Schriftsteller Theodor Fontane widmete ihm in seinem letzten Kapitel von »Wanderungen durch die Mark Brandenburg« ein Denkmal. Hier beschrieb der Schriftsteller den Maler mit folgenden Worten:
Wilhelm Hensel gehörte ganz zu jener Gruppe märkischer Männer, an deren Spitze, als ausgeprägteste Type, der alte Schadow stand. Naturen, die man als doppellebig, als eine Verquickung von Derbheit und Schönheit, von Gamaschentum und Faltenwurf, von preußischem Militarismus und klassischem Idealismus ansehen kann. Die Seele griechisch, der Geist altenfritzisch, der Charakter märkisch. Dem Charakter entsprach dann meist auch die äußere Erscheinung. Das Eigentümliche dieser mehr und mehr aussterbenden Schadowtypen war, daß sich die Züge und Gegensätze ihres Charakters nebeneinander in Gleichkraft erhielten, während beispielsweise bei Schinkel und Winckelmann das Griechische über das Märkische beinah vollständig siegte. Bei Hensel blieb alles in Balance; keines dieser heterogenen Elemente drückte oder beherrschte das andere und die Neuuniformierung eines Garderegiments oder ein Witzwort des Professors Gans interessierten ihn ebenso lebhaft wie der Ankauf eines Raphael.
Hoffmann nahm in seiner Erzählung »Die Brautwahl« Hensel als Vorlage für die Figur des Malers Lehnsen