Das Gedenken an Johann Philipp Palm in Braunau am Inn

von Michael Gnessner

I. Einführung

Der Nürnberger Buchhändler Johann Philipp Palm (1766-1806) wurde am 14.08.1806 in seinem Nürnberger Wohnhaus durch französische Gendarmen verhaftet. Grund für die Verhaftung war die von ihm verlegte Schrift »Deutschland in seiner tiefsten Erniedirgung«, deren anonymer Autor sich gegen die französische Vormachtstellung wandte. Dies veranlasste den französischen Kaiser Napoléon die Verfolgung des Buchhändlers und dessen Hinrichtung zu befehlen. Man verschleppte Palm, der Untertan des bayerischen Königs Maximilian I. Joseph war, in die Festungsstadt Braunau an Inn, die durch französische Truppen besetzt war. Nach einem Scheinprozess und der Verkündigung des Todesurteils wurde der Nürnberger Buchhändler standrechtlich außerhalb der Stadtmauern erschossen. Sein Leichnam sollte an der Richtstätte verscharrt werden.

II. Straßen und Plätze

Zum einen wurden in Braunau am Inn mehrere Straßen und Plätze nach den Opfer napoléonischer Justizwillkür benannt.

So befindet vor dem ehemaligen Bürgerspital, das 1417 durch den Mühldorfer Hartprecht Harskirchen auf Zangenburg und Nikolaus Auer von Lichtenau gestiftet wurde, der Palmplatz. In unmittelbarer Nähe dieses Ortes befindet sich auch die von beiden Adeligen gestiftete Spitalskirche. Links neben dem ehemaligen Bürgerspital, wo sich derzeit die Volksbücherei von Braunau am Inn befindet, liegt der kleine Palmpark mit dem Palmdenkmal.

Ebenfalls geht vom Palmplatz die Palmstraße - eine kleine Einkaufsstraße mit zahlreichen historischen Gebäuden - ab.

Von der Salzburger Straße geht ein kleiner Weg ab, der schließlich zum Palmdenkmal führt. Der Weg an sich ist eher unscheinbar und nur ein kleines Hinweisschild am Haus weißt den Weg zur Palm'schen Richtstätte.

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III. Denkmal an der Palm-Richtstätte

Am Palmweg befindet sich ein Obelisk mit einer Bronzeportraitbüste, die an den Nürnberger Buchhändler Johann Philipp Palm erinnert. Im Jahre 1926 ließ der Börsenverin der Buchhändler Bayerns das Denkmal aufstellen. Am Sockel befindet sich ein Bronzerelief mit einer Büste Johann Philipp Palms.

Erste Bemühungen hier ein Denkmal zu errichten gab es bereits im Dezember 1807 durch Braunauer Bürger, die großen Anteil am Schicksal des Buchhändlers genommen hatten. Doch durch die politischen Ereignisse - während des Krieges von 1809 rückten erneut französische Truppen in die Stadt ein und zwischen 1810 und 1815 stand die Stadt unter bayerischer Herrschaft - war eine entsprechende Realisierung nicht möglich.

Im Jahre 1862 ließen 4 Braunauer Bürger einen schlichten Gedenkstein, der aus Salzburger Marmor gefertigt wurde, errichten. Der über ein Meter hohe Stein trug die einfache Inschrift »Palms Ende 1806«.

Anlässlich des 100jährigen Bestehens ließ der Börsenverein des Deutschen Buchhandels einen Obelisken aus Muschelkalk errichten, der neben einer kurzen Inschrift »An dieser Stelle wurde am 26. August 1806 der Nürnberger Buchhändler Johann Philipp Palm auf Befehl Napoleons erschossen«. und einem Bronzerelief Palms im oberen Teil. Auf der Rückseite ist weiterhin zu lesen: »Zur Jahrhundertfeier des Börsenvereins der deutschen Buchhändler, errichtet im Mai 1925.«. Das Denkmal wurde am 24.05.1925 feierlich eingeweiht.

Das Denkmal wurde von Eugen Ehrenböck (1875-1947) entworfen. Der Obelisk wurde durch den Braunauer Steinmetzmeister Heinrich ausgeführt und das Reliefportrait modellierte der Münchener Professor und Künstler Eduard Behrer gestaltet.

Eine kleine Bronzetafel weißt den Weg zum Denkmal. Dieses befindet an dem Haus, vor dem der Palmweg abgeht und schließlich zum Gedenkstein führt. Auf der Tafel wurde der Text »Richtstätte Johann Philipp Palm, Buchhändler aus Nürnberg, auf Befehl Napoleons am 26.8.1806 erschossen.« angebracht.

IV. Palm-Park mit Palm-Denkmal in Braunau

Außerhalb des historischen Stadtkerns, direkt am ehemaligen Bürgerspital Heilig Geist, wurde im Jahre 1860 ein Park angelegt. Zuvor befand sich an der Stelle der heutigen Parkanlage der Gemüsegarten des Bürgerspitals.

Der Palmpark hat eine Fläche von rund 5.860 m2. Alte Baumbestände und Sitzgelegenheiten bieten im Ortskern von Braunau einen Erholungswert.

Den Mittelpunkt des Parks bildet das im Jahre 1866 durch bürgerschaftliches Engagement entstandene Denkmal des 1806 erschossenen Johann Philipp Palm.

Am Eingang des Parks ist eine Hinweistafel angebracht, die folgende zwei Texte trägt:

Auf der linken Seite erinnert der Text an den Namensgeber des Parks.

Johann Philipp Palm
Geboren am 18. Dezember 1766
in Schorndorf/Württemberg
Buchhändler in Nürnberg

Wegen Verbreitung der anonymen Schrift
"Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung",
deren Autor bis heute unbekannt ist, wurde
Johann Philipp Palm auf Befehl Kaiser
Napoleons I. verhaftet, und nach kurzem
Prozess, ohne Rechtsbeistand, am 26. August 1806
vor der damaligen Festung Braunau erschossen.

Das Bronzedenkmal, entworfen vom Münchener
Bildhauer Konrad Knoll, gegossen in der
Königlichen Erzgießerei in München, stehend
auf einem Sockel aus Untersberger Marmor;
wurde am 26. September 1866 enthüllt.

Auf der rechten Seite der Tafel wird der Park selbst beschrieben:

Der Palmpark

Größe: circa 5.680 m2

Der Palmpark wurde auf dem Areal des einstigen
Bürgerspitals um das Jahr 1860 errichtet
und war ursprünglich der Gemüsegarten des Spitals.

Alte Baumbestände (Platanen, Buchen, Ahorn,
Eschen, Ulmen etc.), Hecken, Blumenbeete,
ein um 1920 gearbeiteter Trinkbrunnen, sowie das
im Jahr 1866 errichtete Palmdenkmal sind die
Gestaltungselemente dieses kleinen Stadtparks
im Ortszentrum.

Der Palmpark ist im Besitz der Stadtgemeinde
Braunau und ständig öffentlich zugänglich.

 

Im Jahre 1862, der erste Gedenkstein an der Hinrichtungsstelle von Johann Philipp Palm, wurde unter Führung von Bürgermeister Haas ein Komitee zur Gründung des Palmdenkmals errichtet. Im August desselben Jahres flossen durch einen öffentlichen Aufruf zahlreiche Mittel von deutschen Buchhändlervereinigungen, Gemeinden und auch Privatpersonen in die Stiftungskasse. Auch der bayerische König Ludwig II., dessen Untertan Palm war, spendete zur Errichtung des Denkmalssockels aus seinen Salzburger Steinbrüchen das notwendige Material.

Im Jahre 1865 lagen zwei Entwürfe zur Realisierung des Denkmals vor. Ein Entwurf stammte vom Nürnberger Kunstschuldirektors August von Kreling (1819-1876) und der zweite, für den sich König Ludwig II. entschied, stammte von dem Münchener Bildhauer Konrad Knoll (1829-1899). Die geschätzten Kosten für das Denkmal beliefen sich auf rund 7.000 Fl. Das Komitee hatte zu jenen Zeitpunkt jedoch erst 5.700 Fl. gesammelt. So beantragte man beim bayerischen Staat die Durchführung einer Effektenlotterie, dessen Erlöse allesamt dem Komitee zuflossen.

Das rund 2,5 Meter hohe Denkmal wurde in der Königlichen Erzgießerei in München gefertigt und steht auf einem Piedestal in gleicher Höhe. Der Sockel wurde vom Salzburger Steinmetzmeister Braun aus rötlich gelben Untersberger Marmor in schöner Zeichnung fertiggestellt.

Im Jahre 1866 wurde das Denkmal auf dem ehemaligen Spitalplatz eingeweiht.

V. Palm-Kerker

Nach seiner Ankunft in der Festungsstadt Braunau am Inn wurde Johann Philipp Palm in den dortigen Kerzer gebracht, wo er sich vom 23. bis 26.08.1806 aufhielt. Der Kerzer befand sich seinerzeit in der Schörgengasse, die heutige Adresse lautet Poststallgasse 6. Am Haus wurde eine Gedenktafel mit der Inschrift »Kerker des auf Befehl Napoeléons bei Braunau am Inn am 26. Aug. 1806 erschossenen Nürnberger Buchhändlers Joh. Ph. Palm.«

Der Raum, in dem Palm vor einem französischen Militärgericht angeklagt und schließlich zum Tode verurteilt wurde, befand sich im Hinterhaus des Hotels Post. Heute existiert dieser Raum nicht mehr.

[Kerker]

VI. Das Grab Palms

Johann Philipp Palm fand auf dem Friedhof von Braunau am Inn seine letzte Ruhestätte. Noch heute pflegt die Stadt Braunau sein Grab.

Unmittelbar nach der Hinrichtung Palms veranlasste der Braunauer Totengräber Tschauner die Beisetzung des Leichnams auf dem örtlichen Friedhof, obwohl der französische Festungskommandant angeordnet hatte, dass die Leiche in ungeheiligter Erde direkt am Richtplatz verscharrt werden solle.

Erst im Jahre 1822 - rund sieben Jahre nach Ende der Herrschaft Kaiser Napoléons - ließen die Kinder des Buchhändlers einen Grabstein aus rotem Marmor mit der Inschrift 

Dem besten, zärtlichsten Vater, dem am 26. August 1806 schuldlos geopferten Bürger und Buchhändler Johann Philipp Palm aus Nürnberg im 41. Jahre seines Alters von seinen drei trauernden Kindern Anna Maria Palm, Johann Philipp Palm, Anna rSophia Palm.

erreichten.

Blidnachweise:

Die Bilder des Palm-Grabes wurden freundlicherweise durch die Stadt Braunau zur Verfügung gestellt während alle anderen Bilder durch den Verfasser das Artikels bereitgestellt wurden.


Letzte Änderung der Seite: 20. 04. 2021 - 04:04