Die Geschehnisse im Rheinbogen bei Ehingen 1794 - 1817
Geschichtliche Erinnerung und Notizen des Heern Karl Baasel
1799
Es war um 7 Uhr abends, das Wasser lief ins Feld und Dorf, um neun Uhr stand das Eis wieder, jedoch den 30. morgens brach das Eis auf, den ganzen Tag sah man kein Eis mehr im Rhein sowie auch am 31., daß jedermann glaubte, alle Gefahr sei vorüber, deswegen wurde das fortgeflüchtete Vieh all wieder geholt, das Wasser schwoll den Tag wieder etwas, welches anzeigte, daß der Rhein sich unten irgendwo mußte gesetzt haben, welches auch, wie man nachgehends vernommen, zu Wesel geschehen war.
Den 31. abends schwoll das Wasser stärker und bei Ankunft eines neuen Zugs Eis, von oben herunter auf bis Uerdingen. Das Wasser schwoll aber dieselbe Nacht so eilig, daß kein Vieh aus dem Dorfe gerettet werden konnte, sondern sich alles auf dem Kirchhof hatte retten müssen.
Das Wasser stand nun auf der nämlichen Höhe, wie = 1784.
Nämlich, daß außer dem Kirchhofe und einigen hohen Garten eben im Dorfe kein Plätzchen fast mehr trocken war, worauf dann das Vieh stand. Die Einwohner befanden sich aber in der Pastorat und umliegenden Häusern. Der Rhein hatte in einer so entsetzlichen Höhe das Eis so fürchterlich übereinander gehoben, dergleichen noch nie gesehen worden. Das neue und stark gebaute Haus, Scheuer und Stallung auf’m Grind waren vom Eise gänzlich zusammengedrängt, die darauf anwesenden Personen nach 5 Tagen erst noch mit großer Mühe über das Eis gerettet worden, alle die in den Peschen noch anwesende und von den Kaiserlichen noch übrig gebliebenen Bäume gänzlich verdorben.
Den Damm mit zwel entsetzlichen großen Löcher durchbrochen, das ganze Feld zwischen Ehingen und Mündelhein, das Rheinfeld, das ganze Sermer und Huckinger Feld mit Eis voll, so daß alle niedrig gelegenen Gebäude. Scheitern würden, wie man glaubte.
Nun hat es den 5. Februar angefangen zu frieren, so daß man den 6. schon darüber gehen konnte, den 7. hat man einen Weg zwischen hier und Ehingen gebahnt und den nämlichen Tag noch alles Vieh hinüber geführt; in dem das Eis so stark, daß man mit Pferd und Karren hat hinüber fahren können. Es ging auch täglich ein großer Zug Leute von hier, Serm und Huckingen nach Winkelhausen und Angermund, um allda allerhand Lebensmittel, als Brot, Fleisch, Mehl, Kaffee, Gerste, etc. abzuholen, welches von den Ämtern des Oberbergischen hingeliefert wurde. Der Rhein aber blieb fest stehen sowie das Wasser auch in dieser entsetzlichen Hohe, bis. den 21. Februar. Die Einwohner warteten während dieser Zeit ihr Schicksal mit Furcht und Schrecken ab, bis endlich der Rhein in der Nacht vom 21. auf dem 22. Februar in der stille losgegangen und des morgens zur größten Freude der hiesigen Einwohner gänzlich verschwunden war.
Die Oberämter haben auch nachgehends die Armen hiesiger Pfarre mit allerhand Lebensmitteln sowie auch mit einigen 200 Reichst.-Geld unterstützt.
Das Eis im Feld ist alle liegengeblieben, die Winterfrucht, außer einigen Roggen, alle versoffen, ein großer Teil der im Rheinfeld liegenden Länderei mit Sand und Stein übersat.
Die Sommerfrucht ist dasselbige Jahr ziemlich geraten. Der großte Teil des Jahres ist Regen und Kalte gewesen. Es hat den ganzen Sommer hindurch so anhaltend geregnet, daß man die Sommerfrucht. nicht. hat wissen aus dem Feld zu bringen und fast faul geworden.
Das ganze Jahr hindurch sind wir so ziemlich von französischer Einquartierung frei geblieben, doch haben wir immer monatliche Kontributionen Fleisch und. Brotgelder bezahlen und monatliche Fourage Lieferungen nach Düsseldorf führen müssen.
Ferner haben wir zur Verbesserung der dortigen Festungswerken achthundert Eichenstämme hinführen müssen, wovon Lintorfer-Gemark 200, Huckinger Gemark 180 Stamme, usw. liefern mußte. Wovon Mündelheim ihren Anteil 23 Stämme hat führen müssen, welche anfangs mit 6 Pferden nachgehends, da sie nicht mehr so dick angeschlagen worden. mit 4 Pferden hingeführt werden mußten. Die Länge derselben mußte 31 Zoll. sein. Nachdem aber über die Hälfte geliefert worden, ist Einhalt. gemacht worden. Und die Franzosen haben sich damit begnügen lassen.
Es mußten auch noch täglich 3 bis 5 Mann nach Düsseldorf, zur Verbesserung der vom Rhein beschädigten . Batterien, arbeiten gehen.
Die Frucht ist auf einem ziemlich hohen Preis gewesen, den Weizen hat 12 bis 15 Reichstaler, das Korn 9 Reichstaler, die Gerste 7 bis 8 Reichstaler und 2.000 Pfd. Heu haben 32 Reichstaler gekostet. An Heu und Stroh ist besonders in allen Gegenden Mangel gewesen.
Den 16. Dezember hat es angefangen zu frieren, es ist richtig kalt gewesen. Den 26. Dezember hat der Rhein bei uns oberhalb Düsseldorf schon gestanden. Den 30. hat er sich von unten herauf bis Ehingen gesetzt sowie auch von Uerdingen bis Bockum, von Ehingen bis Uerdingen ist eine Öffnung gewesen.