Von 1762 bis 1772 trieb der Propst des Augustinerchorherrenstifts Riechenberg mit geliehenem Kapital eine ehrgeizige bauliche und agrarische Expansion voran, bis die geistliche Korporation, von den Folgen der großen Agrarkrise getroffen, in die Insolvenz geriet. In seiner Studie, die seiner Magisterarbeit an der Universität Göttingen war, untersucht der Autor Uwe Ziegler sowohl die Gründe für die Insolvenz des Klosters, was in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ein eher ungewöhnlicher Vorgang war ,als auch die Struktur der Kapitalgeber.
Im folgenden Insolvenzprozess, der durch die fürstbischöfliche Regierung zu Hildesheim im Jahre 1773 eröffnet wurde, betrachtet Ziegler schwerpunktmäßig die rechtlichen Aspekte ohne auf die durch den Prozess verursachten ökonomischen Folgen einzugehen. Zugleich untersucht er aber auch die unterschiedlichen Interessen der einzelnen am Prozess beteiligten Parteien. So waren die Kreditgeber. So konnte das Kloster seine wirtschaftliche Stellung nutzen, Forderungen von Handwerkern in einen Kredit umzuwandeln, ohne das diese eine entsprechende gleichberechtigte Stellung gehabt hatten, sich dagegen zu wehren. Kapitalgeber, überwiegend Jesuiten aus Köln und Osnabrück waren an einer schnellen Liquidation interessiert, während der Hildesheimer Bischof daran interessiert war den skandalösen Konkurs abzuwenden.
So verweist das verzweigte Geflecht privater und institutioneller Anleger, die Riechenberg durch Kreditbeziehungen verbunden waren, auf die erhebliche wirtschaftliche Bedeutung, die der geistlichen Korporation in einem agrarisch geprägten Umfeld zukam.
Aus dem Inhalt:
2. Der Weg in die Insolvenz
2.1 Riechenberg und die »Feldklöster«, 1643 bis 1762
2.2 Die Anfänge Propst de la Tours
2.3 Vergebliche Widerstände im Konvent
2.4 Wachsende Schuldenlast und Absetzung des Propstes
2.5 Die geistliche Administration und ihr Scheitern
3. Der eigentliche Konkursprozeß
3.1 Gerichtsstand und rechtliche Grundlagen des Verfahrens
3.2 Von der Ediktalzitation zum Liquidationstermin
3.3 Gläubigerstruktur und Kreditwesen
3.4 Sanierung oder Säkularisation?
3.5 Eine zweifache Sicherung der Konkursmasse
3.6 Auktion und Veräußerungen gemäß Kirchenrecht
3.7 Verpachtung gegen Widerstände
3.8 Zwischen Sequestrationen und Separatkonkurs
3.9 Remissionsverhandlungen in Etappen
3.10 Prioritätsurteil und erste Auszahlungen
3.11 Arrangement mit dem Unvermeidlichen
3.12 Vergleich, Umschuldung und Konkursende
4. Versorgungsfragen und geistliches Leben während der Insolvenz
4.1 Verschickungen und Rumpfkonvent, 1774 bis 1798
4.2 Wilhelm de la Tour zwischen Haft und Exil
4.3 Die »Competenzgelder« des Propstes
Das Buch erscheint als Band 54 in der Reihe »Beiträge zur Geschichte der Stadt Goslar«, die vom Goslarer Geschichtsverein herausgegeben wird.
Buchdaten
Titel | Das Insolvenzverfahren um Stift Riechenberg 1773 bis 1798 : Konkurs der Toten Hand? |
Reihe / Serie | Beiträge zur Geschichte der Stadt Goslar, Goslarer Fundus 54 |
Erscheinungsdatum | 16.11.2006 |
Autor | Ziegler, Uwe |
Herausgeber | Goslarer Geschichtsverein |
Verlag | Verlag für Regionalgeschichte |
Preis (€) | 12,40 |
ISBN 13 | 9783895346248 |
ISBN 10 | 3895346241 |
Format | Paperback |
Seiten | 191 |
Abbildungen | - |
Größe (Höhe x Breite x Tiefe) | 213 x 153 x 20 |