Todesgedanken
Oft wenn ich müde bin, den bitt´ren Kelch zu trinken,
Den man das Leben nennt, wenn ich des Hohnes müde,
Und der Verachtung, die hier nur der Armuth winken,
Blick ich auf´s Grab, auf das Asyl, wo Ruh und Friede.
Und heiter schaue ich auf den frewill´gen Tod,
Ich bitte, weihend mich, mein Loos zu wenden,
Der eiserne Befreier, der dem Leben droht,
Er blendet meinen Blick, hebt unter meinen Händen.
Doch plötzlich Angst und Zweifel meine Seele quälen,
Ich denk´ an Eltern, Freunde, unvollendet Streben,
An meine Jugend, denn wir Menschen selbst verhehlen
Das schwarze Schicksal uns, woran geknüpft das Leben;
Es hindert uns ein unzerreißbar magisch’ Band,
Der Mensch sucht lieber, eh´ er diese Kette sprenge,
Eh´ er das Dasein tödtete mit eig´ner Hand,
Nach einem Grund, weshalb weshalb er länger im Gedränge
Des Lebens und des Leids verweile. Hoffend schleicht
Von Leid zu Leid, von Müh’ zu Müh’ er bis zum Grabe,
Und wenn der Tod, dieß süße Labsal, ihn erreicht,
Er hält es für des Himmels allerschlimmste Gabe