Todessehnen

Wormditt am 27. Februar 1807.

Ach, wer nimmt von meiner Seele
Die geheime schwere Last,
Die, je mehr ich sie verhehle,
Immer mächtiger mich faßt?

Möchtest du nur endlich brechen,
Mein gequältes, banges Herz!
Findest hier mit deinen Schwächen,
Deiner Liebe nichts als Schmerz.

Dort nur wirst du ganz genesen,
Wo der Sehnsucht nichts mehr fehlt,
Wo das schwesterliche Wesen
Deinem Wesen sich vermählt.

Hör' es, Vater in der Höhe,
Aus der Fremde fleht dein Kind:
Gib, daß er mich bald umwehe
Deines Todes Lebenswind.

Daß er zu dem Stern mich hebe,
Wo man keine Trennung kennt,
Wo die Geistersprache Leben
Mit der Liebe Namen nennt.


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