Das Vaterland
Das Vaterland liebte der Jüngling schon,
Wenn er sinnend am Bache saß,
Und des Bachs Silberstrom mit dem Adlerblicke
Weithin verfolgte das Thal hinab;
Dann sprach er: O Emma[1]! wie lieb' ich dich!
Du durchwanderst mein Vaterland!
Tränkst den Mann, tränkst das Ro´, die für meinen Friedrich
Zum Kampf in's eiserne Schlachtfeld gehn!
Das Vaterland liebte der Jüngling schon,
Wenn das säuselnde Schattendach
Huha's[2] ihn hold umfing, ihm den Pfeil des Mittags
Abwehrt und summende Wanderer;
Dann sprach er: Wie hab' ich, o Hain, dich lieb!
Du, du pflegtest des heil'gen Laubs,
Hermann´s Haar kränztest du! o du sollst auch kränzen
Den Brennen, kommt er vom Kampf zurück!
Das Vaterland liebte der Jüngling schon;
Friedrich sah er im wachenden
Traum; er sah zürnender Ihn im Traum der Nächte,
Und warf die Donner des Ruhms mit ihm.
Er sahe der Tugend Altäre baun,
Unter Friedrichs Hirtenstab;
Sagt' entzückt: Bleib bei uns, Königin! Altäre,
Wie diese, findest du nirgendwo!
[1] Dichterischer Name der Holtemma, ein bekanntlich kleiner Fluß
[2] Dichterischer Nameder Huy, ein romantischer Wald im Fürstenthum Halberstadt