Corinna oder Italien
von Anna Louise Germaine de Staël
Viertes Buch: Rom.
Viertes Kapitel
Am folgenden Tage begegneten sich Oswald und Corinna schon mit größerem Vertrauen. Sie waren Freunde, die zusammen reisten; sie fingen an »Wir« zu sagen. O, es ist beglückend, dies von der Liebe gesprochene »Wir!« Welch schüchternes, und doch inniges Geständniß es enthält! »Wir fahren also auf das Kapitol«, sagte Corinna. »Ja«, entgegnete Oswald, »ja, und zusammen wollen wir hin«; mit diesen einfachen Worten sagte er Alles, so voller weicher Zärtlichkeit war seine Stimme. »Von der Höhe des Kapitols, wie es jetzt ist, können wir leicht die sieben Hügel unterscheiden. Später werden wir sie dann alle nacheinander besuchen; es ist nicht einer unter ihnen, dem nicht die Geschichte ihre Spuren aufgedrückt hat.«
Sie schlugen zuerst die früher sogenannte »heilige« oder »Triumphstraße« ein. – »Diesen Weg nahm Ihr Wagen?« fragte Oswald. – »Ja«, erwiderte sie, »der klassische Staub muß sich darüber verwundert haben; aber seit der römischen Republik wandelte hier so oft das Verbrechen, daß grade hier die Erinnerungen der großen Vorzeit sehr zurückgedrängt worden sind.« – Am Fuße der jetzigen Kapitolstreppe ließ Corinna halten. Der Eingang des alten Kapitols war beim Forum. »Ich wollte, diese Stufen wären dieselben, welche Scipio hinaufstieg, als er, die Verläumdung mit seinem Ruhm zurückschleudernd, in den Tempel ging, um den Göttern für die errungenen Siege zu danken.« Doch diese neue Treppe, dieses neue, auf den Ruinen des alten erbaute Kapitol, sie haben nur den friedlichen Magistrat aufzunehmen, der einen, früher vom ganzen Weltall mit Ehrerbietung genannten Namen trägt, den großen Namen des römischen Senats! Wir haben hier nur noch Namen; doch ihr Wohlklang, ihre antike Hoheit verursachen immer eine Art von Erschütterung, ein weiches, aus Vergnügen und Bedauern gemischtes Gefühl. Neulich fragte ich eine arme Frau, der ich begegnete, wo sie wohne? »Auf dem tarpejischen Felsen«, entgegnete sie; »und dieser Name, wiewohl entblößt von der Bedeutung, die sich früher daran knüpfte, beherrscht noch die Fantasie.«
Oswald und Corinna standen still, um die beiden am Treppenfuß des Kapitols liegenden Löwen von Basalt[1] zu betrachten. Sie stammen aus Egypten. Der Ausdruck dieser Thiere ist friedlich-edel und giebt ein wahres Bild vereinigter Ruhe und Kraft.
A guisa di lion, quando si posa.[2] Dante
Nicht weit von diesen Löwen erblickt man eine verstümmelte Statue Roms, welche die modernen Römer dort aufstellten, ohne daran zu denken, daß sie das vollkommenste Sinnbild ihres gegenwärtigen Zustandes ist. Sie hat weder Kopf noch Füße, aber das, was vom Körper und von der Gewandung geblieben, ist von hoher Schönheit. Auf der Höhe der Treppe befinden sich zwei Kolosse, wie man glaubt: Castor und Pollux; ferner die Trophäen des Marius, dann zwei antike Meilenzeiger, die zum Ausmessen des römischen Weltreiches dienten, und endlich, schön und ruhig, in der Mitte dieser Erinnerungen, die Reiterstatue Marc Aurels. So ist hier Alles vertreten: das heroische Zeitalter durch die Dioskuren; die Republik durch die Löwen; die Bürgerkriege durch Marius, und die große Kaiserzeit durch Marc Aurel.
In der Nähe des neuen Kapitols liegen zwei Kirchen, die auf den Ruinen des Jupiter Feretrius und des Jupiter Capitolinus erbaut sind. Vor dem Vestibul ist ein Brunnen mit den Bildern zweier Flußgötter, des Nil und des Tiber, nebst der Wölfin des Romulus. Den Tiber nennt man nicht, wie andere ruhmlose Flüsse; es gehört zu Roms Freuden, sagen zu können: »Führet mich ans Ufer des Tiber; gehen wir an den Tiber.« Es scheint, als ob man mit solchen Worten die Geschichte anrufe und die Todten heraufbeschwöre. Wenn man von der Seite des Forums nach dem Kapitol geht, hat man zur Rechten die mamertinischen Gefängnisse. Sie wurden von Ancus Martius erbaut und dienten damals für gewöhnliche Verbrecher. Doch Servius Tullius ließ viel schrecklichere unterirdische für die Staatsverbrecher bauen, als ob diese, da ihre Irrthümer sich auf redliche Absichten gründen können, nicht grade die meiste Rücksicht verdienten. Jugurtha, und die Mitschuldigen des Catilina kamen in diesen Gefängnissen um; man sagt auch, daß der heilige Petrus und Paulus dort eingekerkert waren. Auf der andern Seite des Kapitols liegt der tarpejische Felsen, an dessen Fuße man heute ein Hospital, »das Haus des guten Trostes« genannt, findet. Es ist, als ob in Rom der strenge Geist der Vorzeit und die Milde des Christentums sich über Jahrhunderte hinweg die Hand reichten.
Nachdem Oswald und Corinna den Thurm des Kapitols erstiegen hatten, sahen sie die Hügelstadt vor sich ausgebreitet. Corinna wies auf das, anfangs bis an den palatinischen Berg grenzende, und später von der Ringmauer des Servius Tullius umschlossene Rom, in welches die sieben Hügel nun schon mit einbegriffen waren, endlich die bis an die Mauern Aurelians erweiterte Stadt, welche Mauern noch heute dem größesten Theile Roms als Umkreis dienen. Corinna erinnerte an die Verse des Tibull und Properz, welche rühmen, aus wie schwachen Anfängen die Beherrscherin der Welt hervorgegangen. Der palatinische Berg war anfangs das ganze Rom; in der Folge aber nahm der kaiserliche Palast allein die Fläche ein, die einem ganzen Volke genügt hatte. Ein Dichter aus der Zeit des Nero machte darüber folgendes Epigramm: »Rom wird bald nur ein Haus sein; gehet nach Veji, Quiriten, wenn nicht auch Veji schon von diesem Hause verschlungen ist«.[3]
Die sieben Hügel sind jetzt lange nicht mehr so hoch, wie früher, als sie noch den Namen der »steilen Berge« verdienten. Das neue Rom liegt vierzig Fuß hoch über dem alten. Die Thäler, welche die Hügel trennten, sind von der Zeit durch Trümmer und Mauerschutt fast ganz ausgefüllt worden. Aber was noch sonderbarer ist, eine Anhäufung zerbrochener Säulen hat zwei neue Hügel gebildet,[4] und dieser Fortschritt, oder eigentlich diese Ueberreste der Civilisation, wie sie Berge und Thäler nivelliren, und im Moralischen wie im Physischen alle die schönen, durch die Natur hervorgebrachten Ungleichheiten ebnen, scheinen ein Bild der neuesten Zeit.
Drei andere,[5] nicht unter die sieben berühmten gerechnete Hügel verleihen der Stadt Rom etwas sehr Malerisches; es ist vielleicht die einzige Stadt, die allein durch sich und in ihrem eigenen Umkreis die prachtvollsten Aussichten darbietet. Man findet hier eine so köstliche Mischung von Trümmern und Bauwerken, von blumigen Gefilden und Einöden, daß man Rom von allen Seiten betrachten kann, und immer ein überraschendes Gemälde finden wird.
Oswald wurde nicht müde, von seinem hochgelegenen Standpunkte aus das alte Rom aus dem neuen gleichsam herauszusuchen. Das Lesen der Geschichte, wie das Nachdenken, zu welchem es anregt, wirken weniger auf uns, als diese umherliegenden Steine, diese unter die neuen Wohnungen gestreuten Trümmer. Hier wirkt die Anschauung allmächtig auf den Geist. Wenn man diese römischen Ruinen mit eigenen Augen sah, glaubt man an die alten Römer, als ob man zu ihrer Zeit gelebt habe. Die durch Studium erworbenen Kenntnisse und Erinnerungen haften nur im Verstande, wogegen die aus unmittelbarem Eindruck gewonnenen jenen erst Leben und Gestalt verleihen; sie machen uns gewissermaßen zu Zeugen des früher Erlernten. Allerdings sind diese modernen, unter die alten gemischten Bauwerke dem Schönheitssinne lästig. Aber ein bescheidenes Dach neben einem noch hochaufgerichteten Portikus, Säulen, zwischen denen man kleinere Kirchenfenster einfügte, ein Grabmal, das einer ganzen Familie als Behausung dient, das Alles bringt uns eine Fülle erhabener und schlichter Gedanken. Die Außenseite der meisten unserer europäischen Städte ist alltäglich genug; und Rom bietet häufiger, als jede andere, den traurigen Anblick des Elendes und der Herabgekommenheit dar; aber plötzlich erinnert uns eine zerbrochene Säule, ein halbverwittertes Relief oder Steine, die in der unzerstörbaren Weise der alten Architekten zusammengefügt sind, daran, daß es eine ewige Macht im Menschen giebt, einen göttlichen Funken, und daß man nicht müde werden darf, diesen in sich und Andern anzufachen.
Das Forum, dessen Umkreis ein so eng geschlossener ist, spricht beredt von der sittlichen Größe des Menschen. Aus Roms letzten Zeiten, als es ruhmlosen Herrschern unterworfen war, findet man in der Geschichte nichts, als leere Jahrhunderte, welche kaum eine Thatsache aufweisen; und dieses Forum, diese kleine Fläche, der Mittelpunkt einer, damals sehr beschränkten Stadt, deren Einwohner nach allen Seiten hin noch um ihr Gebiet kämpfen mußten, hat es nicht durch seine großen Traditionen die besten Geister aller Zeiten beschäftigt? Ehre also, ewige Ehre den kühnen und freien Völkern, welche die Blicke der Nachwelt auf sich zu ziehen wußten.
Corinna machte Lord Nelvil darauf aufmerksam, daß man in Rom nur sehr wenige Ueberreste aus der republikanischen Zeit finde. Die Wasserleitungen, die zum Abfluß des Wassers eingerichteten unterirdischen Kanäle, waren die einzigen Prachtbauten der Republik, und der ihr vorangegangenen Könige. Aus ihrem Zeitabschnitt bleiben uns nur nützliche Bauwerke: mehrere, dem Gedächtniß ihrer großen Männer errichtete Grabmale und einige Tempel aus Backsteinen sind Alles, was noch vorhanden. Erst nach der Eroberung Siciliens bedienten sich die Römer zu ihren Monumenten des Marmors; es bedarf dessen auch nicht, es genügt, die Stätte zu sehen, wo große Thaten sich erfüllten, um tiefe Bewunderung zu empfinden. Dieser natürlichen Neigung des Gemüthes muß man die religiöse Macht der Wallfahrten zuschreiben. Ein klassischer Boden übt immer, auch wenn er längst seiner großen Männer, und selbst seiner Denkmale beraubt ist, viel Herrschaft über die Einbildungskraft aus. Was das Auge fesselte, ist nicht mehr, aber der Zauber des Andenkens ruht über jenen Ländern.
Auf dem Forum findet man keine Spur mehr jener berühmten Rednerbühne, von welcher herab Beredsamkeit das römische Volk beherrschte. Es sind dort noch drei Säulen eines Tempels, den Augustus zu Ehren des Jupiter Tonans errichtete, weil der Blitz, ohne ihn zu treffen, dicht neben ihm eingeschlagen war; ferner ein, dem Septimius Severus vom Senate als Belohnung seiner Heldenthaten erbauter Triumphbogen. Die Vorderseite desselben trug die Namen der beiden Söhne des Septimius: Caracalla und Geta. Als jedoch Caracalla den Bruder ermordet hatte, ließ er seinen Namen auslöschen, und noch heute sieht man die Spur der hinweg genommenen Buchstaben. Weiterhin steht ein der Faustina gewidmeter Tempel, der zugleich ein Denkmal von Marc Aurels blinder Schwäche ist; ein Tempel der Venus, welcher zur Zeit der Republik der Pallas gewidmet war; noch etwas weiter die Ruinen eines der Sonne und dem Monde geweihten Tempels, den Kaiser Hadrian erbaute und um des willen er Apollodorus, den berühmten, griechischen Architekten, der die Verhältnisse dieses Baues getadelt hatte, umbringen ließ.
Auf der anderen Seite des Platzes begegnet man Ruinen von Denkmalen, die bessere, reinere Erinnerungen erwecken. Die Säulen eines Tempels, welcher dem Jupiter Stator gehört haben soll, der bekanntlich die Römer abhielt, vor dem Feinde zu fliehen. Nicht weit, wie man sagt, von dem Abgrunde, in welchen sich Curtius stürzte, eine von dem Tempel des Jupiter Custos übrig gebliebene Säule. Ferner die Säulen eines, wie Manche sagen, der Concordia, wie Andere meinen, der Victoria geweihten Tempels; vielleicht schmelzen erobernde Völker beide Vorstellungen gern zusammen, und denken, daß es wahren Frieden nur geben kann, wenn sie das Weltall unterworfen haben. Am äußersten Ende des palatinischen Berges erhebt sich ein schöner Triumphbogen, welcher dem Titus für die Eroberung Jerusalems errichtet ward. Man behauptet, daß die in Rom lebenden Juden niemals unter diesem Bogen durchschreiten, und es wird ein kleiner Nebenweg gezeigt, den sie dafür einschlagen. Um der Ehre der Juden willen ist es zu wünschen, daß diese Anekdote wahr sei: die langen Rückerinnerungen geziemen großem Unglück.
Nicht weit von dort steht der Siegesbogen des Constantin, »des Gründers der Ruhe«, wie er genannt wurde; die Christen entnahmen, um dieses Denkmal zu schmücken, die Basreliefs dem Forum des Trajan. In dieser Epoche waren die Künste schon im Verfall, und man plünderte die Vergangenheit, um neue Thaten zu verherrlichen. Jene, noch heute in Rom vorhandenen Triumphbögen übertragen, so weit es nur möglich ist, die dem Ruhm erwiesenen Ehren auf die Nachwelt.
Oben, in eigens dazu eingerichtetem Raum, fanden Flöten- und Trompetenspieler ihren Platz, damit der hindurchziehende Sieger von Musik, wie durch Lobeserhebungen berauscht, gleichzeitig der begeistertsten Regungen froh werde.
Diesem Triumphbogen gegenüber liegen die Ruinen des, von Vespasian erbauten Friedenstempels; sein Inneres war so reich mit Gold und Bronze geschmückt, daß, als eine Feuersbrunst ihn verzehrte, Ströme von glühendem Metall sich in das Forum ergossen. Endlich schließt das Coliseum, Rums schönste Ruine, den edlen Kreis, in welchem sich unsere ganze Geschichte darstellt. Dieser prachtvolle Bau, dessen von Gold und Marmor nun entblößte Steine allein noch vorhanden, diente als Arena den Gladiatoren, die sich mit wilden Bestien in öffentlichem Kampfe maßen. So unterhielt und täuschte man das römische Volk durch künstlich erzeugte Aufregungen, nachdem sein natürliches Gefühl keines Emporschwunges mehr fähig war. Man gelangte durch zwei Eingänge in das Coliseum; der eine gehörte den Siegern, durch den andern trug man die Todten hinweg.[6] Welche empörende Geringschätzung des menschlichen Geschlechts, so um des einfachen Zeitvertreibs willen über Leben und Tod zu verfügen! Titus, der beste der Kaiser, widmete dieses Coliseum dem römischen Volk; und seine staunenswürdigen Ruinen sind von so großartigem, genialem Charakter, daß man versucht ist, sich über wahre Größe zu täuschen, und Kunstwerken von verwerflicher Bestimmung eine Bewunderung zu bewilligen, die nur solchen gebührt, welche edlen Zwecken gewidmet sind.
Oswald theilte nicht Corinnens Entzücken über diese vier Gallerien, diese vier, sich aufeinander thürmenden Bauten, mit ihrer Wehmuth und Ehrfurcht einflößenden Mischung von Alter und Erhabenheit; er konnte auf solcher Stätte nur an den Uebermuth des Herrschers, nur an das Blut der Sklaven denken, und fühlte sich einer Kunst abhold, die, ohne nach dem Zweck zu fragen, ihre Gaben an jeden Gegenstand verschwendet, den man ihr aufgiebt. Corinna versuchte diese Ansicht zu bekämpfen. »Tragen Sie«, sagte sie zu Lord Nelvil, »die Strenge Ihrer sittlichen und Gerechtigkeitsgrundsätze nicht in die Würdigung italienischer Kunstdenkmale hinein. Wie ich Ihnen schon sagte, rufen die meisten derselben viel mehr den Reichthum, die Schönheit und den Geschmack der antiken Gestaltungen zurück, als die glorreiche Epoche der römischen Tugend. Und finden Sie in dieser riesenhaften Pracht der Bauwerke nicht auch eine Spur sittlicher Größe? Selbst der Verfall des Römervolkes ist noch imponirend; seine Trauer um die Freiheit erfüllt die Welt mit Wunderwerken, und der Genius der idealen Schönheit sucht den Menschen für die eigentliche und ächte Würde, die er verloren hat, zu trösten. Sehen Sie diese ungeheuren Bäder, die mit ihrer morgenländischen Pracht einem Jeden offen standen; diese für die Kämpfe der Elephanten und Tiger bestimmten Cirken; die Wasserleitungen, welche plötzlich den Kampfplatz in einen See verwandelten, wo nun Galeeren mit einander stritten, wo Krokodile an Stelle der eben noch anwesenden Löwen erschienen. Sehen Sie, von welcher Großartigkeit der Luxus der Römer war, als sie in den Luxus ihren Stolz setzten. Diese Obelisken, die, dem Schooße Egyptens entrissen, herbeikommen mußten, um römische Grabstätten zu schmücken, diese zahllosen Standbilder, welche Rom einst bevölkerten – man darf sie nicht schlechtweg als den unnützen, hochtrabenden Pomp asiatischer Despoten ansehen. Es ist der römische Geist, der weltbesiegende, dem so mit den Gebilden der Kunst gehuldigt wird. In dieser Großartigkeit liegt etwas Uebermenschliches, und ihre dichterische Pracht läßt ihren Ursprung und ihren Zweck vergessen.
Corinnens Beredsamkeit erregte Oswalds Bewunderung, ohne ihn zu überzeugen. Er suchte in Allem die sittliche Grundlage, und wollte ohne diese alle Zauberkraft der Kunst nicht gelten lassen. Corinna erinnerte sich jetzt daran, daß in eben dieser Arena einst verfolgte Christen als Opfer ihrer Standhaftigkeit umgekommen waren; sie zeigte Lord Nelvil die Altäre, welche man über ihrer Asche aufrichtete, auch jenen Pfad für die Büßenden, den längs der erhabensten Ruinen irdischer Größe vorüberführenden »Weg des Kreuzes«, und fragte ihn, ob dieser Staub der Märtyrer nicht zu seinem Herzen rede?« – »Ja«, rief er, »die Kraft des Geistes und des Willens über Schmerz und Tod bewundere ich grenzenlos. Jedes Opfer, welcher Art es sei, ist schöner und schwerer, als aller Aufschwung der Seele und des Gedankens. Eine hochfliegende Einbildungskraft kann Wunder thun, aber nur, wenn man Alles für seine Meinung, seine heiligen Ueberzeugungen hingiebt, ist man wirklich tugendhaft; nur dann besiegt eine höhere Macht in uns den sterblichen Menschen.« – Seine edlen Worte verwirrten Corinna; sie blickte zu ihm auf, dann schlug sie die Augen nieder; und obwohl er jetzt ihre Hand nahm, und sie ans Herz drückte, zitterte sie doch bei dem Gedanken, daß ein Mann mit solcher Gesinnung im Stande sein möchte, sich und Andere seinen Grundsätzen und seiner Pflicht zum Opfer zu bringen.
[1] Anmerkung der Autorin: Die Mineralogen behaupten, diese Löwen seien nicht von Basalt, weil der vulkanische Stein, dem man heutzutage diesen Namen giebt, in Egypten nicht zu finden sei. Plinius aber nennt den egyptischen Stein, aus welchem diese Löwen gebildet sind, Basalt, und Winckelmann hat die Bezeichnung beibehalten.
[2] Anmerkung des Verlages: Gleichwie der Löwe, wenn er ruht.
[3] Anmerkung des Verlages: Roma domus fiet: Vejos migrate, Quirites; Si non et Vejos ista domus
[4] Anmerkung des Verlages: Monte Citorio und Testacio.
[5] Anmerkung des Verlages: Janiculus, Monte Vaticano und Monte Mario.
[6] Anmerkung des Verlages: Sana vivaria, sandapilaria.