Am Samstag, den 15.02.2020 wird anlässlich des 250. Geburtstages des Lyrikers Friedrich Hölderlin der Tübinger Hölderlnturm wiedereröffnet.
Anlässlich der Wiedereröffnung des Hölderlinturms werden im Rahmen eines Festaktes der Oberbürgermeister der Stadt Tübingen, Boris Palmer, sowie der baden-württembergische Ministerpräsident Wilfried Kretschmann aber auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters dem Ereignis beiwohnen und auch das Ereignis mit Ansprachen würdigen. Weiterer Festreder sind Prof. Dr. Johann Kreuzer, Präsident der Hölderlin-Gesellschaft, Joachim E. Schielke, Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot-Stiftung und Dr. Thomas Schmidt, Kurator der neuen Dauerausstellung und Leiter der Arbeitsstelle für literarische Museen, Gedenkstätten und Archive beim Deutschen Literaturarchiv Marbach.
Der Schauspieler und Sprecher Christian Reiner rezitiert die Hölderlin-Gedichte „Gang aufs Land“ und „Aussicht“. Shoko Hayashizaki und Michael Hagemann begleiten den Festakt am Klavier mit dem „Schicksalslied“ von Johannes Brahms.
Der Festakt selbst ist nur für geladene Gäste. Die Veranstaltung wird jedoch in einem Livestream für alle Interessierten über den Youtube-Kanel der Stadt Tübingen übertragen.
Gleichzeitig ist die Wiedereröffnung des Hölderlinturms der Auftakt des Jubiläumsprogrammes »Hölderlin2020« mit dem neun Städte und das Deutsche Literaturmuseum in Marbach dem 250. Geburtstag des Dichters im Jahre 1770 gedenken. Während Hölderlin zu Lebzeiten eher als Ausßenseiter galt, laden im Jubiläumsjahr große Ausstellungen in seinen Lebensorten und im Literaturmuseum der Moderne (Deutsches Literaturarchiv Marbach) sowie mehr als 600 Veranstaltungen in Theatern, Konzert- und Kinosälen, Literaturhäusern, Universitäten und Schulen zur Begegnung mit dem Dichter ein, der keiner zeitgenössischen Literaturgattung zuzuordnen war.
Zwischen Mai und Oktober steht der Literatursommer Baden-Württemberg unter dem Motto »Hölderlin und Hegel - 250 Jahre Sprache und Vision«.
Die ältesten baulichen Bestandteile des Gebäudes stammen noch aus dem Mittelalter und gehörten zur Stadtbefestigung. Einst war in dem Gebäude eine Färberei untergebracht. Im Jahre 1778 wurde auf dem Turmsockel »ein achteckiges Kämmerlein« errichtet und das neue Turmdach mit dem Hausdach verbunden.Im Jahre 1807 erwarb der Schreinermeister Ernst Friedrich Zimmer das Haus und richtete im Erdgeschoss eine Werkstatt ein. In eine kleine bescheidene Wohnung über der Werkstatt zog im gleichen Jahr noch Friedrich Hölderlin ein, nachdem er zuvor 231 Tage im Tübinger Klinikum behandelt wurde.
Der Hölderlinturm in Tübingen
Es war die erste dauerhafte Wohnung Hölderlins nach vielen unruhigen Jahren, die nach seiner Ausbildung zum Theologen und Priester folgten, sowie wechselnden Anstellungen als Hauslehrer. Um weiteren Platz für die wachsende Familie und die Aufnahme von Studenten der Universität zu schaffen, wurde das Haus durch den Besitzer Zimmer mehrfach um- und ausgebaut. Der letzte Umbau erfolgte im Jahre 1828 nachdem er seine Schreinerwerkstatt aufgab.
Über 35 Jahre lebte Friedrich Hölderlin im Turm und wurde in dieser Zeit von Familie Zimmer gepflegt. Er verfasste zahlreiche Gedichte, die den Blick aus dem Fenster beschrieben und den Wechsel der Jahreszeiten aufgriffen. Oft unterzeichnete er diese Texte mit fremden Namen wie »Scardaanelli« und falschen Jahreszahlen. Bereits zu seinen Lebzeiten hatten sich viele Schriftsteller und Bewunderer des Dichters zum Turm aufgemacht und den als »geisteskrank« geltenden Mann zu besuchen. Auch nach seinem Tode im Jahre 1843 riss das Interesse an der Person Friedrich Hölderlin nicht ab und der Hölderlinturm selbst wurde in zahlreichen literarischen, musikalischen und künstlerischen Werken thematisiert.
Bis zum Jahre 1865 blieb das Gebäude im Besitz der Familie Zimmer. In den 1870er Jahren betrieb der Schuhmachermeister Eberhardt eine äffentliche Badeanstalt im Hause ehe es im Jahre 1875 bis auf die Grundmauern abbrannte. Das Gebäude wurde jedoch auf dem alten Grundriss errichtet. Im Jahre 1921 erwarb dann schließlich die Stadt Tübingen mit Unterstützung des Vereins Vereinigung zur Erhaltung und Erwerbung des Hölderlinturms das Haus und im Jahre 1984 wurde das Haus von der inneren Aufteilung an die Hölderlin-Zeit angepasst. Seit August 2017 wird das Gebäude anlässlich der Feierlichkeiten zum 250. Geburtstag Hölderlins grundlegend neu gestaltet.