Corinna oder Italien
von Anna Louise Germaine de Staël
Drittes Buch: Corinna.
Drittes Kapitel
Oswald ging Abends mit einem ganz neuen Gefühl zu Corinna; er dachte, daß er vielleicht erwartet sei. Welches Entzücken gewährt diese erste Morgenröthe des Einverständnisses mit dem geliebten Gegenstand! Ehe noch die Erwartung zur Erinnerung geworden, ehe noch die Leidenschaft sich in Worte verkörperte, ehe Beredtsamkeit malte, was man empfindet, giebt es in diesem ersten Werden süße, geheimnißvolle Träumereien, die flüchtiger noch sind, als das Glück, aber auch noch göttlicher.
Als Oswald in Corinnens Zimmer trat, fühlte er sich befangener, denn je. Er fand sie allein, und dies war ihm beinahe unlieb, er würde sie gern länger in zahlreicher Umgebung beobachtet haben; würde gewünscht haben, sich ihrer Neigung auf irgend eine Weise zu versichern, ehe er so unerwartet in eine Unterhaltung gezogen wurde, die Corinna in Betreff seiner herabstimmen konnte, wenn er, wie das sicher zu fürchten war, sich dabei verlegen, und aus Verlegenheit kühl verhielt.
Sei es nun, daß Corinna diese Stimmung Oswalds errieth, sei es, daß Aehnliches in ihr vorging, es schien ihr nöthig, das Gespräch, um es zu beleben, und die Befangenheit daraus zu verscheuchen, auf äußerliche Dinge zu leiten. Sie fragte Lord Nelvil, ob er schon einige von Roms Kunstschätzen gesehen habe. – »Nein«, erwiderte Oswald. – »Was haben Sie denn gestern gemacht?« fragte Corinna lächelnd. – »Ich blieb den ganzen Tag hindurch auf meinem Zimmer«, sagte Oswald. »Seit ich in Rom bin, sah ich nur Sie, oder war allein mit mir.« – Corinna wollte ihm von seinem Auftreten in Ancona reden; sie begann auch: »Gestern erfuhr ich« – dann hielt sie inne, und sagte: »Ich werde Ihnen davon sprechen, wenn Leute kommen.« Die ernste Würde in Lord Nelvils Benehmen machte sie schüchtern; und überdies fürchtete sie, zu viel Bewegung zu verrathen, wenn sie auf sein edles Verhalten bei jener Feuersbrunst zurückkam; es schien ihr, als ob sie gemessener sein könne, wenn sie nicht mehr allein mit ihm wäre. Oswald war von Corinnens Zurückhaltung, und der Offenheit, mit der sie, ohne es zu ahnen, die Gründe dieser Zurückhaltung verrieth, tief ergriffen; doch je mehr er sich verwirrte, desto weniger konnte er seinem Gefühl Ausdruck geben.
Er stand in plötzlicher Hast auf, und trat ans Fenster, dann fühlte er, wie unerklärlich Corinna ihn finden müsse, und ohne ein Wort zu sagen kehrte er auf seinen Platz zurück. Corinna war in der Unterhaltung sichrer, als Oswald; dennoch theilte sich seine Befangenheit auch ihr mit, und verlegen nach einem äußerlichen Anhalt suchend, griff sie auf der neben ihr lehnenden Laute ohne Plan und Zusammenhang einige Accorde. Die weichen Klänge schienen ihm Muth einzuflüstern. Schon hatte er gewagt, Corinna anzusehen, und wer konnte das, ohne von der warmen Begeisterung, die in ihren Augen leuchtete, erfaßt zu werden? – Hingerissen, und zugleich durch den Ausdruck von Güte, welcher den Glanz dieser Augen milderte, sicher gemacht, war er jetzt eben im Begriff zu sprechen, als Fürst Castel-Forte eintrat.
Nicht ohne Schmerz fand dieser Lord Nelvil mit Corinna allein, doch hatte er sich gewöhnt, seine Gefühle zu verbergen. Tiefe Beherrschung, welche sich bei den Italienern oft mit großer Gewalt der Leidenschaft vereint, war in ihm das Resultat schöner Mäßigung und natürlicher Güte. Er hatte sich darein ergeben, nicht den ersten Platz in Corinnens Neigung einzunehmen. Nicht mehr jung, mit vielem Geist, voll edlen Geschmacks für die Künste, mit ebenso viel Fantasie, als nöthig, um das Leben zu vermannigfaltigen, ohne es aufzuregen, war es ihm ein Bedürfniß geworden, seine Abende mit Corinna zu verbringen; hätte sie geheirathet, würde er ihren Gatten beschworen haben, ihm das tägliche Kommen in gewohnter Weise zu gestatten; und mit dieser Bedingung würde er nicht zu unglücklich gewesen sein, sie im Besitz eines Andern zu sehen. Das Leid des Herzens wird in Italien nicht durch den Stachel der Eitelkeit vermehrt. Daher begegnet man hier entweder Männern, die leidenschaftlich genug sind, ihren Rivalen aus Eitelkeit zu erdolchen, oder Bescheideneren, welche sich gern mit dem zweiten Platz neben einer ihnen angenehmen Frau begnügen; doch man wird kaum Jemand finden, der aus Furcht, für verschmäht zu gelten, irgend einen ihm zusagenden Verkehr aufgäbe. Die Macht der Gesellschaft über die Eigenliebe ist in diesem Lande äußerst gering.
Als Graf d'Erfeuil und Corinnens allabendlich sich um sie sammelnden Freunde eingetroffen waren, wandte sich das Gespräch auf die Gabe des Improvisirens, welche Corinna so glorreich auf dem Kapitol entfaltet hatte, und man fragte sie, was sie selber davon denke. – »Es ist so selten«, sagte Fürst Castel-Forte, »eine zugleich der Begeisterung und der Analyse fähige Persönlichkeit zu finden, die, künstlerisch schaffend, doch im Stande ist, sich selber zu beobachten, daß man sie anflehen muß, uns die Geheimnisse ihres Genius zu enthüllen, so viel sie es vermag.« – »Das Talent zum Improvisiren«, entgegnete Corinna, »ist in den Sprachen des Südens nicht ungewöhnlicher, als in anderen Sprachen der Redeglanz der Tribüne oder schöne Lebhaftigkeit in gesellschaftlichem Gespräche zu finden sein mögen. Mir scheint sogar, als ob es unglücklicherweise leichter bei uns sei, aus dem Stegreife zu dichten, als gut in Prosa zu sprechen: die dichterische Rede weicht derartig von der unserer Prosa ab, daß mit den ersten Versen die Aufmerksamkeit von dem poetischen Ausdrucke beherrscht, und so zu sagen der Dichter seinem Hörerkreise, und dessen Kritik, entrückt wird. Nicht allein der Weichheit des Italienischen, sondern wohl ebenso sehr dem starken und gebieterischen Schwunge seiner volltönenden Sylben muß man die Gewalt der Poesie bei uns zuschreiben. Das Italienische hat einen musikalischen Reiz, welcher uns am Klange der Worte ein Vergnügen finden läßt, das fast unabhängig von ihrer Bedeutung ist. Diese Worte haben meist alle etwas Malerisches oder Malendes: sie stellen dar, was sie bedeuten. Man fühlt, daß diese melodische, farbenreiche Sprache sich inmitten der Kunst und unter einem wolkenlosen Himmel entwickelte. Es ist folglich in Italien leichter, als irgendwo sonst, allein mit Worten zu entzücken, die ohne Tiefe der Gedanken, ohne Neuheit der Bilder sind. Die Poesie wendet sich, wie alle schönen Künste, nicht weniger an die Sinne, als an den Verstand. Ich darf indessen für mich betheuern, daß ich niemals improvisirt habe, ohne wahrhaft ergriffen zu sein, ohne mich von einem mir neuen Gedanken erhoben, ja fortgerissen zu fühlen, und so hoffe ich, mich etwas weniger als Andere auf den Zauber unserer Sprache verlassen zu haben. Diese kann, wenn ich so sagen darf, schon an sich, durch bloßes, zufälliges Erklingen, durch den Reiz des Wohllautes und des Tonfalles dem Ohr Vergnügen gewähren.«
»Sie meinen also«, fiel einer von Corinnens Freunden ein, »daß die Kunst der Improvisation unserer Literatur schädlich sei? Ehe ich Sie hörte, war ich auch dieser Ansicht, doch Sie haben mich ganz davon zurückkommen lassen.« – »Ich wollte eigentlich sagen«, erwiderte Corinna, »daß aus solcher Produktivität, aus solchem poetischen Ueberfluß eine große Menge alltäglicher Dichtungen hervorgehen müssen; aber ich liebe diese Fruchtbarkeit, wie ich unsere von tausend nutzlosen Blumen bedeckten Fluren liebe. Die allseitige Freigebigkeit unserer Natur macht mich stolz. Besonders interessant sind mir die Improvisationen der Menschen aus dem Volk; sie lassen uns in ihre Fantasie blicken, die anderswo verborgen bleibt, und nur bei uns sich so entwickelt. Sie verleiht den niedersten Klassen der Gesellschaft einen poetischen Anstrich und erspart uns jenen Widerwillen, den für das Gemeine in jeder Form zu empfinden wir uns doch nun einmal nicht erwehren können. Wenn unsere Sicilianer den Reisenden in den Barken mit ihrem anmuthigen Dialekt frohe Glückwünsche zurufen, und ihnen ein süßes, langes Lebewohl in Versen sagen, sollte man meinen, daß der reine Hauch des Himmels und des Meeres über der Fantasie dieser Menschen wehe, wie der Wind über die Aeolsharfe, – sollte man glauben, daß die Poesie, ebenso wie der Accord, nur das Echo der Natur sei. Noch ein Umstand läßt mich auf unsere Gabe zu improvisiren großen Werth legen, der nämlich, daß dieses Talent in einer zum Spotte neigenden Gesellschaft fast unmöglich wäre. Es bedarf, verstatten Sie mir den Ausdruck, es bedarf der Gutherzigkeit, der Unbefangenheit des Südens, oder vielmehr der Länder, wo man die Unterhaltung liebt, ohne das, was unterhält, zu kritisiren, auf daß die Dichter sich zu so gefahrvollem Unternehmen verlocken lassen. Ein spöttisches Lächeln würde genügen, ihnen die zu schneller und ununterbrochener Erfindung so nothwendige Geistesgegenwart zu rauben; die Hörer müssen sich mit uns erwärmen, ihr Beifall uns begeistern.« – »Aber Sie«, sagte endlich Oswald, der bisher geschwiegen, ohne jedoch den Blick von Corinna abzuwenden, »welcher Ihrer Dichtweisen geben Sie den Vorzug? dem Werke des Nachdenkens, oder jenem, das augenblickliche Eingebung schuf?« »Mylord«, erwiderte Corinna mit einem Ton, der viel Interesse und die feinere Empfindung achtungsvollen Hochhaltens ausdrückte, »darüber möchte ich Sie zum Richter setzen; wenn Sie aber verlangen, ich solle mich prüfen, wie ich selbst darüber denke, so gestehe ich, daß die Improvisation mir etwa dasselbe ist, wie eine lebhafte Unterhaltung. Ich binde mich durchaus nicht an dieses oder jenes Thema, ich überlasse mich am liebsten dem Eindruck, welchen die Theilnahme der Zuhörenden auf mich ausübt, und meinen Freunden schulde ich also grade in dieser Richtung den größesten Theil meines Talents. Leidenschaftliche Erregung, die durch eine Unterhaltung über mich kommt, in welcher wir große und edle, auf des Menschen geistiges Dasein sich beziehende Fragen, seine Bestimmung, seine Zwecke, seine Pflichten, sein Lieben behandeln, solche Erregung hebt mich zuweilen über mich selbst hinaus, – läßt mich in der Natur, in meinem eigenen Herzen kühne Wahrheiten, lebensvolle Redeweisen entdecken, die einsames Nachdenken allein nicht erzeugen könnte. Ich glaube dann von übernatürlichem Geiste beherrscht zu sein, und fühle klar, wie das, was aus mir spricht, mehr werth ist, als ich selbst. Dann begegnet es mir oft, daß ich den Rhythmus der gebundenen Rede verlasse und meine Gedanken in Prosa ausdrücke; zuweilen führe ich die schönsten mir bekannten Verse ausländischer Dichter an: denn sie sind mein, diese göttlichen Strophen, wenn sie meine Seele ganz durchdringen konnten. Mitunter suche ich auch die Gedanken und Gefühle, welche sich dem Worte entflüchtigen, durch harmonische Träumereien, ja durch ein Volkslied auf meiner Laute abzuschließen. Kurz, ich fühle mich Dichterin, nicht blos wenn eine glückliche Wahl von Reimen und Sylben, wenn eine reiche Zusammenstellung von Bildern den Hörer blendet, sondern wenn meine Seele sich aufschwingt, wenn sie wie aus höchster Höhe auf Selbstsucht und Niedrigkeit herabsieht, wenn eine schöne, schwere Handlung ihr am leichtesten werden würde; dann rede ich am Besten. Ich bin Dichterin, wenn ich bewundere, wenn ich verachte, wenn ich hasse, und Alles dieses nicht aus persönlichem Interesse fühle, sondern um der Würde des menschlichen Geschlechtes willen, und der Herrlichkeit der Welt!«
Corinna bemerkte jetzt, daß das Gespräch sie fortgerissen hatte; sie erröthete ein wenig, und sich zu Lord Nelvil wendend, sagte sie: »Sie sehen es, ich darf an so hohe Dinge nicht rühren, ohne jene innerste Erschütterung zu empfinden, welche die Quelle der idealen Schönheit in der Kunst, der Andacht in frommen Seelen, der Großmuth in Heldenherzen, welche endlich die Quelle der Selbstlosigkeit in hochsinnigen Menschen ist. Verzeihen Sie es mir, Mylord, obwohl eine Frau wie ich schwerlich denen ähnlich sieht, die man in Ihrer Heimat gutheißt.« – »Wer könnte Ihnen gleichen?« erwiderte Lord Nelvil; »und soll man für eine, in ihrer Art einzige Frau Gesetze machen?«
Graf d'Erfeuil schwelgte in höchstem Entzücken, wiewohl er nicht Alles, was Corinna gesagt, verstanden hatte; aber ihre Geberden, der Klang ihrer Stimme, ihre Art zu sprechen bezauberten ihn, und zum ersten Mal war er von nichtfranzösischer Anmuth so ganz gewonnen. Doch, um wahr zu sein, führten ihn auch Corinnens große Erfolge in Rom auf das hin, was er von ihr zu halten habe; und er gab, indem er sie bewunderte, seine gute Gewohnheit nicht auf, sich durch die Meinung Anderer leiten zu lassen.
Im Fortgehen sagte er zu Lord Nelvil: »Sie müssen zugeben, bester Oswald, daß ich Anerkennung verdiene, wenn ich einem so reizenden Geschöpf nicht den Hof mache.« – »Je nun«, entgegnete dieser, »ich höre allgemein, es sei gar nicht leicht, ihr zu gefallen.« – »Man sagt es«, erwiderte d'Erfeuil, »doch kann ich's kaum glauben. Eine alleinstehende, unabhängige Frau, die doch eigentlich das Leben einer Künstlerin führt, dürfte nicht schwer zu gewinnen sein.« – Lord Nelvil war von dieser Bemerkung verletzt; aber entweder entging dies dem Grafen, oder er hielt es dennoch für zweckmäßig, seine weitere Meinung auszusprechen, kurz er fuhr fort: »Doch ist damit nicht gesagt, daß, wenn ich überhaupt an die Tugend einer Frau glauben wollte, mich Corinna nicht ebenso gut, als jede Andere, überzeugen könnte. Sicherlich zwar sind ihre Blicke beredter, ihre Aeußerungen lebhafter, als es dessen bei Euch Engländern, und selbst bei uns bedarf, um an den Grundsätzen einer Frau zu zweifeln. Diese aber ist ein Weib von so überlegenem Geist, so tiefem Wissen, so seinem Takt, daß Alltagsregeln auf sie nicht anwendbar sind. Genug, – werden Sie es glauben: ich finde sie, ohngeachtet ihrer großen Natürlichkeit und der Unbefangenheit ihrer Rede, höchst imponirend! Gestern versuchte ich, während ich Ihr Interesse für Corinna völlig berücksichtigte, auf gut Glück auch ein paar Worte für mich anzubringen. Sie wissen schon, jene Redensarten, die da machen, was eben zu machen ist; werden sie erhört, ist's gut; hört man sie nicht, nun auch gut. Darauf hat mich Corinna hoch und kalt in einer Weise angesehen, die mich ganz verwirrt machte. Und doch ist's lächerlich, mit einer Italienerin befangen sein zu wollen, die Künstlerin, Dichterin, kurz Alles ist, was den Verkehr mit ihr für uns bequem machen sollte.« – »Ihr Name ist unbekannt«, erwiderte Lord Nelvil; »doch hat sie Lebensformen, die auf eine hohe Abkunft schließen lassen!« – »O«, rief d'Erfeuil, »nur in Romanen ist es Brauch, mit dem Schönsten hinter dem Berge zu halten; im wirklichen Leben pflegt man Alles zu sagen, was Ehre bringt, und selbst noch ein wenig mehr.« –»Ja«, erwiderte Oswald, »in solchen Kreisen, wo man nur an den auf einander zu machenden Effekt denkt; aber da, wo ein innerliches Leben gelebt wird, kann es Geheimnisse in den äußeren Verhältnissen geben, wie es Verborgenheiten in den Empfindungen giebt, und nur, wer Corinna zu heirathen beabsichtigt, hätte ein Recht zu fragen – – –« – »Corinna heirathen!« rief Graf d'Erfeuil mit lautem Lachen, »o, dieser Gedanke wäre mir im Leben nicht eingefallen! Glauben Sie mir, bester Nelvil, wenn Sie Dummheiten begehen wollen, dann müssen es welche sein, die wieder gut zu machen sind; aber was das Heirathen anbetrifft, da dürfen Sie nichts im Auge haben, als Vortheil und Schicklichkeit. Ich scheine Ihnen oberflächlich, mein Lieber, und nichts desto weniger möchte ich wetten, daß ich in meinen Einrichtungen für's Leben vernünftiger handeln werde, als Sie.« – »Ich glaube es auch«, erwiderte Oswald und sprach dann kein Wort mehr.
Durfte er denn dem Grafen sagen, daß in dieser Oberflächlichkeit viel Selbstsucht liege, und daß diese Selbstsucht allerdings vor den Verirrungen der Leidenschaft sichere, in denen man sich fast immer für Andere opfert? Mit leichtsinniger Denkart kann man wohl bald in der vortheilhaften Leitung seiner Angelegenheiten geschickt werden, denn in Allem, was im gesellschaftlichen wie öffentlichen Leben mit sogenannter Weltklugheit zu erreichen ist, kommt man noch eher mit den Eigenschaften, die einem fehlen, als mit solchen, die man besitzt, ans Ziel. Mangel an Begeisterung, Mangel an Ueberzeugung, Mangel an Gefühl, mit diesen negativen Schätzen ein wenig Klugheit, auch wohl Geist, gepaart, und die gesellschaftliche Stellung im praktischen Sinne, das heißt, Vermögen und Rang, erwerben und behaupten sich leicht. Indessen waren Graf d'Erfeuils Spöttereien Oswald doch peinlich gewesen. Er tadelte sie zwar, aber in seinen Grübeleien tauchten sie hie und da belästigend wieder auf.