Als Kriegsfreiwilliger nach Frankreich 1815.

von Willibald Alexis

Wie oft ich die Maas passiert, kann ich mich nicht mehr entsinnen. Außer der Spree, die Berlin scheidet, gibt es indes keinen Fluß, den ich von Rechts wegen so genau kennen müßte, von Lüttich hinauf bis beinahe Verdun. Denn obgleich Friede war, und wir nur Freiwillige für den Krieg, behielt man uns nicht allein noch monatelang im Dienst und in Frankreich, sondern schob uns aus einer Kantonierung in die andre, immer die Maasufer hinauf, bis wir endlich im Flecken Dun, einige Meilen von Verdun entfernt, den südlichsten Punkt erreicht hatten, um nachher noch einmal das Vergnügen zu haben, wieder in nördlicher Richtung bis über Givet hinaus zurück zu marschieren.

Wir waren vom Lagerleben erlöst, aber nur, um ein neues, beschwerlicheres Wanderleben anzutreten. Es hatte viele Tage lang geregnet, und regnete immer fort, wie im Englischen Liede[1]. Die Wege waren furchtbar, und es war nicht märkischer Sand! Wir waren schon bis an die Knie im Kot der Hohlwege gewatet, als wir, südlich von Givet, über die Maas setzten, um nach Fumay zu marschieren. Ein malerisch in die Kalkfelsen der Maas eingeklemmtes Städtchen von mittelalterlicher Architektur; aber, todmüde wie wir waren, von Naßkälte schauernd, mußten wir durch die freundlichen Straßen, an den gastlichen Häusern vorüber, wieder in eine Fähre uns einpferchen lassen, um jenseits, ein paar Meilen weiter, in einem elenden Dorfe endlich Quartiere zu finden, im Vergleich zu welchen unsre verbrannten Strohhütten uns noch komfortabel erschienen. Der Unwille unter den Jägern war allgemein, da hier, wie es oft geschah, die Soldaten von der Linie in der Stadt selbst blieben. »Man braucht uns nicht mehr, man laßt es uns fühlen, daß wir überflüssig sind! Warum entläßt man uns dann nicht ganz und gar?« Wie oft noch wiederholten sich diese Klagen! In der Tat entsinne ich mich aus dem ganzen Feldzuge keines schlechteren Quartiers als in diesem Dorfe Revin, wo wir uns alles, selbst Stroh und Brot, ertrotzen mußten. Die Wirtin, ein widerwärtiges Weib, gab uns indes Anlaß zu manchen Beobachtungen. Bei jeder Forderung schrak sie zusammen, schlug die Hände über den Kopf, seufzte und – klagte. Nicht beim Kapitän, wozu die französischen Bauern immer weit schneller bereit waren als die unsern, sondern bei ihrer Heiligen! Und wo war diese Heilige? In einer Laterne auf einem Küchenschrank; die Himmelskönigin aus dem Bilderladen war an die Stelle der fehlenden Glasscheibe geklebt. Die fromme Frau warf sich jedesmal zu Füßen des Schrankes nieder und murmelte ihre unverständlichen Gebete, daß die Jungfrau die unverschämten Forderungen der Ketzer gnädig abwende. Wir waren in großem Irrtum, als wir meinten, die Revolution habe mit der Religion auch den Bigottismus und Aberglauben in Frankreich ausgetilgt. Auch in den nördlichen Provinzen fanden wir ihn nur zu oft und in seiner krassesten Gestalt wieder.

Abermals ward am Morgen über die Maas gesetzt, in Regengüssen, und der Marsch ging über die Ardennen nach Aubenton. Diesmal sollten wir sie in ihrem finstersten Gebirgscharakter kennen lernen. Diese Schluchten, diese Wege und Hohlwege! Wer hatte Augen für die schauerlichen Reize dieses Gebirges, wenn er, mit dem halben Beine im Kot, bergan steigen mußte! Wir schlugen Nebenpfade ein, um auf dem kürzesten Wege das Gebirge zu kreuzen; es ging durch Dornen, steile Klippen wurden erklommen, Wege, aus denen es uns wahrscheinlich mit allem unsern Gepäck fortzukommen unmöglich geworden wäre. In dieser Voraussicht hatte man einige Ochsenwagen requiriert, die unsre Tornister nachfuhren, sie uns dafür aber erst drei Tage später ablieferten. Einer zog den andern, und doch wie viele glitten aus und küßten die mütterliche Erde des feindlichen Landes. Zuweilen sahen wir uns verwundert an, daß nach solchen Strapazen noch so viel von uns selbst und unsern Kleidungsstücken übriggeblieben war.

Auch in dem freundlichen Fabrikstädtchen Aubenton, wo man uns Kantonierungen versprochen, blieben wir in guten Quartieren nur eine Nacht. Wenigstens lernten wir wieder das Quartierleben von der freundlichen Seite kennen. Die Gegend schien noch nicht ausgezehrt. Reinlichkeit und Fülle der natürlichen Lebensmittel, schönes weißes Brot, ein vortrefflicher Käse und ein kräftiges Bier stärkten uns wieder für eine Kantonierung in den Dörfern, die von diesen Behaglichkeiten wenig oder nichts darboten.

Wir waren wenigstens in dem Dorfe Besmont wieder im flachen Lande. Daß dadurch ein Wunsch erreicht werden könne, hatte ich mir früher in meiner romantischen Stimmung nicht träumen lassen. Aber es war ein Dorf, welches mich an unsre westfälischen erinnerte. Die Gehöfte lagen im weiten Umkreis zerstreut, durch feuchte Wiesen, Hügel, Buschwerk, Seen und Gräben voneinander getrennt. Zum Appellplatz mußte mancher eine Stunde lang gehen, und ich hatte wie gewöhnlich das Unglück, nicht allein bei einer der ärmsten Familien, sondern auch am allerentferntesten von den andern einquartiert zu sein. Wäre es ein Vendéedorf gewesen, und seine Bewohner fanatisierte Feinde, so wäre es ein leichtes gewesen, in dieser Abgeschiedenheit einen und den andern verschwinden zu lassen, ohne daß es nur bemerkt worden wäre. Kaum wußten wir, wo wir uns gegenseitig aufsuchen konnten; es waren Reisen, und über zitternde Wiesen, durch Büsche und labyrinthische Hecken. Aber die Leute waren friedlich und freundlich; sie waren des Krieges satt und matt wie wir. Wir verlangten nur nach Ruhe und fanden sie, und sie gaben, was sie hatten; es entsprach zwar nicht unsern Wünschen und den Verheißungen, die man uns von guten Quartieren gemacht, aber doch den nötigsten Bedürfnissen.

Für die Melancholie, für die Ossianische Stimmung war hier reichliche Nahrung. Ringsum gelbes, abfallendes Laub, ein grauer Novemberhimmel, Nebelstreifen, und Sträucher, Bäume, Felder, Wiesen und Wege von den Perlentropfen des ewigen, andauernden Regens bedeckt. Während der Wochen, die ich in dieser Einsiedelei lag, sah ich nicht einmal die Sonne scheinen; es fiel kein Schuß, es wieherte kein Pferd, keine Kuh brüllte, nur die Hennen gackerten, wenn sie Eier legten.

Ein märchenhaftes Stilleben führte ich, und doch steht es mir in allen seinen Einzelheiten so klar vor Augen, als wäre es erst gestern. »Wir haben nie Einquartierungen gehabt,« sagte die Alte, als sie meinen Zettel empfing. Aber im Hause war doch nicht die Armut, welche entmutigt und den Sinn niederdrückt. Vielleicht war kein Geldstück vom Dach bis zum Keller aufzutreiben; aber was bedurften diese Leute des Geldes? Zwei fette Kühe gaben Milch, Butter und Käse ausreichend für die Wirtschaft. An einen Verkauf oder an ein zur Marktwaremachen dieser Produkte schien hier niemand zu denken. An weißem Mehl und Weißbrot fehlte es nicht; eigene Erzeugnisse, wenn für mich gleich der Umstand sehr unangenehm war, daß dieses Brot nur alle vierzehn Tage gebacken wurde, demzufolge man während dreizehn Tagen, was wir alte Semmel nennen, essen mußte! Aber in Scheiben am Feuer geröstet, mit frischer Butter und Käse darauf, schmeckte es vortrefflich. Die Gärten voll Obstbäume. Nur zu schütteln brauchte man, und goldene Äpfel waren in Fülle da. Auch Kartoffeln waren im Keller. Bedurfte es mehr zu einer Idylle? Und doch gackerten noch achtzehn Hühner im Stalle, zuzeiten die einzige Melodie, der einzige Laut in meiner Einsiedelei.

Die Hausfrau, etwa eine hohe Fünfzigerin, sprach ein Patois (Platt), das ich nicht verstand; aber sie war keine üble Frau, geschwätzig, reinlich, tätig. Ein junger Bursch war da, etwa von zehn bis elf Jahren, ob ihr Sohn oder Enkel lass' ich dahin gestellt, wahrscheinlich der künftige Erbe, und ein junges, hochgewachsenes, hübsches Mädchen von außerordentlich weißem Teint, ihre Tochter. Sie ächzte viel, und es hieß, sie wäre krank; wie es mit dieser Krankheit beschaffen, und ob sie nicht vielleicht eine nur fingierte war, lass' ich auch dahingestellt. Denn es gab noch mehr Rätselhaftes in dieser Familie.

Ein täglicher Besucher fand sich dort ein, ein Mann etwa in den Dreißigen, von nicht eben schönem, imponierendem Äußeren; sein ganzes Wesen aber sagte, daß er schon mehr in der Welt gesehen und in andern Verhältnissen zu Hause wäre, als in dieser kleinen Bauernhütte an den Ardennen. Er trug eine blaue Bluse, Holzschuhe wie die übrigen; aber wenn er meine Büchse aufnahm, blitzte ein eigenes Feuer aus seinen Augen. Es war ihm keine ungewohnte Arbeit. Es lag kein Grund mehr vor, zu verbergen, daß dieser tägliche Gast kein Bauer, sondern ein Militär war, ein Napoleonischer Kapitän, von den Bourbonen auf Halbsold oder ganz ohne Sold entlassen. Wie er in den letzten Zeiten tätig gewesen, ob er die Rolle der Ney und Labédoyère[2] etwa im kleinen gespielt und deshalb für gut befunden, sich in die Herbstnebel der Ardennendörfer zu verlieren, selbst ob er bei Waterloo mit gesuchten, oder ob ich in ihm einen Feind wieder sah, den ich zum letzten Male auf einem der Festungswälle vor mir erblickt, blieb der Vermutung überlassen. Jetzt war er nicht mehr und nicht weniger als ein Knecht, ein freiwilliger Bauernknecht. Er besorgte die Geschäfte der Familie, die aber im Herbst, nach der Ernte, wahrscheinlich nicht bedeutend waren. Denn er konnte stundenlang im Hause sitzen, morgens, mittags und abends noch länger und, die Hände auf den Knien, plaudern.

Seine Firma hier war nicht Kapitän noch Knecht, sondern Bräutigam, Verlobter der Tochter. Ob das nur ein vorübergehender Bräutigamsstand sein sollte, faute de mieux, ob er ernstlicher daran dachte, mit dem jungen Mädchen in den Besitz des Hofes einst zu kommen und den Offizier mit dem Bauer zu vertauschen, oder ob er noch auf einen Umschwung der Dinge hoffte und hier nur die Zeit abwarten wollte – alles das hatte ich mutmaßlich erfahren, wenn mich die Sache näher interessiert, und ich älter als siebzehn Jahre gewesen wäre. Stoff, nicht allein zur Romantik, sondern sogar zum Romane. Aber, siehe da, ich war durch alles Romantische vorher gesättigt; es war mir gleichgültig geworden. Ich wollte Ruhe und dann fort, hinaus, zurück ins alltägliche Leben Der Kapitän mochte lieben oder hassen, lauern oder hoffen, mich ging es nicht an.

Übrigens war er ein ganz angenehmer Mann und Gesellschafter, wenigstens für die Lage hier. Es versteht sich von selbst, daß er an Bildung weit über den andern stand; er machte ihren Lehrmeister, einen praktischen Lehrmeister. Wie weit seine Kenntnisse gingen, konnte ich allerdings nicht beurteilen; aber er schien doch weit mehr zurückzuhalten, als er ausgab. Er war weit in Deutschland umher gewesen, auch längere Zeit in Berlin; er kannte unsre Sitten und sprach etwas Deutsch. Seinen Stand hatte er für den Augenblick ganz aufgegeben und vergessen, wie das eben nur einem Franzosen möglich ist. Nur einmal erwähnte er mit einem spöttischen Zug um den Mund, daß er Ludwig XVIII. nicht besonders lieben könne, da er ihm seine Pension entzöge. Paris liebte er auch nicht und fürchtete von daher. Er versicherte, für fünf Sous könne dort jeder seinen Feind von einem Diener der geheimen Polizei ermorden lassen! Ja, einst entfiel ihm ein merkwürdiges Wort: es wäre für Frankreich nicht gut, wenn die Heere der Verbündeten ohne weiteres herausgezogen würden. Die Parteien würden sich augenblicklich in die Haare geraten, und die Dinge noch schlimmer werden. Sonst schien er blasiert, gleichgültig gegen alles und recht geflissentlich bedacht, in kleinen Dingen und Beschäftigungen sich zu fesseln. Er half mir bereitwillig meine Sachen putzen und lehrte mich Kunstgriffe.

Es war ein eigenes Verhältnis, ich war Sieger, und er der Besiegte, ich im Recht des einquartierten Soldaten, was ein furchtbares Recht sein kann, und er im Verhältnis des scheuen, geplagten Wirtes, der hergeben soll, was man fordert. Aber ich war ein Soldat und ein halbes Kind, und er Offizier, ein Mann in Jahren und von reicher Erfahrung. Ein deutscher Offizier hatte sich in ähnlichen Verhältnissen schwer dazu hergegeben, einem jungen französischen Volontär das Riemenzeug zu putzen, ja, ihn so zu bedienen, wie der Franzose tat. Aber in seinen Adern rann kein aristokratisches Blut; er war ein Mann aus dem Volke und wollte es nicht verleugnen. »Ich bin alles gewesen,« sagte er einmal lächelnd, »Soldat, Korporal, Sergeant, Furier, Sergeant-Major, dann Leutnant, zwei Jahre Kapitän, und jetzt bin ich wieder Bauer.«

Im Sommer mühte das hier ein herrliches Stilleben gewesen sein. Welchen Spielraum umher! War doch jedes Gehöft ein kleines abgeschiedenes Gut für sich, so herrliche, grüne Plätze, mit den schönsten, wilden und Fruchtbäumen, mit Büschen und Hecken umpflanzt, und der Wald nahe, in den man sich verlieren konnte. Aber der Oktober rückte schon weit vor, kein Oktober, welcher den schönen milden Altweibersommer Norddeutschlands mit sich führt. Keine seidenen Fäden flogen durch reine, weiche Luft. Sie schwitzte aus ihrem ununterbrochen grauen Überzuge nur den ewigen Perlregen. Wir waren an das Haus, in die Stube gebannt. In eine einzige Stube. Doch war sie nicht zu eng, und nicht von Unreinlichkeit starrend. Es machte sich soeben. In meinen Briefen finde ich eben eine Stelle, die ich bis jetzt übersehen hatte. »Meine Gesellschaft besteht aus der Hausfrau, einer erwachsenen Tochter, einem Kinde, drei Katzen, achtzehn Hühnern, zwei Kühen, einem Ferkel, zahlreichen Fliegen, und noch einem Franzosen, der Hauptmann gewesen sein soll.« Es muß das wohl in einer ersten, übeln Laune niedergeschrieben sein; denn meine Erinnerung an den Hausstand und das Leben dort ist weit freundlicher. Wenn nicht geputzt, geschrieben oder geplaudert ward, vertrieb ich mir wieder die Zeit mit dem idyllischen Kochen. Für die Lektüre der Nibelungen muß meine Stimmung damals nicht getaugt haben. Der Sinn war früh zum Praktischen angeleitet worden, nur durch die Not. Ich rechne es aber doch zum Glück, daß diese Not wieder aufhörte, um das Praktische wieder auf lange Jahre in den Hintergrund zu drängen. Möchten wir alle, auf dem guten Wege, auf dem wir uns jetzt befinden, fortgehen und eine praktische und industrielle Nation werden, aber dabei nie die Wohltat verkennen, daß wir zuvor eine lange historische Erziehung genossen, welche uns andre Güter schätzen gelehrt, die wir, um zu werden, was wir wünschen, nie aus dem Sinne lassen sollten.

Die Türe stand gewöhnlich offen, ich meine die Stubentür, sie war aber auch zugleich die Haustür. Es geschah vermutlich der Katzen, der Fliegen, der Menschen und der frischen Luft wegen. Wenn etwas Kälte und Regen eindrang, so brannte ja dafür beständig das Feuer im Kamin. An Holz fehlte es der Armut nicht. Der Kamin war die allgemeine Küche. Eine große, eiserne Marmite[3] schwebte beständig über dem Feuer. Immer kochte etwas darin; zuerst für Ferkel und Kühe, dann, wenn diese befriedigt waren, für die Menschen. Die Soupe de légumes war die Hauptmahlzeit. Ich habe in Frankreich so viel Soupe de légumes einschlucken müssen, daß mich schon der Name anwiderte; und doch ist sie, gut bereitet, die natürliche Kost, welche, für Reiche und Arme gleich zuträglich, nahrhaft, selbst von Rumohr anempfohlen wird. Der Kessel siedet über dem Feuer mit Wasser, und nun kommt es nur darauf an, was man in das Wasser hineintut, so kann man die köstlichste Suppe erhalten. In diesen Bauernwirtschaften wird hineingeworfen, was gerade vorrätig oder besser, was der Tag gebracht, und was überflüssig ist: Kohlstrünke und Blätter, Zwiebeln, Rüben, Erbsen, Kartoffeln, möglicherweise Mehl, Salz, vielleicht Butter; ist das Glück gut, ein Stück Speck, in außerordentlichen Fällen sogar ein Stück Fleisch. Zwei Ingredienzien machen das Gebräu aber erst zum Gericht: Pfeffer und Schnitte Weißbrot. Wie man sie nun haben will, ist die Soupe de légumes entweder eine Suppe oder ein konsistentes Gericht. Fleisch kam allerdings in dem Dorfe Nesmont nur hinein, wenn ich etwas beim Appell geliefert erhielt. Soupe de légumes und Salat waren abwechselnd unser Mittagbrot.

Unsre Landwehrleute schüttelten den Kopf, woher der französische »Paysan« zur Arbeit Kraft nehme. Die französischen Bauern schüttelten den Kopf, wenn sie hörten, was ein deutscher Bauer an dicker Grütze, Erbsen, Speck und Schwarzbrot verzehre!

Dieser ewigen Suppe satt, experimentierte ich, zur Verwunderung meiner Wirte, in allerhand Gerichten von Äpfeln, Kartoffeln, Zwiebeln, Milch und Eiern. Meine Milch- und Mehlsuppe zum Frühstück hatte mir vortrefflich geschmeckt; aber dann erwachte mit einem Male die Lust zum Kaffee. Vermutlich nur deshalb, weil ich keinen hatte. Bei unsrer Versammlung waren wir vom Hauptmann, im Namen des Maire, ersucht worden, keinen Kaffee zu fordern, weil die guten Leute im Dorfe das Ding kaum dem Namen nach kannten, und es ihnen unmöglich wäre, es zu beschaffen. Aber der Trieb in mir nach Kaffee war unwiderstehlich erwacht. Ich kaufte mir Kaffee und wollte ihn kochen. Aber eine Kaffeekanne war in unsrer Wirtschaft ebenso unbekannt wie der Kaffee selbst. Töpfe und Näpfe gab es gar nicht, und das einzige, eigentliche Kochgeschirr war die Marmite, in welcher allenfalls ein ziemliches Schwein gesotten werden konnte. Was war in der Not zu tun? – Es gab eine Eierkuchenpfanne. In dieser ward der mit der Reibkeule gestampfte Kaffee übers Feuer gebracht und das bräunlich gefärbte Wasser alsdann in eine flache Schüssel gegossen und mit zinnernen Suppenlöffeln gegessen. Tassen waren hier so wenig als Teller bekannt. Die vortreffliche Milch, geröstet Brot und Butter machten vielleicht das Getränk genießbar, welches sonst mit einer Tasse Kaffee wenig Ähnlichkeit hatte.

Die Abendunterhaltung am Kamin. Sehe ich doch noch die Flammen aufblitzen, höre ich doch noch die Bratäpfel zischen. Wie wir so traulich um das Feuer saßen, ein freundliches Familienbild. Wenn die Unterhaltung einsilbig war, sprachen für uns die Äpfel. Jeder hatte einen an die Kohlen gelegt; wessen Apfel zuerst aufzischte, war der König für den Abend. Wie artig, zuvorkommend die Leute gegen mich waren! Ich erhielt immer den mürbesten, schönsten Apfel. In solcher Idylle sich liebenswürdig zu bewegen, ist auch nur eben den Franzosen und zwar nur denen der alten Zeit gegeben. Aber unsre Konversation konnte auch lebhaft sein. Wenn ich von den großen, steinernen Häusern der Stadt Berlin sprach, wie sahen sie mich verwundert an, und der Kapitän bestätigte alles, was ich sagte, und wußte noch viel mehr von der großen Königsstadt zu erzählen, Dinge, von denen der Gymnasiast nichts wußte. Er war zwei Jahre dort gewesen. Das Merkwürdigste, soviel ich mich entsinne, waren für ihn die stuckernden Charlottenburger Wagen[4] und die hohen Hüte der Damen. Aber das Allerunglaublichste für seine Geliebte und deren Mutter war, daß ich behauptete, alle Menschen, nicht in Berlin allein, sondern auch in unsern Provinzstädten, ja, sogar in den Dörfern, trügen Schuhe oder Stiefeln von Leder. »Doch nur Festtags?« rief das junge Mädchen, ihre Sabots anblickend. Der Kapitän bestätigte meine Angabe, daß, wer bei uns nicht barfuß gehe, lederne Schuhe trage, daß die Holzschuhe zu den Seltenheiten gehörten, und die eigentlichen Sabots der Bauern in Frankreich bei uns gar nicht vorkommen. Dies glauben zu sollen, schien zu viel gefordert. Sie hätte eher geglaubt, daß bei uns ewige Nacht ist, als daß unsre Bauernmädchen lederne Schuhe tragen. Wie können sie denn Schuhe bezahlen! So fühlten wir uns denn doch in etwas reicher, in der Kultur fortgeschritten, in unserm Barbarenlande; denn so betrachtete der Franzose es damals noch. Diese Ansicht über die Schuhe ist übrigens nicht auf diesen Winkel der Pikardie eingeschränkt.

Wenn die Äpfel ausgedampft, das Feuer in Asche sank, die Unterhaltung stockte, und einer um den andern auf dem Schemel nickte, stand ich auf, um nebenan in die Äpfelkammer zu gehen, wo mein Bette stand. Einen Abend um den andern entspann sich alsdann folgendes Gespräch, dessen Monotonie in dieses Märchenstilleben gehörte:

Ich. »La lampe s'il vous plaît

Die Wirtin. »Ah vous voulez vous coucher, monsieur. Voila!«

Ich. »Bon soir!«

Alle. »Bon soir, monsieur!« Wenn ich mich auf meine Strohmatratze von ungebleichter Leinwand gelegt und behaglich gestreckt, rief ich: »Ne voulez-vous pas prendre la lampe?«

Darauf antwortete des Kapitäns Stimme: »Oui, monsieur.«

Er erscheint, fragt noch höflich: »Est-ce que vous êtes assez couvert?«

Ich. »Oui, monsieur.«

Der Kapitän. »Bon soir, monsieur.«

Die Tür geht zu, die Lampe verschwindet, die Äpfel duften süß und lieblich, und ein noch süßerer Schlaf läßt mich bald die Unterhaltung, die Ardennen, die Kantonierung, Strapazen und Krieg vergessen. So einen, so alle Tage.

Der Tagesanbruch konnte mich nicht wecken; denn der Tag brach in meiner Kammer nicht an. Gewöhnlich war es das Geräusch des Tropfenfalles vom Dache, was mich weckte. Ich hatte dann meine bestimmten Zeichen, die mich ans Aufstehen mahnten. Durch jenes Astloch mußte das Licht dann nun den Fleck berühren, der Dämmerschein durch die Spalte mußte den größten roten Apfel anhauchen. Das Spinnrad schwirrte dann so und so, der Kapitän schlug einen Nagel in die Wand oder hämmerte an den Sabots seiner Braut, und der kleine Junge lehrte seine Lieblingskatze oui sagen. Dann war es sechs oder sieben, und ich sprang auf. – Heute kam es mir vor, als hätte der Tropfenfall schon sehr lange gedauert; aber ich hörte noch nicht das Spinnrad, noch nicht den Nagel, noch nicht die Sabots. Auch die Katze quälte sich noch nicht, oui zu sagen; aber sie miaute kläglich mit den andern beiden Katzen. Das Licht aus dem Astloch war schon weit über den Fleck hinaus und der rote Apfel schon wieder dunkel. Ich sprang auf und in die Kleider; aber es blieb still wie vorher. Ich trat in die Stube. Da stand das Spinnrad ruhig an der Wand. Kein Kapitän und seine Braut, nicht der Knabe, nicht die Wirtin waren zu sehen. Die Türe war zugemacht, das Feuer im Kamin schwankte langsam hin, und in der Marmite kochten nur die Rüben- und Kartoffelabzüge für Kühe und Ferkel. Ich rief: keine Antwort. Was war das? Ich suchte und fand keine Spuren. Die Ausgehröcke waren von den Nägeln fort. Hatten meine Wirte mich verlassen? Konnten sie es nicht mehr aushalten von der Einquartierung? War eine Verschwörung im Werke, eine Sizilianische Vesper?[5] – So grau, so einförmig grau war der Tag noch nie gewesen. Ich öffnete die Türe; es stäubte mir naß entgegen, ringsum nichts als gelbe Blätter, dürre Äste, in der Ferne rote Wipfel, die ihr Laub abschüttelten. Ich schrie hinaus. Nur die Hühner im dampfenden Stalle antworteten.

Ein, zwei Stunden vergingen in diesem lautlosen grauen Gemälde. Ich hatte glücklicherweise Milch in der Kammer und Brot gefunden, das Feuer war angemacht, und ich hatte mein Frühstück mit den Katzen geteilt, die ebenso verlassen schienen als ich. Sie müssen wiederkommen. Ich schlug inzwischen die Nibelungen auf, die ich so lange außer acht gelassen. Aber – war es der französische Boden oder das Milchfrühstück oder der Nebel – die kernigen Gestalten der alten Sage paßten nicht hierher. Sie vermehrten nur meine Ungeduld. Ich legte mich aufs Horchen, etwa wie König Günther in der verhängnisvollen Nacht. Jedes Rauschen in den Sträuchern, jedes Blatt im Winde erregte meine Aufmerksamkeit. Ich schlich zu den Hühnern, zu den Kühen, zum Ferkel. Wenigstens hatte ich Gelegenheit, zu beobachten, daß diesen Tieren nichts von den Schauern der Märcheneinsamkeit beiwohnte. Sie krähten, wühlten, streckten sich und flatterten, gerade wie sie es taten, wenn die Bauernfamilie im Hause war. Nur die Katzen nicht so. In ihnen war etwas Unheimliches. Wie wenn ... wir vom damaligen jungen Deutschland, ich meine den ästhetischen Nachwuchs der Romantiker, gaben uns alle Mühe, als Beihilfe zum Patriotismus die nüchterne Vernunft unsrer Väter zuschanden zu machen und im Alltäglichen wunderbare Sympathien aufzusuchen. In manchen Dingen hatten wir es schon weit gebracht – wie leicht wäre es meiner Phantasie geworden, das Märchen vollständig zu konstruieren, die Katzen für verzaubert zu halten, und warum sollte dann meine Wirtsfamilie nicht eine Hexenfamilie sein, die an einem gewissen Monatstage ihre natürliche oder unnatürliche Gestalt als Katzen annahm? Es stimmte so vieles: die einsame Lage des Gehöftes, niemand besuchte sie, niemand sprach von ihnen, sie lebten in den Tag hinein, ohne Arbeit. Ihre Unterhaltung war so sonderbarer Art. Die Alte spann, nicht allein am Rade, sondern auch wenn sie sprach, mit den Lippen; der weiße Teint ihrer Tochter, einer Bauerndirne, ihre sonderbare Krankheit, und – wenn nicht ein verwünschter Prinz, doch ein verbannter, verzauberter Kapitän der großen Armee als Knecht in der Hütte!

Aber, weiß der Himmel, ich konnte mich nicht zu diesen kühnen Schlüssen erheben. Die Wirklichkeit, das Putzen, das Marschieren, das Exerzieren, das Hungern und das Kochen hatten mich, wider Willen, ganz rationell gemacht. Ich schämte mich bisweilen, daß ich der Vernunft so viel Rechte einräumte über Ahnung, Phantasie und Glauben. Aber es ging mir damals wie so manchem Jungdeutschen von heute, welcher sich oft in der Seele schämt, daß ihm noch so viele mittelalterliche Vorstellungen ankleben, und er kann sie nicht los werden. Demnach blieben die Katzen für mich ordinäre Katzen, und meine fatale Vernunft suchte immerfort nach neuen Gründen, weshalb die Leute konnten fortgegangen sein, ohne daß ich doch den rechten fand.

Einmal hatte ich mich in meinen Mantel gehüllt und wollte meinen nächstwohnenden Kameraden aufsuchen, um mit ihm zu besprechen, was in dem Falle zu tun sei. Vielleicht war auch er verlassen; dann war es ein angelegter Plan, und unsere Pflicht war es, uns dem Könige und dem Vaterlande zu retten und mit Sack und Pack ins Hauptquartier zu marschieren, nämlich in unsres. Aber der Nebel war so stark, daß ich das Gehöft nicht finden konnte und zufrieden war, nach dem Umherirren von einer Stunde in Regen und Nässe meine eigene Hütte wieder zu finden. Nun mahnte der Hunger. Die Mittagszeit war längst vorüber, aber in meiner Wohnung alles beim alten, nämlich nichts zu finden als Zwiebeln und Brot. Ich verzehrte dieses spanische Guerilla- mittagbrot und – war unversehens eingeschlafen. – Die hellprasselnden Flammen des Kamins und das Aufsieden der Marmite weckten mich endlich, als es schon ganz finster war. Da war alles, als wäre nichts geschehen, als sei meine Einsamkeit wirklich ein Märchentraum gewesen. Die Alte saß am Kamin und rührte in der Marmite, der Kapitän hämmerte und seine Braut deckte den Tisch.

»Monsieur ist wohl hungrig? Wir sind etwas spät zurückgekommen,« sagte die Alte lächelnd. Ich wollte auffahren; ich hatte Lust zu zürnen. Der Kapitän wußte durch einen freundlichen Scherz das Unwetter abzuleiten. Die Soupe de legumes war sehr warm und heute besonders geraten; ich schlürfte den Unwillen hinunter. Die Familie war nur in den Buchenwald gegangen, um »Faines«, »Buchnüsse« zu sammeln. Was wir, soviel ich weiß, den Schweinen überlassen, ward hier gesammelt, um Öl daraus zu pressen. Ich wollte doch noch ungehalten sein, daß man mich allein und ohne Speise und Trank zurückgelassen. Man bot mir an, das nächstemal mit in den Wald zu gehen; das wäre ein sehr hübsches Vergnügen. Möglich, im Mai und Juni; aber im späten Oktober durch nasses Laub zu streifen, um vom Morgen bis Abend Buchnüsse zu raffen, dazu war ich nicht in Frankreich.

Wozu war ich denn überhaupt in Frankreich, ich meine: jetzt noch? Diese Frage, an der wir alle laborierten, sollte uns bald beantwortet werden, aber nicht zu unsrer Zufriedenheit. Tor, daß ich über die Einsamkeit, die tatenlose Ruhe nur einen stillen Stoßseufzer verloren! Der Märchentraum war in einer Woche vorüber. Wir mußten wieder putzen, exerzieren, marschieren, paradieren, früh bis abends. Es war eine Lust, dieses Exerzieren auf den quellenden Wiesen, im aufgeweichten, fetten Boden, um uns vorzubereiten, zum Kriege – nein, zur Rückkehr in die Heimat! Sieben starke Stunden weit lag die Festung Rocroy, wo das Hauptquartier unsres Regiments war, von unserm Dorfe entfernt. Es gefiel dem Kommandierenden, daß wir wieder einmal dort Parade spielen sollten. Ein rechtes Wetter zur Parade; denn die Regengüsse strömten Tag und Nacht. Und auf den Morgen um neun Uhr war sie angesetzt. Nur die Nacht durch brauchten wir im Sturmschritt zu marschieren, und alles war gut – vorausgesetzt, daß wir gut vorher geputzt hatten!

Wo blieb der Putz, als wir uns endlich um ein Uhr in der Nacht auf dem Versammlungsplatze einfanden. Über Gräben und Hecken, durch einsinkende Wiesen, in stockfinsterer Nacht brauchten viele von uns statt einer Stunde zwei, um nur bis dahin zu gelangen, und viele hatten den vollständigen Abdruck ihrer Figur im Kot der abschüssigen Wege zurückgelassen. Aber diesen Nachtmarsch darauf! Über geackertes Land und nasse Wiesen; denn die hohlen Wege unsrer Bagage waren gar nicht zu passieren. Wenigstens wäre es besser gewesen, im festen Bette eines mäßigen Flusses zu marschieren, als in dem glitschernden Wasser und aufgeweichten Lehmboden. Im ganzen Feldzuge erinnerten wir uns keines ähnlichen Marsches; aber was erträgt man nicht, wenn es zu einem Zwecke dient, wogegen dieselben Anstrengungen zu einer leeren Spielerei mit dem Körper auch den Geist erschlaffen. Natürlich verspäteten wir uns, wurden heftig gerügt, angewiesen, das Versäumte nachzuholen, häufiger zu exerzieren, besser zu putzen und dergleichen. Unsre Offiziere traf der nächste Vorwurf, und daß sie ihn nicht auf sich sitzen ließen, sondern weiter gaben, liegt in der Natur des Menschen. So, todmüde, in Kot starrend, von Nässe durchschüttelt, ward eine große Parade abgehalten, dann einer Feldpredigt beigewohnt – entsinne ich mich recht, so war es ein Friedensfest; ein schöner Friedensanfang für uns! – und dann zurückmarschiert; auf denselben Wegen, aber in einer zweiten Nacht! Zwei Nächte und einen Tag auf grundlosen Wegen marschiert, einen Tag über exerziert und paradiert und nichts zu essen und zu trinken, als was wir im Brotsack und der Flasche mitgebracht.

Der Tag von Rocroy blieb uns allen in furchtbarem Gedächtnis. Was an Waffen, Uniform und Schuhen noch bis da gehalten, saß jetzt in den letzten Zügen. Der Unwille war allgemein. Wozu diese Quälerei? Noch entlud er sich nicht; auch als viele, welche beim nächtlichen Rückmarsch sich verspätet hatten, zur Strafe nachexerzieren mußten, ertrug man es mit Geduld; als aber eine ebensolche Parade zur Feier der Leipziger Schlacht am 18. Oktober, ebenfalls in Rocroy, angesetzt war, und ein noch furchtbareres Wetter die schrecklichste Aussicht bot, ging schon ein dumpfes Gemurmel durch die Reihen. Ob man sich vor der Stimmung fürchtete? Ich bezweifle es. Das Wetter wurde zu schlecht; deshalb ward offiziell die Parade abgesagt. Der Jubel, der durch unsre Reihen scholl, war ein unermeßlicher; er sprach deutlicher als das Gemurmel, wie unsre Stimmung war. In meinem Tagebuche steht: »Eine größere Freude haben wir im ganzen Feldzuge nicht erlebt –« Freude darüber, daß wir nicht die Schlacht bei Leipzig feierten! Ein bedenkliches Zeichen, wenn man die beste Stimmung, die unter uns herrschte, so schlecht zu nutzen verstand.

Aber es geschah in der Tat jetzt alles mögliche, um diese Stimmung zu verderben, uns fühlen zu lassen, daß man auf unser Freiwilligentum nichts gäbe. Um dem alten preußischen Unteroffizierstriebe noch in den letzten Augenblicken zu frönen, wollte man keinen vorübergehen lassen, den wir noch unter militärischer Disziplin standen, uns den ganzen Ballast des Gamaschendienstes auf die Schultern zu laden. Von wem dies ausging, ich weiß es nicht. Vielleicht, wie ich schon früher anführte, war es die politische Strömung von auswärts aus den höheren Regionen herab, damit das Gefühl der Freiwilligen, mit Vaterlandsretter gewesen zu sein, gedämpft werde. Möglicherweise war es aber auch nur eben jener subalterne Trieb des militärischen Zunftgeistes, der nicht von seiner Art lassen konnte. Man mochte fürchten, daß die gefürchtete Freiheit uns zu Exzessen, zum Übermut verleiten könne. Eine sehr törichte Furcht in unsrer Lage und in unsern Kantonierungen!

Da wurden neue Einteilungen gemacht, neue Gefreite gewählt, neue Posten errichtet, nur, um uns zu beschäftigen. Unsre Kompagnie war in zwei Dörfern einquartiert. Da stellte man auf einem hohen Felde zwischen beiden in der Nacht eine Schildwacht, die durchaus nicht wußte, was sie bewachen sollte. Denn wenn sich ein Feind, eine verdächtige Bewegung zeigte, mußte sie eine halbe Stunde bis zur Wache zurücklaufen, um zu rapportieren. Bei einer wirklichen Gefahr wäre sie vom Feinde augenblicklich weggenommen worden, ehe es ihr gelang, zu entfliehen; denn sie stand allein auf einer hellen, weitgesehenen Höhe, und ringsumher in der Tiefe war Buschwerk. Um der Sache einen Namen zu geben, sagte man, sie solle auf etwaiges Feuer acht haben. Ein solcher Nachtwächterposten kam uns aber erst recht ehrenrührig und zugleich sinnlos vor, da einzelne Gehöfte vom Posten mehrere Stunden entfernt lagen, und ein Hof völlig niedergebrannt sein mochte, bis die Schildwacht darüber nur auf der Hauptwache berichtet hatte. Die Kritik über Anordnungen der Art ward auch gar nicht mehr im stillen geflüstert, sondern ging laut von Mund zu Munde. Jenes Vexierpostens spottete man so, daß die ganze Ablösung desselben in heitern Nächten sich hinauf begab und in einer duftenden Heumiete eine Höhle grub. Während die übrigen vortrefflich ruhten, stand der eine Wache, nicht nach Feuer und Feind ausschauend, sondern ob kein Lauscherauge sich nähere.

Die Unzufriedenheit fand auch in mancherlei anderem Nahrung. Man hatte uns zum Lohne für unsern schweren Dienst besonders gute Kantonierungsquartiere verheißen. Das waren auch die bessern in diesen Dörfern nicht. Wir sollten Wein geliefert erhalten; es geschah ein einziges Mal: am Tage der Leipziger Schlacht. Aber diese halbe Flasche war die erste und letzte in Frankreich, das uns für das Vaterland des Weines galt. Allerhand von Veruntreuungen und Einverständnissen ward gemunkelt. Ich habe es vergessen. Einzelne Erinnerungen aus jenen Kantonierungen in den Ardennendörfern sind in eine meiner frühen Novellen »Iblou« übergegangen. Da hat sich denn manches im poetischen Gewände erhalten, über dessen Echtheit ich heute kein Zeugnis mehr ablegen kann. Auch eine dunkle Tradition von einem Liebesverhältnis eines unsrer Offiziere mit einer Französin und einem bösen Maire jenes Namens, welcher nachher von seinen eigenen Leuten im Walde erschossen worden. Solche Verdächtigungen sind immer ein übles Zeichen, weniger der Tatsache, die man argwöhnt, oft irrtümlich, als des unglücklichen Geistes des Mißtrauens, der sich in eine Gemeinschaft eingeschlichen hat. Auch hieß es, daß man den Freiwilligen versprochen, sie nach Paris zu schaffen; ehe sie Frankreich verließen, sollten sie die eroberte und gedemütigte Hauptstadt gesehen haben. Allerdings erging ein solcher Antrag an uns; aber mit solchen Klauseln, daß niemand davon Gebrauch machen konnte. Eine jener halben Maßregeln, durch welche man ganze Schritte wieder halb zurück tat. Der Antrag wurde beim Verlesen satirisch kommentiert und höhnisch verlacht.

Alles das war geringfügig gegen das Gamaschenspiel, das man mit uns trieb. Wer glaubt es heut, daß man uns den ganzen Krieg durch ließ, wie wir uns selbst und auf eigne Kosten equipiert hatten; aber nun er vorbei war, wollte man uns uniformieren und dressieren! Absolut sollten wir uns Tschakos anschaffen; wer, wie ich, trotzig bis zuletzt bei seiner Mütze verharrte, ward in Reih und Glied immer tiefer hinabgedrängt. Auch andre Hosen sollten uns geliefert werden, stramm, eng anschließende graue Kommißhosen, die zugleich in Gamaschen ausliefen, jene unglückselige Bekleidung, welche bis ehegestern den preußischen Infanteristen zu einer Puppe machte und den Körper an jeder freien Bewegung hinderte. Sie hat sich im Felde nicht mehr bewährt oder vielmehr ihre ganze Unzweckmäßigkeit nicht mehr an den Tag legen können. Das Einschnüren versuchte man freilich bei uns nicht; aber wir sahen doch täglich das Beispiel vor Augen, und wer seine Taille recht schmal zusammenpreßte, gehörte zu den »Adretten« und ward vor den »Malpropren« bevorzugt. Es gingen fast dreißig Jahre ins Land, bis dieser Unsinn wie eine überreife Modekrankheit abblätterte, und man zur Erkenntnis kam, daß (wenn auch in sonst nichts) wir in der Kleidung uns doch dem Mittelalter wieder nähern müßten, und daß der Dreißigjährige Krieg für die Soldatenkleidung die besten Modelle liefere. Die Infanterie blieb aber nicht bei den Kleidern haften.

Mit unsern Bärten konnte man nicht spielen, da wir keine hatten, wenigstens der größere Teil. Dafür richtete man sein Augenmerk auf unsre Haare. Wie in Tiecks »Fortunat«[6],ward uns ein Normalkopf gezeigt, der kurz hinten abgeschnitten war: und diese kurzen Haare starrten wieder wie die Borsten einer Bürste in die Höhe. Wie aber das bewerkstelligen? Bürsten und Kämmen allein tut es nicht, sagte unser Hauptmann in vertraulichem Ernst; es gehört noch etwas andres dazu. »Starch is the think!« – diese goldene Erbschaft hinterließ bekanntlich der große Brummel seinem undankbaren Vaterlande, als er dasselbe, in die Verbannung gehend, verließ; und seitdem trägt man in England steife Halsbinden. Aber Stärke war nicht das Ding hier, sondern Bier. Mit Bier, das wir übrigens nicht einmal zum Trinken geliefert erhielten, wie uns verheißen worden, mit Bier sollten wir jeden Abend unsern Hinterkopf waschen, dann das Haar seitwärts schräg in die Höhe kämmen und bürsten und endlich, wenn es in die rechte Lage gebracht, ein Tuch darum schlagen, es fest um den Kopf binden, und so die Nacht schlafen. Das würde unsern Kopf preußisch normalmäßig zurechtsetzen!

Ich muß unserm Hauptmann das Zeugnis geben, daß er hierin nicht als Despot auftrat, daß er diese Manipulation nicht befahl, sondern als aufrichtiger Freund nur anempfahl. Von der Masse es zu erwarten, wäre zu viel gefordert gewesen; aber er hoffte von den Erwähltern, daß der bessere, innere Trieb sie antreiben werde, sich über die andern zu erheben, das heißt, ihre Haare. Ich, mit mehreren, empfand eine herzliche Verachtung gegen diese Jämmerlichkeiten; und doch – wer erklärt diese Irrung der Natur – ich fing an, mein Haar naturwidrig zu Berge zu streichen, ja, wenn ich Bier zur Hand hatte, feuchtete ich es wohl damit an, still erfreut, wenn es gut stand. Es hat lange Jahre gedauert, bis ich zu den Gesetzen der Natur zurückgekehrt bin; es war, meinte ich, eine unschuldige militärische Erinnerung. Ja, noch jetzt betreffe ich mich zuweilen, daß ich unwillkürlich das Haar in die Höhe bürste!

Kurz vor dem Ende dieses Feldzugs ward noch eine wichtige Entdeckung entweder gemacht oder doch vervollkommnet: es war die neue Art, die Mäntel zu rollen und zusammen zu schnallen, dergestalt, daß sie wie eine dralle, runde Wurst kranzförmig um die Schultern gehängt werden konnten; der Tornister darüber oder darunter – hierüber schwankte noch die Theorie. Es war etwas unbequem, sollte aber sehr gut aussehen. Fünf, sechs, wo nicht mehr Kameraden waren jedesmal nötig, um den Mantel, der wie ein Prelltuch in der Luft ausgebreitet wurde, auf diese Weise zusammenzurollen[7]. Das gab viel Beschäftigung, Sorge und Kritik; doch förderte es den Gemeingeist: der einzelne konnte für sich nichts tun. Was wetteiferten die Kameradschaften, durch Zerren, Pressen, im Schweiß ihres Angesichts die schlanksten Mantelwürste zu produzieren! Daß das Tuch selbst darunter litt und faserdünn wurde, darauf konnte es natürlicherweise nicht ankommen, wenn der Hauptmann dafür mit Vergnügen hinter den Reihen schritt und die glattesten und dünnsten Mantelschlangen mit eigner Hand befühlte und teilnehmend darauf klopfte.

Der Winter kam an. Das helle Wasser stand auf den Wiesen, daß wir dem Augenblick entgegensahen, wo wir zu Kahn zum Appell fahren würden; aber noch verlautete nichts von Entlassung oder Rückmarsch – nur von neuen Paraden! Ich träumte von einer, die im Städtchen Aubenton angesetzt war, als es in der Nacht heftig an die Türläden pochte. Eines Kameraden Stimme rief meinen Namen mit lautem Hallo. Er stürzte durch die erbrochene Tür; mit Sack und Pack, mit Wehr und Waffen. »Der Generalmarsch wird geblasen! Wir rücken aus! Es ist kein Augenblick zu verlieren!« – Wohin? – Das wußte niemand. Hatte der Kamerad doch selbst nur von einem Bauer die Nachricht erhalten, das Signalhorn nur in der Ferne gehört, durch Nacht und Nebel schmettern. So zerstreut lagen wir, daß in der Eile kein Umlauf zu bewirken war. Aufspringen, nach Licht rufen, Feuer anmachen, suchen, die zerstreuten Sachen zusammenwerfen, packen, war das Werk eines Augenblicks, während mein Kamerad mit dem Büchsenkolben auf die Schwelle stampfte, um mich und meine Wirtin zur Eile anzutreiben. Ein erschreckender Gedanke: allein zurückbleiben zu müssen. Ein Stück Brot, einen Apfel in der Tasche, mit einem Händedruck für meine gutwilligen Wirte, stürzte ich ins Dunkel und den Regen hinaus, um die Hütte, in der ich vier Wochen gelegen, nicht wieder zu sehen. Die Eile war unnötig; diesmal waren wir die ersten auf dem Platze und mußten zwei Stunden im Regen warten, bis abmarschiert ward. Doch mit einigem Troste. Nicht nach Metz, wie das Gerücht sagte, sondern nach der Maasfestung Mezières ging der Marsch und von dort nach der Stadt Sedan, wo wir mit unserm Regimente eine neue, letzte Kantonierung beziehen sollten, um nach Hause entlassen zu werden.

Mit den Fatalitäten dieser Märsche will ich meine Leser, die mir bis hier gefolgt, nicht unterhalten. Die französischen Chausseen waren mit den unsern jener Zeit nicht zu vergleichen; aber im regnerischen Oktober- und Novemberwetter und von Heereszügen und Artillerietrains aufgewühlt, waren sie nicht viel besser, als die durchweichten Landwege, welche wir bis da hin und wieder von den Chausseen herab bis in die entfernt gelegenen Dörfer zu machen hatten. Dazu fast immer Nachtmärsche, nun, zu Ausgang eines trüben Oktobers, zuweilen unter Fackelbegleitung, weil es durchaus unmöglich war, den Weg zu finden.

Wir marschierten in Parade durch Charlesville und Mezières, eine traurige Parade, da wir an uns wirklich nichts mehr hatten, um zu paradieren. Ein grauer Regenhimmel hängte seinen schützenden Mantel über unsre Blößen oder unser Zuviel. Die durch Bayards Verteidigung berühmt gewordene Festung soll in ihrem Innern noch manche Erinnerung an jene Zeit aufzuweisen haben; im Äußern sieht man nichts vom edlen Rost des Altertums. Noch weniger sahen wir im Felde umher etwas von den berühmten Schanzen, welche Franz von Sickingen gegen den Helden ohne Furcht und Tadel aufwarf. Der Umstand selbst, daß wir hier auf einem auch für Deutschland klassischen Boden standen, war wohl keinem unter uns bekannt.

In Sedan zogen wir mit Spiel und Klang ein, um des Glückes zum erstenmal teilhaftig zu werden, in einer größeren, französischen Stadt Quartiere zu beziehen. Sie waren leidlich und wurden durch den Umgang mit freundlichen Wirten selbst angenehm. Wie manches kam uns nach dem langen Biwakieren und den Quartieren in armen Gebirgsdörfern sogar als Luxus vor, was uns zu Hause eine alltägliche Erscheinung war. Ein Bette, ein servierter Tisch, sauber wenigstens angerichtete Speisen und dazu französische Höflichkeit. Die Stadt ist verhältnismäßig groß, heiter und trägt noch einige Spuren ihres ehemaligen mittelalterlichen Charakters, als sie die Residenz und Hauptstadt nicht unmächtiger Dynastengeschlechter an der Grenze zwischen Frankreich und Deutschland war. Hier herrschten die Bouillons, die einst die Krone von Jerusalem eroberten und trugen, hier die Herren von der Mark, denen Walter Scott durch seine karikierte Schilderung des »Ebers der Ardennen« nicht geschmeichelt hat, Fürsten, zuzeiten wohl geeignet, ihr Schwert in die Wagschale zu legen, die zwischen Deutschland und Frankreich schwankte. Franz von Sickingen[8] war lange Zeit noch mit ihnen verbündet, und seine letzte Hoffnung auf Landstuhl war auf Robert von der Mark gerichtet. Sie versagte. Mit der konsolidierten Macht des französischen Thrones ward die unabhängige Stellung dieser Grenzherren immer prekärer. Noch versuchten sie in den Reibungen der Feudalherren mit der Krone unter Ludwig XIII. sie zu retten, und nicht ohne Klugheit mischten sie sich in die Kämpfe der Prinzen von Geblüt mit dem allmächtigen Minister; aber Richelieus Klugheit war überwältigender, und Sedan, so oft der Waffenplatz der Mißvergnügten an der Grenze, ward der französischen Regierung unmittelbar unterworfen.

Von dem alten Feudalrecht steht noch ein gewaltiger Stengel inmitten der Stadt: die Burg mit ihren kolossalen, verwitterten, graubraunen Mauern, ehrwürdig, zerrissen, hinfällig vom Alter, und doch ein imposanter Anblick, trotz seiner wankenden Türme. Ich sah Sedan seitdem nicht wieder; aber entzückt ruft der siebzehnjährige Romantiker in seinen Briefen: »Ein ungeheures Riesenwerk, von Stein und Menschenhänden aufgeführt; keine erhabenere Ritterburg habe ich je gesehen.« Kanonen waren noch auf den Mauern aufgepflanzt. Unter der Tür zu einer verfallenen Kammer stand mit goldenen Buchstaben: Ici naquit Turenne. Die Bewohner von Sedan lassen sich noch heute gern »fils de Turenne« nennen.«[9] Aber nach unsern Begriffen achten sie die Wiege des Helden nicht besonders, indem sie die »Bequemlichkeiten«, welche man in den hoflosen, engen Häusern vermißt, unter den Mauern seiner Burg aufsuchen. In demselben naiven Sinn, wie jener Italiener den Reisenden anrief: »Non qui e palazzo«, wies uns die Tochter unsres Wirtes, als wir im Hofe suchten, nach dem alten Schlosse[10].

Das gute Mädchen fragte mich einst in vollem Ernste, ob denn der Boden bei uns bebaut würde? Ich »ärgerte mich furchtbar darüber«, steht in meinem Briefe. Die Sünde der Unwissenheit dieses armen Mädchens teilen viele ihrer Landsleute. Noch eines andern naiven Ausdrucks entsinne ich mich. Sedan ist eine betriebsame Fabrikstadt. Ein Teil der Bevölkerung gehört der reformierten Kirche an. Auf unsre Frage, ob auch ihr Vater reformiert sei, antwortete die Tochter mit einem bescheidenen Erröten: »Ach nein, mein Herr, mein Vater ist nur ein Schlosser. Nur die reichen Einwohner, die großen Fabrikanten sind reformiert; wir Handwerker sind katholisch.« Es kam beinahe heraus, als wollte sie auch das »nur« sagen. Wenn das gute Kind sich sehnte, reformiert zu sein, so war es nur ein stiller Wunsch, auch, wie die geputzten Frauen und Töchter der reichen Fabrikherren, in die helle reformierte Kirche zu gehen. Aber ein seiden Kleid trug sie, trotzdem, daß sie nur katholisch war. Der bigotte Sinn des Landvolks war hier nicht eingedrungen.

Es gab auch ein Theater in Sedan. Tragödien und Lustspiele wurden abwechselnd aufgeführt; das Haus war mehr durch die Besatzung als die Einwohner gefüllt. Ich sah des unsterblichen Corneille »Nicomedes« über die Bretter schreiten, welcher, nach des großen Voltaire Urteil, die vorzüglichste Tragödie desselben war, und die Einwohner von Sedan sollten zum ersten Male das Vergnügen und die Ehre haben, dieses Meisterwerk auf ihrer Bühne zu bewundern. So sagte ein ellenlanger, roter Zettel an den Ecken; aber »die Söhne Turennes« schienen wenig auf diese Ehre zu geben. Bei jeder Ankündigung eines neuen Stückes verfehlte der Direktor nicht, den Einwohnern im voraus zu sagen, wie außerordentlich dieses Stück den Parisern gefallen; also, stand hinter den Zeilen, hätten sie sich wohl danach zu achten, und wenn sie nicht jeden Anspruchs auf Geschmack sich begeben wollten, ebenfalls entzückt zu sein. Mich verdroß diese offene Darlegung der Geschmackstyrannei einer Hauptstadt; die Tragödien langweilten mich, natürlich schon um deswillen, weil ich als guter deutscher Romantiker an klassischen Tragödien der Franzosen keinen Geschmack finden durfte, und die Lustspiele, die, wie von allen französischen Truppen, mit Lebhaftigkeit und Grazie gespielt wurden, verstand ich nicht. Dennoch besuchte ich gern dieses Theater. Es war ein zu wunderbarer Gegensatz gegen die Ardennenhütten und das Lagerleben. Einige Kameraden gingen in der Bewunderung so weit, daß sie mitspielten. Da es mit unserm Freiwilligentum aus war, wurden sie freiwillige Römer und Griechen – nur aus unüberwindlicher Theaterlust. Statisten hier wie dort. Auch die in Deutschland als Oper einst so beliebt gewesene »La chasse du jeune Henry«[11] ward hier wiedergegeben. Im Parterre erhob sich die Bourbonen- und Friedenspartei und stimmte mit vollem Jubel in das »Vive Henry quatre!« ein. Vielleicht ein Schaustück für uns?!

Am 25. Oktober waren wir in Sedan eingerückt, um von dort aus in die Heimat entlassen zu werden. Am 9. November marschierten wir aus, noch nicht entlassen, um noch einige zehn Meilen tiefer in Frankreich hineinzumarschieren. Nur der Ordnung wegen! Vom 3. Oktober war der Kabinettsbefehl, daß man uns entlassen sollte! Aber nicht alle konnten mit einem Male entlassen werden, und an uns kam die Reihe zuletzt. Wieviel hundert Listen mußten vorher geschrieben und unterschrieben, abgeschrieben und kollationiert werden! Eine Kompagnie, die entlassen werden soll, ist wie eine Baurechnung, die oft noch nicht ganz erledigt und revidiert ist, wenn das Haus schon anfängt einzufallen. Aber anstatt uns zu lassen, wo wir waren, mußten wir unserm Regimente in dessen neu angewiesene Kantonierungen – es sollte auf fünf Jahre unter den Besatzungstruppen bleiben – nachfolgen. Zu welchem Zwecke diese mühsamen, unnützen, kostspieligen Märsche! Um noch etwas zu exerzieren, putzen, paradieren? Um nicht aus der Gewohnheit Zu kommen!

Die Gewohnheit, das heißt das Beispiel vom vorigen Kriege, forderte, daß aus der Zahl der Freiwilligen einige als Offiziere entlassen würden. Die letzten Spielereien hatten uns aber gegen das fernere Soldatensein einen solchen Widerwillen eingeimpft, daß unter uns dazu Aufgeforderten die Mehrzahl die Erklärung abgab, sie danke, es sei damit genug, und mache auf den Ehrentitel keinen Anspruch. Die zweite Frage war, wer weiterdienen wolle? Nur wenige, denen die Aussichten zum bürgerlichen Fortkommen durch Verhältnisse oder eigene Schuld versperrt schienen, meldeten sich dazu. Die Mehrzahl rief protestierend: »Wir wollen keine Tschakos, keine neuen Hosen, wir wollen nur nach Hause!«

Ungern schied ich nach einem längern als vierzehntägigen Aufenthalt von Sedan. Es war mir dort wohl ergangen, meine Wirte hatten sich von Tag zu Tage freundlicher bewiesen, mich, als ich krank war, gepflegt, selbst Wein angeboten – etwas, wozu sich der französische Wirt in diesen Gegenden sehr schwer entschloß – selbst freundlich waren sie geblieben, als ich eine große Delikatesse, welche die Töchter mir bereitet, ausschlug – ein Gericht Froschkeulen! Ich konnte mich nicht überwinden.

Und nun aus dem gastlichen, freundlichen Stadtaufenthalt wieder die Maas hinauf in Dörfer und Hütten, ohne Ziel! Nur etwas tröstete: der Frost und der Sonnenschein. Ich fror lieber in meiner abgeriebenen, dünnen Kleidung, als dies ewige, nasse Nebelwetter auf den Straßen, deren Kot wir an Schuh und Kleidern mitschleppen mußten.

Zehn Tage nach dem Ausmarsch aus Sedan finde ich mich endlich, wonach das Herz so lange sich gesehnt, bei dem alten Dun in einem Weindorfe, dem ersten und letzten in Frankreich. Aber grade mein Wirt behauptet, keinen Wein zu haben; er sei ganz arm, und der Wein teuer. Da entdeckten wir im Keller aus dem Boden eine große Anzahl Fässer, Kufen. Nun muß er geben; die gewöhnliche Ausrede, daß er nie zu Napoleon gehalten, hilft ihm nicht. Aber der Wein ist herzlich schlecht, und unsre Ärzte lassen uns warnen, davon zu trinken, da er Haut- und Eingeweidekrankheiten veranlasse. Den Becher an der so lange dürstenden Lippe, müssen wir ihn absetzen. Aber wir sind doch im Weinlande gewesen und haben Weinberge, vom Novembersonnenschein angerötet, gesehen. Und hier die ersten warmen Öfen. Wie das an die Heimat mahnte!

Aber auch in dem Weindorfe bei Dun noch keine Erlösung. In der Nacht hatte es unerwartet geschneit, fußhoch, und wir brachen auf, wieder westlich in die Gebirge, in eine neue, vierte Kantonierung. Auch im Schneekleide, von der Sonne angeglänzt, nahmen sich die Ardennen schön aus. Hier lagen wir bis gegen Ende November, und noch immer waren unsre Listen nicht fertig, unsre Marschroute nicht bestimmt. Noch einmal mußten wir wieder nördlich die Maas hinaufmarschieren, heute auf festgefrornem Boden, morgen hatte es getaut, und am Tage darauf hatten wir wieder grundlose Wege, bis an die Knie versinkend, bis ans Kinn bespritzt, zu durchwaten. Elende Quartiere, hier in Hütten, dort gelegentlich in einem alten Herrenhause mit allem Luxus aufgenommen. Wenigstens sollten wir diesen Teil von Frankreich in allen Klassen seiner Bewohner kennen lernen. Aber wir waren müde, wir hatten genug, kein moralischer Impuls trieb uns mehr; wir wollten nichts mehr lernen.

Und doch muß ich manches da gelernt haben. Es taucht vieles aus der Erinnerung auf, was ich in meinen Briefen nicht notiert finde. Wäre ich nur älter als siebzehn Jahre gewesen, welche Studien des französischen Bauerncharakters hätte ich machen, ich hatte »Dorfgeschichten aus der Pikardie« schreiben können! Wie ward ich oft als Wunder angestaunt wegen meiner Gelehrtheit, und welche Schulmeister lernte ich kennen und ward dieser meiner außerordentlichen Eigenschaft wegen zu ihnen geführt, ohne, es tut mir leid, es zu sagen, ihnen das Kompliment wiedergeben zu können. Da sollte ich Lateinisch mit einem sprechen. Der Schulmeister hielt es für angemessener, mir ein Glas Zider (Obstwein) vorzusetzen und mich zum Trinken aufzufordern. Wenn ich heute an des Schulmeisters Stelle wäre, machte ich es ebenso. – Aber in einem entlegenen Dorfe in den Ardennen wuchs dies Erstaunen zu einem gespensterhaften Ausdruck. Wir saßen am Kaminfeuer, als mein Zeltgenoß – derselbe, der spater den Heiden in Amerika predigte, damals aber Fouqués »Zauberring« für das größte Werk der Deutschen hielt – in den Winkeln umherstöberte und einen alten, schweinsledernen Band auffand, welcher, der Himmel, weiß wie, dahin geraten war. Es waren Ovids »Metamorphosen«. Er schlug lachend mit der Hand auf den Fund und begann den ersten Vers zu rezitieren, als ich, der noch etwa fünf bis sechs Monate vorher in Sekunda meinen Ovid wohl durchpflügt und wenigstens die ersten Verse im Kopfe hatte, einfiel:

In nova fert animus mutatas dicere formas Corpora.

So respondierten wir beide. Die Blicke der guten pikardischen Bauern und Bäuerinnen zu schildern, ist mir nicht möglich. Einer schrie dem andern das Wunder zu: »Il sait par coeur, ce qu'aucun, dans tout le village peut lire.« Ein gemeiner Soldat, ein Soldat aus dem Barbarenlande, und er weiß ein Buch auswendig, was selbst der Pfarrer nicht recht kannte. Man kam, mich zu sehen als ein halbes Wundertier oder einen Zauberer. Dann sollte ich dem Pfarrer vorgestellt werden. Ich weiß nicht, warum es unterblieb. Der Zider des Herrn Pfarrer war vermutlich nicht süß genug. Endlich siegte der industrielle Sinn über das Märchenhafte. Man berechnete, daß ein solches Buch, welches wir in der Barbarei auswendig wußten, außerordentlichen Wert haben müsse, und bot es mir zum Kauf an. Ich dankte dafür, weil es jeder bei uns besäße.

In Givet sollten wir förmlich entlassen werden; dorthin waren die Jägerdetachements aller Regimenter beordert, um gemeinschaftlich den Rückmarsch anzutreten. So waren wir schon von unserm Regimente getrennt, und der Kommandeur desselben ließ uns schriftlich sein Bedauern ausdrücken, nicht mehr uns wiederzusehen und persönlich von uns Abschied nehmen zu können. Er war ein strenger Ehrenmann, wenn er uns gleich, nach unsrer Meinung, ohne Not zu sehr gequält hatte. Zu Bysanci in den Ardennen entließ uns ein andrer General nach einer Parade mit den Worten: »Na, Jäger, nun werdet Ihr nach Hause gehen. Ich danke Ihnen im Namen des Königs. Na, und wenn's wieder losgeht, so kommen Sie doch wieder?« Nur einige Stimmen antworteten; fort war er geritten. Der General ist jetzt tot; er war erst seit kurzem ein Preuße geworden.

Auch der November war verstrichen, und ein regnerischer, unfreundlicher Dezember sah uns noch immer in Frankreich. Am 4. standen wir, von einem Marsche durch Wasser und Schmutz bis über die Ohren bespritzt, in einem großen Kasernenhofe zu Sedan, viele Tausend freiwilliger Jäger um einen freien Mittelpunkt, wo der General von Ziethen zu Pferde eine Entlassungsanrede an uns hielt. Es stäubte vom Himmel. Der Tag, die Rede sind mir unvergeßlich. Der Sinn der Rede war: nun sei es aus. Wir sollten uns nicht einbilden, mehr getan zu haben, als unsre Schuldigkeit wäre; wir hatten getan, was wir hätten tun müssen, und weil es nun vorbei sei, schicke uns der König nach Hause. Aber doch sollten wir darum nicht denken, daß es aus wäre; denn wenn Seine Majestät der König beföhle, müßten wir wiederkommen, und dann ginge es wieder an. Danach hätten wir uns zu achten. –

Also darum – Freiwilliger! Der Regen war nicht kalt; aber die Rede wirkte wie ein Glas kaltes Wasser. Wenn ich später den seligen Professor und Geheimrat Schmalz hörte und Friedrich v. Gentz' Artikel über die Freiwilligen las, dachte ich an den General Ziethen und den Kasernenhof in Sedan.

Ein andrer General sprach nach Ziethen. Ich glaubte, es sollte ein Zuckerpulver werden auf den harten Teig, den wir zu verdauen hatten; aber es war Pfeffer, auf Wunden gestreut. Dieser General sollte den Rückmarsch der heimziehenden Jäger befehligen; er hielt es deshalb für nötig, die strenge Seite im voraus herauszukehren. Seine Worte waren Drohungen von In-die-zweite-Klasse-versetzen, Stockschlägen und Von-Gendarmerie-zurückbringen-lassen. Sah er uns denn an, daß wir Marodeure waren? Er konnte uns höchstens unser Mißvergnügen ansehen.

Von diesem Augenblicke an war mein und mehrerer andrer Entschluß gefaßt, die uns schon früher angebotene Entlassung zu nehmen, um auf eigene Kosten zurückzukehren. Obgleich diese Anordnung nicht von unsern unmittelbaren Vorgesetzten herrührte, sondern aus höherer Quelle kam, stellte man uns doch alle möglichen Schwierigkeiten in den Weg, und es gehörte Geduld, Ausdauer und ein so fest gewordener Entschluß dazu, um endlich unsern Paß zu ertrotzen.

Ich wollte nicht länger Soldat spielen, ich wollte nicht einen Tschako auf meinen Kopf drücken, und meine Haare nicht länger in die Höhe pressen. Es gibt Augenblicke, da die willigste, duldsamste Natur die Grenze des Duldens erreicht hat und zu einem Widerstande, vor dem sie sonst erschrocken wäre, fähig ist. Überdem war es eine traurige Aussicht, auf der großen Heeresstraße, im Gefolge von 4000 Jägern, die zugleich entlassen wurden, in langsamen Märschen und im Winter nach der Heimat zu kehren. Während es mir sehr poetisch vorkam, mit wenigen Befreundeten und nach Muße durch das südliche Deutschland, über altberühmte Städte dem Vaterlande als ein freier Mann zuzueilen. Wir wollten über Luxemburg, Trier, Mainz und Frankfurt reisen. Mit dem »auf eigene Kosten« ward es in solchen Fällen nicht zu streng genommen, da es ein ganz ungewöhnlicher Fall war, daß Soldaten, die vom Feldzuge zurückkehrten, nicht einquartiert würden; auch hätte unsre Barschaft allein wohl schwerlich noch zu dieser Reise ausgereicht.

Noch abermals zehn Tage zog man uns hin. Noch einmal marschierten wir zurück in die Gebirge, noch einmal kehrten wir nach Givet zurück, und erst am Abende des 13. Dezember kehrten wir mit unsern Pässen in das schon früher genannte Dorf Fromlianes zurück, einst während der Belagerung der Sitz eines der Vorposten, um zum letzten Male mit unserm Detachement daselbst zu übernachten. Es war ein seliges Gefühl, als wir uns auf das elendeste Strohlager niederwarfen; denn wir waren frei. O diese Nacht, wo wir ausschlafen konnten, Herren über unser Geschick! Und als am Morgen das Horn weckte und rief, und alles fortstürzte – uns ging es nicht mehr an, wir konnten uns umwenden, strecken, die Augen wieder schließen. Nein, wir sprangen doch auf, nur später, und doch zeitig genug, um an den Reihen unsrer nicht so glücklichen Kameraden vorüberzugehen, die Hände mit ihnen zu schütteln und, als das Horn wieder schmetterte, die Kommandoworte erschallten, ein fröhliches Auf-Wiedersehen im Vaterlande uns zuzurufen. Es war ein bewegter Abschied.

Warum war es nur der Abschied der Zeltgenossen, warum nicht der ganze Ausgang eines glücklichen Krieges? Weil – der Jammer schon anbrach, der jedem aufgeregten Zustande folgt. Weil man schon anfing, es zu bereuen, aus dem alten Geleise gewichen zu sein, weil der tote Organismus unbemerkt Herr ward über den lebendigen Geist. Noch wußte man es nicht, daß man einen Schritt zu weit gegangen war; aber das Gefühl, der Instinkt war schon da, daß man Kräfte aufgerufen, die man weiterführen oder zurückdrängen mußte. Ein Stillstand war nicht möglich. Dieses unbewußte Gefühl arbeitete in den Trägern der alten Ordnung. – – –

Ich breche hier ab; ich wollte eine mir werte Erinnerung an die letzten Ausläufe einer großen Zeit niederschreiben, nicht Epigramme, wie die Halbheit scheuer Bewachung den Sieg davontrug über, rückhaltloses Vertrauen und zu volle gläubige Begeisterung.

Unsre Rückreise war nicht ohne Abenteuer, Fährlichkeiten und angenehme Erlebnisse. Von den Vieren, welche sie zusammen antraten, vom schönsten Winterwetter begünstigt, ist mir der eine aus den Augen verschwunden, der Zweite ist ein namhafter Arzt und glücklicher Dirigent einer berühmten Irrenanstalt, und der Vierte, der sich nicht zu retten wußte vor den Nachwirkungen und Versuchungen des Soldatenlebens, ist wahrscheinlich in Amerika verkommen.

 


[1] Falstaffs Trinklied aus den »Lustigen Weibern von Windsor« mit dem Refrain »Und der Regen regnete jeglichen Tag«, bei uns besonders bekannt geworden durch Otto Nicolais geniale Vertonung (»Als Büblein klein an der Mutter Brust«).

[2] Michel Ney, Herzog v. Elchingen, Fürst v. d. Moskwa, der ausgezeichnete Heerführer Napoleons, hatte diesen nach der Einnahme von Paris (31. März 1814) zur Abdankung gedrängt. Dafür wurde er von Ludwig XVIII. zum Pair von Frankreich ernannt. Als aber Napoleon dann aus Elba geflohen war, schloß Ney sich ihm alsbald wieder an. Am 7. Dezember 1815 wurde er deshalb in Paris standrechtlich erschossen. Dasselbe Schicksal ereilte bereits am 19. August den General Charles Grafen von Labédoyère, der sich als Erster dem zurückkehrenden Napoleon wieder zugewandt hatte. 

[3] Die Marmite ist der große, über dem Herdfeuer aufgehängte Kochtopf des französischen Bauern. – »Soupe de légumes«, Gemüsesuppe, ein Nationalgericht der Franzosen, die nach ihrem Suppenessen den Spottnamen »Jean Potage« (Hans Suppe) erhalten haben.–Karl v. Rumohr, der Dresdener Kunsthistoriker, ist besonders durch sein gastronomisches Werk »Geist der Kochkunst« berühmt geworden, das für nachdenkliche Feinschmecker noch heute ein Leckerbissen ist. (Univ.- Bibl. Nr. 2067-70). 

[4] Große, unbeholfene Kremser, die auf der Charlottenburger Chaussee am Tiergarten vor dem Brandenburger Tore ihren Halteplatz hatten. Manch älterer Berliner wird sich noch des typischen Rufes erinnern, mit dem die Kutscher Vorübergehende zur Fahrt nach Charlottenburg zu verlocken suchten: »´t fehlt man bloß noch eine lumpichte Person!« – »Sabots« sind die eigenartigen, ganz ans Holz geschnitzten Schuhe der Bauern in Frankreich und Holland. 

[5] Das Blutbad, das die Verschworenen 1282 zur Vertreibung Karls v. Anjou, des vom Papst Clemens IV. zum König von Neapel und Sizilien gemachten Bruders Ludwigs des Heiligen, unter dessen Anhängern zur Vesperstunde anrichteten.

[6] » Fortunat« ist ein satirisch-ironisches Märchendrama in zwei Teilen, (Bd. III des »Phantasus«.) – »Starch is the thing« (»Stärke ist das Ding«), angeblicher Ausspruch Georges Bryan Brummels, des Modekönigs am Hofe Georgs III. von England. Barben d'Aurevilly hat eine Studie über Brummel geschrieben, darin er sagt: »Von 1799 bis 1814 hat es in London keine Festlichkeit gegeben, wobei nicht die Anwesenheit des großen Dandy als ein Triumph, seine Abwesenheit als eine Katastrophe betrachtet worden wäre.« Brummel ist der »Held« in Bulwers Roman »Pelham« (Univ.-Bibl. Nr. 1041–45) und in Listers Roman »Granby«. Sogar eine zweibändige Biographie Brummels (von Jesse) ist veröffentlicht worden. 

[7] Dürfen wir hier an das vielzitierte »Was nutzt mich der Mantel, wenn er nicht gerollt ist« erinnern? Es entstammt den »Fliegenden Blättern« (V, Nr. 98, 1847), wo es »der Einjährig-Freiwillige auf dem Marsche« sagt. 

[8] Luthers Freund Franz v. Sickingen wurde als Hauptmann des oberrheinischen Ritterbundes 1523 von den deutschen Fürsten auf seiner Feste Landstuhl belagert und starb hier auch an einer Verwundung. 

[9] Ici naquit Turenne: »Hier wurde (1611) Turenne geboren«, der berühmte Feldherr Ludwigs XIV. – »Söhne Turennes.«

[10] » Non qui e palazzo« (»das ist hier kein Palast«) . . . noch heute hat man von solchen hygienischen Einrichtungen in Italien oft merkwürdige Vorstellungen.

[11] Oper von Etienne Nicolas Mohul, komponiert im Jahre 1797. Namentlich die Ouvertüre war lange Jahre eine begehrte Zwischenaktsmusik. Eine sehr interessante Kritik über die Oper schrieb E. Th. A. Hoffmann 1812 für die »Allgemeine Musikalische Zeitung«.


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