Des Knaben Wunderhorn
Eine Liedersammlung von Joachim von Armin und Clemens von Brentano
Der beständige Freyer
Fliegendes Blat.
Andreas lieber Schutzpatron,
Gib mir doch nur einen Mann!
Räche doch jezt meinen Hohn,
Sieh mein schönes Alter an!
Krieg ich einen oder keinen? ? Einen.
Einen krieg ich? Das ist schön!
Wird er auch beständig seyn?
Wird er auch zu andern gehn?
Oder sucht er mir allein
Und sonst keiner zu gefallen? ? Allen.
Allen? Ey das wär nicht gut!
Ist er schön und wohlgestalt?
Ists ein Mensch der viel verthut?
Ists ein Witwer? Ist er alt?
Ist er hitzig oder kältlich? ? Aeltlich.
Aeltlich? Aber doch galant?
Nun so sage mir geschwind:
Wer ist ihm denn anverwandt,
Und wer seine Freunde sind?
Sind sie auch von meines Gleichen? ? Leichen.
Leichen? Ey, so erbt er viel!
Hat er auch ein eignes Haus,
Wenn er mich nun haben will:
Und wie sieht es drinnen aus?
Ist es auch von hübscher Länge? ? Enge.
Enge? Ey wer fragt darnach?
Wenn er nur ein größres schafft.
Und wie stehts ums Schlafgemach?
Ist das Bette auch von Tafft,
Wo ich drinnen liegen werde? ? Erde.
Erde? Das klingt wunderlich,
Ist ein sehr nachdenklich Wort!
Andreas, ach! ich bitte dich,
Sage mir doch auch den Ort,
Wo du ihn hast aufgehoben: ? Oben.
Oben hat er seinen Platz?
Nun, so merk' ich meine Noth,
Der mir jezt beschriebene Schatz
Ist vielleicht wohl gar schon todt,
Ist mir sonst nichts übrig blieben? ? Lieben.
Lieben soll ich nun das Grab?
Ach! wie manches Herzeleid,
Weil ich keinen haben mag,
Hier in dieser Sterblichkeit,
Keinen Krummen, keinen Lahmen! ? Amen.