Napoleon - Genie oder Despot

Vom 10.12.2006 bis 04.03.2007 zeigt das Wilhelm Busch Museum in Hannover eine Ausstellung mit Karikaturen über Napoleon.

Buchcover »Napoleon - Genie und Despot. Ideal und Kritik in der Kunst um 1800«

Buchcover »Napoleon - Genie und Despot. Ideal und Kritik in der Kunst um 1800«

Mit seiner Ernennung zum Ersten Konsul der Französischen Republik übernahm Napoleon Bonaparte 1799 die Macht in Frankreich - und rückte damit auch in das Blickfeld der Karikatur.

Vorerst allerdings nur in der englischen Karikatur, denn in jedem anderen europäischen Land verhinderten Zensur und Gesetze weitgehend öffentliche Kritik. Dies änderte sich erst dann grundlegend, als sich Napoleon mit dem unrühmlichen Russlandfeldzug verwundbar gezeigt hatte und sich im Verlauf der Befreiungskriege ab 1813 sein Untergang abzeichnete. Jetzt auch setzten in Deutschland und Frankreich die antinapoleonischen Karikaturen ein.

Die rund 180 Exponate umfassende Ausstellung im Wilhelm-Busch-Museum zeichnet den Weg Napoleons von der Machtergreifung im Jahre 1799 bis zu seiner Verbannung auf der Insel St. Helena im Jahre 1815 nach. Ausgangspunkt dafür ist zum einen die reiche satirische Bildproduktion in Europa, die im napoleonischen Zeitalter einen frühen Höhepunkt sowohl hinsichtlich der Qualität als auch der Quantität erreicht. Im Wilhelm-Busch-Museum wird als Leihgabe der Stiftung Niedersachsen eine über 700 Blätter umfassende Sammlung dieser Karikaturen aufbewahrt, aus der eine Auswahl, ergänzt durch Werke aus der eigenen Sammlung des Museums, den Kern der Ausstellung bildet.

Aber das Zerrbild wird erst im Kontrast zu seinem Gegenbild, dem Idealbild, verständlich. Deshalb präsentiert die Ausstellung aus der Sammlung des Napoleonmuseums Arenenberg parallel eine Auswahl eindrucksvoller Beispiele des von Napoleon systematisch inszenierten Herrscherkults in den Bildkünsten. Zeitgenössische Sichtweisen, oft diametral entgegengesetzt, treffen so aufeinander und vermitteln einen lebendigen, greifbaren Eindruck dieser bewegten Epoche. Napoleons hat in vielen Bereichen Maßstäbe gesetzt - auch auf dem Gebiet der Karikatur.

Zwischen 1797 und 1815 sind weit über 2000 Karikaturen erschienen, bis 1813 jedoch fast ausschließlich in England. Dort hatte sich nach Einführung der konstitutionellen Monarchie 1689 ein liberaler Umgang mit Presse- und Meinungsfreiheit etabliert, wie er in den anderen europäischen Ländern zu dieser Zeit nicht einmal denkbar war. Ihre »Verachtung« haben die englischen Karikaturisten, allen voran James Gillray, Thomas Rowlandson und George Cruikshank, Napoleon weidlich zu spüren gegeben: Zwischen 1800 und 1815 ist keine andere Person von ihnen mit Abstand so häufig karikiert worden, wie der französische Kaiser Napoleon.

»Alles Druckende gehört vor die Censur« - so steht es im preußischen Zensuredikt von 1788. Erst als dieses Zensuredikt durch die besonderen Umstände während der Befreiungskriege entschärft wurde, erscheinen deutsche Karikaturen gegen Napoleon in großer Zahl. Auch bekannte Künstler wie Johann Gottfried Schadow oder E.T.A. Hoffmann beteiligen sich an diesem Bilderkampf, der das Aufbegehren und das wachsende Nationalgefühl in den von Napoleon besetzten Gebieten vor allem Norddeutschlands und Preußens begleitet. Viele Künstler ziehen es aber sicherheitshalber vor, anonym zu bleiben.

Nach Napoleons Niederlage gegen die Alliierten im Jahre 1814 wird nun auch in Frankreich umgehend eine Fülle von satirischen Spottbildern veröffentlicht. In ihren Karikaturen lassen Künstler wie beispielsweise Louis-François Charon und Frédéric Dubois ihren Triumph über den »Sturz des Tyrannen« spüren, der alle Macht verloren hat. Als Grundtenor zieht sich diese Haltung durch die meisten französischen Karikaturen.

Doch allen karikaturistischen Bemühungen zum Trotz: die Verklärung Napoleons setzte nach seinem Abgang von der politischen Bühne in weiten Kreisen bald ein. Er selbst hat dies auf St. Helena vorausgesehen: »Es ist wahr, dass mein Schicksal sich zu dem anderer genau gegenteilig verhält: Der Sturz lässt sie für gewöhnlich klein werden, mich hingegen hat er unendlich emporgetragen. Jeder Tag befreit mich von meinem Anstrich eines Tyrannen, eines Mörders, eines Wilden«.

Zur Ausstellung ist auch ein Katalog unter dem Titel »Napoleon - Genie und Despot. Ideal und Kritik in der Kunst um 1800« erschienen, der für 12,50 € im Buchhandel zu beziehen ist.


Buchdaten

Angaben zum Buch
TitelNapoleon - Genie und Despot. Ideal und Kritik in der Kunst um 1800
Reihe / Serie-
Erscheinungsdatum00.00.2006
AutorGisela Vetter-Liebenow
HerausgeberGisela VetterLiebenow
Wilhelm Busch Museum Hannover
Stiftung Brandenburger Tor
VerlagWilhelm-Busch-Gesellschaft
Preis (€)12,50
ISBN 139783921752487
ISBN 103921752485
FormatSoftcover
Seiten193
Abbildungenüberwiegend illustriert
Größe (Höhe x Breite x Tiefe)27,6 x 21,8

Veranstaltungsinformation:

»Napoleon - Genie und Despot. Ideal und Kritik in der Kunst um 1800«
10.02.2006 - 04.03.2007
Wilhelm Busch Museum Hannover
Georgengarten | 30167 Hannover

: +49 511 16 9999-11
: +49 511 16 9999-99

: mail(at)karikatur-museum(dot)de
: https://www.karikatur-museum.de

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Letzte Änderung der Seite: 16. 09. 2023 - 23:09