Nachruf der in Wesel Ermordeten an ihre Waffenbrüder

Nehmt den Kuß, ihr theuren Waffenbrüder,
Den die Euren, scheidend, euch geweiht!
Jetzt Verklärte, blicken wir hernieder
Aus den Bäumen der Unendlichkeit.
Jauchzend hat die Seele sich befreit;
Nur was Staub war, ward zum Staube wieder.

Uns ist wohl in Edens stillen Fluren,
In der ew´gen Freiheit Vaterland,
Wo des schwarzen Mordes blut´ge Spuren
Tilgt des Vaters segenvolle Hand;
Dort, wo uns der edlen Liebe Band
Jetzt vereint mit göttlichen Naturen.

Wieder haben wir ihn dort gefunden,
Ihn, den uns des Schicksals Hand geraubt –
Unsern Helden, der sein Ziel gefunden,
Weil an Edles edel er geglaubt.
Glänzend stand er da, das Heldenhaupt
Mit des Märtyrs Strahlenkron umwunden.

Und er führt´ uns in die Götterhalle,
In Wallhalla´s hohen Göttersaal;
Und dort fanden wir die Brüder alle:
Bietend uns den goldenen Pokal,
Saßen sie, beim frohen Göttermahl,
Neben Hermann in der Heldenhalle.

Drum so trocknet eure Mitleidsthränen!
Wir sind glücklich, frei von allem Harm.
Bleibt auch ihr, gleich Thebens Heldensöhnen,
Ewig für die heil´ge Sache warm!
Weihet freudig ihr den tapfern Arm,
Einst, wenn wieder die Trompeten tönen!

Und erlieget ihr des Schicksals Schlägen,
Ruft auch euch der Norne erster Schluß, -
Fallet freudig für der Völker Segen;
Für das Höchste sterbeb, ist Genuß:
Und des Vaterlandes Genius
Bringt der Freiheit Palme euch entgegen.


Letzte Änderung der Seite: 06. 03. 2021 - 00:03