»Die Tagebücher des J. Friedrich Carl Paris 1805-1827. Ein preußisches Soldatenleben.« erschienen.

J. Friedrich Carl Paris trat im Jahre 1805 als Gemeiner in die preußische Armee ein, wurde während der Befreiungskriege zum Offizier befördert und diente auch in Biedermeier als Soldat. Volkhard Paris veröffentlicht nach 200 Jahren sein Tagebuch.

Der ehemalige Lehrer und Theaterpädagoge Volkhard Paris legt mit »Das Tagebuch des J. Friedrich Carl Paris 1805-1827. Ein preußisches Miliätrbild« die Aufzeichnungen seines Ur- Ur- Ur- Urgroßvaters vor.

J. Friedrich Carl Paris (1788-1836) trat im Jahre 1805 als Gemeiner in den preußischen Militärdienst beim Infanterie- Regiment »Prinz Ferdinand« Nr. 34 ein. Nach der Niederlage des Jahres 1806 verließ er für die nächsten 4 Jahre den Militärdienst. Erst im Mai 1810 tritt er in Berlin in das Leib-Infanterie-Regiment in Berlin ein. Im folgenden Jahre wurde er zum Unteroffizier befördert.

Als am 03.04.1812 brach das »Leib-Infanterie-Regiment« in Vorbereitung des Rußlandfeldzuges nach Kurland auf und der Soldat Paris begann mit regelmäßigen Aufzeichnungen. Er nahm im Herbst an den Gefechten bei Riga teil, schilderte die erlittenen Strapazen von Hunger und Kälte. Als die Konvention von Tauroggen unterzeichnet wurde, biwakierte Paris in der Nähe von Tilsit. Am 17.03.1813 traf er mit dem Leib-Regiment in Berlin ein und die Bevölkerung empfing die Soldaten begeistert.

Wähend des Frühjahrsfeldzuges nahm er an den Schlachten bei Großgörschen am 02.05.1813 sowie Weising am 19.05.1813 und Bautzen am 21.05.1813 teil. Mit der Beförderung zum Sekonde-Leutnant am 31.05.1813 erfolgte zugleich die Versetzung zum 12. schlesischen Landwehr-Infanterieregiment. In der Folge nahm er an der Belagerung der noch von französischen Truppen besetzten Festung Golgau teil und wurde dabei am Bein »blessiert« wodurch er für 8 Wochen keinen Dienst verrichten konnte. Kurz nach der Kapitulation der Festung Glogau erfolgte seine Beförderung zum Premierleutnant.

Mit der Beförderung zum Premierleutnant wurde Premierleutnant Carl Paris in das 15. Schlesische Landwehr-Infanterieregiment versetzt. Seine neue Garnison war in der Nähe von Neiße. Den Feldzug von 1815 machte er zunächst in der Etappe mit, ehe er im August 1815 die französische Grenze überschritt um mit seinem Verband in der Bretagne und die Normandie ehe es zum Jahresende zurück in die Heimat ging.

Im Jahre 1816 scheiterte der Versuch seine langjährige Verlobte zu heiraten, da er nicht über die notwendigen Mittel verfügte, seine Familie zu versorgen. In der preußischen Armee mussten heiratswillige Offiziere 600 Reichstaler zusätzlich zum Sold besitzen. In der Garnision Königsberg, nach der Auflösung aller Landwehr-Regimenter wurde er in das 1. Infanterie-Regiment (1. Ostpreußisches)« versetzt - wo er das Leben eines Junggesellen lebte. Frauen, Whist spielte.

In den folgenden Jahren wird in seinen Aufzeichnungen deutlich, wie er versucht innerhalb des preußischen Offizierscorps eine anerkannte Stellung einzunehmen. Dies ist im Preußen der Restauration eine schwierige Herausforderung für jemanden, der weder über die finanziellen Möglichkeiten noch »von Geblüt« ist. Es fällt ihn auch schwer mit dem geringen Sold auszukommen, oft leiht er sich Geld. In der Gesellschaft, die er manchmal auch auf Grund fehlender Kleidung, meiden muss, gilt er schnell als ungesellig. Spielschulden und die Syphilis, monotoner Dienst beherrschen in den nächsten Jahren sein Leben. Im Jahre 1819 hatte Paris geheiratet und schon im nächsten Jahr wurde seine Tochter geboren und im folgenden Jahr der Sohn. Doch all dieses machte ihn nicht wirklich glücklich, in den folgenden Jahren kamen - heute würde man wohl sagen - Burnout- oder Anzeichen einer Depression hinzu.

Insgesamt ist das Tagebuch eine interessante, wenn auch hin und wieder lückenhafte Darstellung eines bürgerlichen Offizierslebens in den Jahren der Befreiungskriege und der Restauration.

Publikationsdaten:
Volkhard Paris »Das Tagebuch des J. Friedrich Carl Paris 1805-1827. Ein preußisches Soldatenleben«
Seiten: 492 Hardcover
ISBN 978-3-8423-0678-3
Preis: 42,90 €


Letzte Änderung der Seite: 16. 09. 2023 - 23:09