Die Franzosen auf Norderney

Der Bau der Napoléonschanze.

Als im Oktober 1806 der französische Kaiser Napoléon I. in Berlin die Kontinentalsperre ausrief, beabsichtigte er die englische Wirtschaft zu schwächen. Durch die entsprechende Weisung des Kaisers wurde der Handel und die Einfuhr englischer Waren innerhalb Frankreichs und des französischen Einflussgebietes verboten.

Doch in den folgenden Jahren zeigte sich, das die von Napoléon angestrebte Wirkung nicht eintrat, vielmehr etablierten sich an der Nord- und Ostseeküste der Schmuggel. So entschloss sich der Kaiser im Jahre 1810 weite Teile des norddeutschen Raumes aus ihren bisherigen Herrschaftsstrukturen – überwiegend dem Königreich Westphalen – auszugliedern und in den französischen Staat einzubinden.

Auch für die kleine ostfriesische Insel Norderney hatte diese Politik Auswirkungen. War Norderney im Jahre 1797 noch zum Seebad durch die ostfriesische Regierung bestimmt worden, fiel es durch den Tilsiter Friedensvertrag des Jahres 1807 an das Königreich Holland. Im gleichen Jahr besetzten die Engländer die seit dem Jahre 1714 in dänischen Besitz befindliche Insel Helgoland, was für die nächsten Jahre auch für die Bewohner von Norderney eine wirtschaftliche Bedeutung haben sollte.

Doch die traditionell bestehenden Transportaufträge für die großen Handelshäuser in Amsterdam, Bremen oder Emden waren nicht mehr so lukrativ bzw. brachen auf Grund der Kontinentalsperre weg. So gehörten zu den Hauptgütern, die die Insulaner im Auftrag dieser Handelshäuser transportierten beispielsweise Tabak und Tee. Auch die Fischerei war für die Seefahrer der kleinen Nordseeinsel nicht mehr so lukrativ. Durch die kriegsbedingen Einschnitte kam auch das seit wenigen Jahren betriebene Geschäft mit den Badegästen ganz zum Erliegen. Dies sollte sich erst in den 1820er Jahren wieder erholen.

Aus diesem Grunde entschieden sich immer mehr Seeleute dazu, englische Waren von Helgoland nach Norderney oder an die deutsche Nordseeküste zu verschiffen. Die von den Niederländern oder dem Königreich Westphalen eingeleiteten Gegenmaßnahmen blieben jedoch erfolglos. So entschloss sich der französische Kaiser Napoléon im Jahre 1810 die europäische Landkarte nochmals neu zu gestalten. So nahm er Teile des Königreichs Westphalen sowie Hollands und gliederte diese nach Frankreich ein.

Als Teil Frankreichs wurde auf der strategisch wichtigen Nordseeinsel auch eine Besatzung von 300 Mann stationiert. Gleichzeitige entschloss man sich, auch eine kleine Festungsanlage in Strandnähe zu errichten. So wurde eine Schafswiese, etwa 50 Meter vom Strand entfernt, in Besitz genommen und eine Schanze angelegt. An deren Ausläufern standen jeweils zwei Kanonen, die zum einen auf die See ausgerichtet waren aber auch auf das Wattenmeer in Richtung Festland. So konnte die französische Besatzung zum einen eine englische Invasion – die man fürchtete – aber auch Schmuggler abwehren. In jener Zeit kam es oft zu Beschießungen englischer Schiffe.

Für die Bewohner Norderneys bedeutete die französische Besatzung erhebliche Veränderungen. So gelang es der militärischen Besatzung den Schmuggel mit englischen Waren einzuschränken. Gleichzeitig wurden die Boote der Insulaner von den Franzosen beschlagnahmt um Material und Soldaten vom Festland zur Insel Norderney zu bringen. Aber auch die Verbindung zu den Nachbarinseln musste aufrecht erhalten werden.

Erst durch den Abzug der französischen Besatzung endete im Oktober 1813 die Besetzung der Insel. Im folgenden Jahr wurde auch wieder der Badebetrieb auf der Insel aufgenommen. So kam in den 1820er Jahren der Schriftsteller Heinrich Heine als Badegast auf die kleine Nordseeinsel.

Als bleibendes Erinnerungsstück an jene Zeit ist die Napoleonschanze heute noch erhalten. Inzwischen liegt diese jedoch gut 200 Meter landeinwärts. In den 1820er Jahren wurd daraus der heute noch existierende Kurpark für die Badegäste der Insel erhalten.


Letzte Änderung der Seite: 06. 03. 2021 - 00:03