Kulturelle Bildung steht im Mittelpunkt des Schillerjahrs 2009 in Marbach am Neckar

Die Stadt Marbach am Neckar stellt ihre Planungen für das Schillerjahr 2009 vor.

Am 10.11.1759 wurde Friedrich Schiller in Marbach am Neckar geboren. Anlässlich des 250. Jahrestages feiert die Stadt unter dem Motto »Marbach…frei nach Schiller« das Schillerjahr 2009. Ein Empfang des Landes und der Stadt mit Schirmherrn Ministerpräsident Günther Oettinger am 02.02.2009 eröffnet die Feierlichkeiten, die fast ein Jahr lang, bis zur traditionellen Schillerwoche im November 2009 andauern werden. Das Veranstaltungsangebot richtet sich an Bürger und Besucher gleichermaßen und reicht quer durch alle Kunstsparten: Von der Literatur, über Musik, Bildende und Mediale Kunst bis hin zum Theater und zum Fest für die gesamte Stadt.

Friedrich Schiller ist einer der eindrucksvollsten und folgenreichsten Intellektuellen des 18. Jahrhunderts, der die Themen seiner Zeit als Künstler wie als Philosoph aufgriff. Auch 250 Jahre nach seiner Geburt besitzen seine Positionen und seine Literatur eine große Strahlkraft. Im Marbacher Jubiläumsprogramm verbinden sich die Fragen nach der Aktualität des Aufklärers Schiller mit der Lust, eine vergangene Zeit neu zu entdecken.

Der rote Faden des Programms ist »Kulturelle Bildung«, ein Begriff, der momentan viel diskutiert wird und auch in Schillers Werk eine herausgehobene Rolle spielt. Sein Konzept der »ästhetischen Erziehung« sollte die Menschen zur Freiheit ausbilden, die Kunst sollte ihre persönliche Entwicklung vorantreiben. Denn ein kunstvoll gebildeter Mensch, so Schillers Überzeugung, wäre in der Lage, gesellschaftlich klug zu handeln. Diese Forderungen haben heute wieder große Aktualität und das Marbacher Schillerjahrsprogramm möchte sie aufnehmen.

»Dabei geht es nicht um eine Verschulung von kulturellen Veranstaltungen«, so die mit der künstlerischen Gestaltung und Koordination beauftragten Kulturmanagerin Sabine Brandes. »Vielmehr möchten wir neue, freche, ungewohnte Perspektiven auf den Klassiker eröffnen.« Beispielhaft verweist sie auf ein Rap-Projekt mit Schülern, auf ein Festival mit Jugendtheatern und auf die Kooperation mit dem VfB Stuttgart, bei der ein Bundesligaspiel »verschillert« werden soll.

Im Februar 2009 wird die neu gestaltete Ausstellung in Schillers Geburtshaus eröffnet. Ab März zeigt das Literaturmuseum der Moderne eine Ausstellung zu Schiller und greift damit auf die neue Dauerausstellung im Schiller-Nationalmuseum ab November 2009 vor. Weiter sind im März und April Projekte mit Künstlern und Politikern in den Marbacher Schulen angesiedelt. Im Mai gilt es mit einer festlichen Eröffnungswoche, die neu modernisierte Stadthalle, die zum Schillerjahr 1959 erbaut worden war, wieder in den Mittelpunkt des kulturellen Geschehens der Stadt zu bringen. Ein historisches Fest erschließt der Bevölkerung das 18. Jahrhundert von Heute aus: Essen und Trinken, Leben und Kunst, Musik und Tanz.

Im Juni und Juli liegt der Schwerpunkt auf Theaterproduktionen wie einer Kooperation mit den Mannheimer Internationalen Schillertagen und »Schillern«, einer Uraufführung in der Marbacher Alexanderkirche. Die Sommermonate sind dem »Schillerforum« in der Altstadt, der Kleinkunst, der leichten musikalischen Freude und dem Engagement der Marbacher Vereine und Schulen vorbehalten.

»Es war uns immer ein Hauptanliegen, die Marbacher Bevölkerung einzubinden und es ist unglaublich, wie viele und gute Ideen hier entstehen«, freut sich Bürgermeister Herbert Pötzsch. Im Oktober wird ein internationaler Schauspielworkshop Schillers Sprachkunst erkunden. Mit der Marbacher Schillerwoche im November mündet das Programm in einen festlichen Abschluss: Hier sind neben den traditionellen Feierlichkeiten rund um Schillers Geburtstag die Verleihung des Schillerpreises der Stadt Marbach am Neckar und die Wiedereröffnung des Schiller-Nationalmuseums angesiedelt.

Zwischen den Großveranstaltungen im Laufe des Jahres werden musikalische und literarische Abende das Schillerjahr lebendig halten. Heinz Rudolf Kunze, Walter Sittler, Marianne Sägebrecht und andere renommierte Künstler werden
in Marbach auftreten. Unter dem Leitmotiv »Schiller – vom Marbacher zum Weltbürger« entwickelt das seitens der Stadt beauftragte Literaturbüro am Cottaplatz ein Literaturfestival, das Themen wie »Familie«, »20 Jahre Mauerfall«, oder Schillers Einfluss auf die Verfassung der USA beleuchtet. Daneben veranstaltet die Deutsche Schillergesellschaft zwei Ausstellungen und Tagungen im Frühjahr und Herbst. Die Schulen, Vereine, Kirchen und andere Marbacher Institutionen haben bereits eigene Beiträge für das Schillerjahr in Planung. Beispielhaft verweist Bürgermeister Pötzsch auf die Aufführung der „Ode an die Freude" der Stadtkapelle Marbach, die eigens für Blasmusik komponiert wird oder das speziell entwickelte Musical des Friedrich-Schiller-Gymnasiums. Diese und viele andere Beiträge werden das Programm ergänzen.

Die in der nachfolgenden Übersicht aufgeführten Programmpunkte weisen einen unterschiedlichen Konkretisierungsgrad auf. Teilweise sind sie bereits fest ausgearbeitet, teilweise müssen sie in den nächsten Monaten bis zur Sommerpause abschließend geklärt werden. Auch die Aufnahme neuer Beiträge ist noch denkbar. Es sind daher noch Verschiebungen innerhalb des Programms möglich.

Geplantes Programm für das Schillerjahr 2009 in der Geburtsstadt des Dichters:

Bildung und kulturelle Kompetenz

  • Vermittlungsprojekt mit der Landeszentrale für politische Bildung (in Kooperation mit der Anne-Frank-Realschule und
    dem Friedrich-Schiller-Gymnasium)
  • Kooperation mit dem Projekt »Rapsody in School«
  • Rap-Projekt mit Schülern der Tobias-Mayer-Hauptschule
  • Ausstellung Kinderbuchillustrationen zu Schillerwerken des Kindermann Verlages
  • Kooperation mit dem VfB Stuttgart

Bildende und darstellende Kunst und Musik

  • Theaterfestival (Junge Schillerwoche, besondere Aufführungen der Nationaltheater Mannheim und Weimar, Kooperation mit Internationale Schillertage Mannheim, Beteiligung am Festival »Stückemarkt« des Theater Heidelberg, Theaterproduktion »Schillern«, verschiedene Gastspiele, Papiertheater)
  • Installationsprojekt
  • Schiller-Liederabende mit Heinz Rudolf Kunze und Ulrike Sonntag
  • Musiktheaterprojekt »recht einig und frei« mit der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar
    • Konzerte
  • Musical des Friedrich-Schiller-Gymnasiums Marbach
  • Sinfonische Blasmusik »Ode an die Freude«, Stadtkapelle Marbach

Literatur und Mediales

  • Literaturfestival unter dem Motto »Schiller – vom Marbacher zum Weltbürger« (Lesungen zeitgenössischer Autoren, Lesungen aus dem Werk Schillers, Vorträge)
  • Kurzgeschichtenwettbewerb
  • Familiengeschichten vor Schillers Geburtshaus
  • Audiolounge Hörspiel, Kooperation mit dem SWR (Gespräche mit Schauspielern und Regisseuren)
  • Medienprojekt Schiller im Web 2.0 (Hochschule der Medien Stuttgart)

Wissenschaft und Zukunft

  • Tagungen und Ausstellungen der Deutschen Schillergesellschaft
  • Die Kunst des Dialogs (Forschungsprojekt mit Schauspielern in Kooperation mit Akt-Zent Internationales Theaterzentrum Berlin)

Projekt »SCHILLERSTADT«

  • Der Marbacher Herzogsbesuch: 18. Jahrhundertfest (mit Kostümen, Umzügen, Inszenierung der Zeit der Aufklärung in Marbach)
  • Schillerforum auf dem Burgplatz im Sommer (Plattform für künstlerische Beiträge)
  • Marbacher Schillerwoche (u. a. mit der Verleihung des Schillerpreises der Stadt Marbach, der Schillerrede der Deutschen Schillergesellschaft, der Wiedereröffnung des Schiller-Nationalmuseums)

Bereits im Mai 2006 starteten mit ersten Überlegungen innerhalb der Stadtverwaltung Marbach am Neckar die Vorbereitungen zum Schillerjahr 2009. Im September 2006 räumte der Gemeinderat dem Jubiläumsjahr einen hohen Stellenwert ein, woraufhin eine Projektgruppe mit der Entwicklung eines Konzeptes für die Feierlichkeiten beauftragt wurde. Im Mai 2007 wurde diesem wiederum seitens des Gemeinderates zugestimmt. Seither wird an der Konkretisierung der Programmpunkte gearbeitet und gleichzeitig nach Finanzierungsmöglichkeiten gesucht. Am 28.02.2008 hat der Gemeindrat dem heute vorliegenden Stand der Programmplanung und dem Finanzierungskonzept zugestimmt.

Es wird ein Gesamtkostenvolumen von 750.000 Euro angestrebt, wobei die Stadt 250.000 € beitragen wird. »Im Idealfall schwebt uns eine Drittelfinanzierung vor, jeweils getragen durch Stadt, Land und Dritte wie Sponsoren oder Stiftungen«, so Bürgermeister Herbert Pötzsch. Als Hauptsponsor konnte bereits die EnBW gewonnen werden. Hauptpartner ist die Kreissparkasse Ludwigsburg mit ihrer Stiftung »Kunst, Kultur und Bildung«. Weitere Sponsoren sind die Stadtwerke Ludwigsburg und die Firma BBP Baier aus Marbach. Die Bemühungen um weitere Finanzgeber, insbesondere auch dem Land Baden-Württemberg, dauern an.

 

 


Letzte Änderung der Seite: 16. 09. 2023 - 23:09