Der trübe Nebel ist zerflossen

von Philipp Otto Runge

Der trübe Nebel ist zerflossen,
der Sonne Schein ist ausgegossen
über das grüne Land.
Die kleinen Blumen sind entsprossen,
die muntern Vögel, ihre Genossen,
grüßen mich so bekannt
und rufen mich jauchzend hin zum Wald.
O ja, ich komme bald!
Wer möchte wohl nicht in der Gesellschaft sein
unter Blumen, im Walde, bei den kleinen Vögelein?
Mich dünkt, ich bin schon hier gewesen,
wo ich die kleinen Blumen seh;
sie stehn doch hier wie auserlesen
und mir wird innerlich nach ihnen weh.
Ich kann nicht wieder von hier gehn,
ists doch so lebendig und so lustig hier!
Die Vöglein singen in dem Wald:
Könnte das doch ein Mensch verstehn.
und wär der bei mir!
Wies so gewaltig widerhallt!
Wenn ich steh
und niederseh,
alles ist so lebendig und so mannigfalt.
Im Herzen brennt es mir so sehr,
ich gäbe mein Herzblut, daß ich nicht so alleine wär,
und verstände das fröhliche Leben um mich her!
Alle Würmchen begrüßen sich
und gehn fleißig umher;
die Schmetterlinge erlustigen sich
und freuen sich so sehr.
Und ich alleine
stehe, gehe, sehe
und verstehe
nichts von allen:
wie die Stimmen schallen,
wie die Blumen blühen,
Schmetterlinge ziehen,
wie die Würmlein spielen
und in Blümen wühlen,
in die Blumen sinken
die so lieblich winken
nichts versteh ich um mich her,
das betrübt mich sehr,
und doch, wie ich hier stehe so ganz allein,
möcht ich immerfort in dieser Gesellschaft sein.

Letzte Änderung der Seite: 08. 11. 2024 - 19:11
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