Die Belagerung von Cosel 1807

von Dr. Frank Bauer

Die Einschließung Cosels bis zum 28.01.1807

Zu ersten Gefechten kam es nach der Übergabe von Brieg. Am 18.01.1807 erhielt der bayerische General Deroy von Jérôme den Befehl, mit seiner Division Cosel zu nehmen. Mit 6.000 Mann und 30 Geschützen rückte er über Dambrau und Proskau vor. Sein rechter Flügel wurde von der Kavalleriebrigade Mezanelli und den leichten Bataillonen Braun und Taxis gebildet. Die Hauptmacht bestand aus dem 5. und 10. bayerischen Linienregiment, dem 2. Bataillon des 4. Regiments und 3 Eskadrons Cheveauxlegers. Das 1. Bataillon des 4. Regiments folgte erst einige Tage später. Der linke Flügel unter Generalmajor von Siebein rückte auf dem rechten Oderufer vor und bestand aus dem 1. Leibinfanterieregiment, 2 Eskadrons des 1. Dragonerregiments und der Batterie Petnos.

Mezanelli mit seiner Kavalleriebrigade sowie zwei leichte Bataillone und einige Geschütze wurden vorerst zur Beobachtung von Neiße nach Oberglogau gesandt.

Am 22.01.1807 erfuhr die Bevölkerung von Cosel vom Heranrücken der Feinde. Am 23.01.1807, einem Freitag, erblickte man gegen 09:00 Uhr die ersten Feinde, die von Comorno her nach Wiegschütz, Reinschdorf und Kobelwitz marschierten. Auf dem rechten Oderufer erschienen sie gegen Mittag bei Klodnitz. Sobald man sie erblickte, begannen die Geschütze der Festung zu feuern. Man erzielte zwar einige Wirkung, konnte aber den Aufmarsch nicht ernsthaft behindern. Oberst von Neumann musste aber feststellen, wie wenig er sich auf seine Truppen verlassen konnte, 4 Mann war es gelungen, zu desertieren.

Deroy hatte sein Hauptquartier nach Comorno,  von Siebein nach Januschkowitz verlegt. Am 24.01.1807 um 10.00 Uhr erschien der bayerische Generalmajor v. Raglowich vor der Festung und verlangte den Kommandanten zu sprechen. Er wurde mit verbundenen Augen durch den Gouvernementsadjutanten v. Neumann, den Sohn des Kommandanten, zum Oberst gebracht. Dort wurde er von diesem und Ingenieurhauptmann Keibel empfangen und übergab die Aufforderung Deroys zur Kapitulation. Oberst von Neumann lehnte ab und schrieb, daß er seinem Monarchen sein Ehrenwort gegeben habe, die ihm anvertraute Festung bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen.

Die folgenden Tage verbrachte der Feind mit Erkundungen und der Errichtung von Batterien. In der Angriffslinie im Süden zwischen Kobelwitz und Reinschdorf sowie in den Linien Reinschdorf-Wiegschütz und Kobelwitz-Pogorzelletz entstanden 5 Batterien.

Die erste lag auf dem rechten Oderufer, genau in der Linie Kobelwitz-Pogorzelletz, da, wo die Oder rechtwinklig nach Nordosten abbiegt. Sie enthielt 4 Zwölfpfünder und war von der Kobelwitzer Redoute etwa 900 Meter entfernt. Die 2. Batterie entstand nördlich von Kobelwitz auf dem linken Oderufer, von der Redoute nur 450 Meter entfernt. Sie nahm 2 Zwölfpfünder, eine schwere und eine leichte Feldhaubitze auf.

Am Dembowaer Damm, ehe er bei der Statue des Hl. Nepomuk die Reinschdorfer Straße erreicht, wurde die 3. Batterie erbaut, die mit 4 Vierundzwanzigpfündern, 4 Mörsern und 2 schweren Haubitzen bestückt war. Zwei der 24pfünder sollten glühende Kugeln in die Stadt schleudern.

Die 4. und 5. Batterie befanden sich ziemlich nahe beieinander gegenüber der Wiegschützer Redoute am Rande des Odertales. Die  4. enthielt 2 Zwölfpfünder und 2 schwere Haubitzen, die 5. dann 4 Zwölfpfünder. Diese beiden Batterien wurden zuerst feuerbereit, da ein davor liegendes Erlengebüsch Sichtschutz bot, so daß auch am Tag gearbeitet werden konnte.

Als die Belagerer erkannten, von welcher Seite ein Angriff drohte, taten sie alles, um die Vorbereitungen des Feindes zu erschweren und aufzuhalten. Patrouillen wurden entsandt, in der Nacht warf man Leuchtkugeln, vor allem aber wurde ein heftiges Feuer nach den Batteriestellungen gerichtet. Man konnte die Arbeiten aber nur verzögern. Einen größeren Erfolg errang nur die Besatzung des Forts Friedrich Wilhelm, der es gelang, die Häuser von Klodnitz, in denen sich der Feind festsetzen wollte, niederzubrennen. Bei diesem Ausfall entdeckte man auch, daß die Belagerer bei der ersten Kanalschleuse Schanzen aufwarfen.

Die Januartage 1807 waren sehr kalt. Nur mit Mühe gelang es, die Gräben eisfrei zu halten, da auch hierfür Leute fehlten. Über 400 Bauern waren zwar hierzu gewaltsam zurückgehalten worden, aber 800 hätte man gebraucht. Diese »Eisbauern« mußten zudem scharf bewacht werden, da sie bei jeder Gelegenheit zu desertieren versuchten. Von der Besatzung waren bis zum 28.01.1807 noch weitere 22 Mann desertiert – 11 Infanteristen, 7 unberittene und 4 berittene Kavalleristen. 

Zur Erkundung der Arbeiten der Belagerer bei der Kanalschleuse und um ihnen die Möglichkeit zu entreißen, sich in dem Waliczekschen Vorwerk, südlich von der Mündung des Kanals in die Oder, festzusetzen, wurde am 28.01.1807 früh 7 Uhr ein Ausfall gemacht. 100 Mann unter Hauptmann von Brixen vom Regiment von Pelchrzim gingen vor. Es gelang, das Vorwerk in Brand zu stecken und zu erkennen, daß der Feind hinter dem Kanal einen Beobachtungsposten in den Damm eingegraben hatte. Die Bayern versuchten den Rückzug der Preußen abzuschneiden, wurden aber durch das Feuer der Adlerschanze und des Forts Friedrich Wilhelm daran gehindert. Die Preußen verloren 1 Offizier und 3 Mann, der Feind 1 Offizier und 6 Mann.

Das Fort Friedrich Wilhelm wurde jetzt noch mit 50 Mann zusätzlich verstärkt. Die Wiegschützer und Kobelwitzer Redoute, die Reinschdorfer Bastion und die Saillants Wilhelm und Heinrich erhielten zusätzliche Geschütze.

Um dieselbe Zeit zerstörten die Feinde die Wasserleitung, die von Reinschdorf gutes Trinkwasser bis auf den Platz hinter den Kasernen bei der Garnisonkirche führte. Zum Glück hatte der Kommandant drei Jahre zuvor sechs Brunnen in der Stadt graben lassen, die genügend Trinkwasser enthielten.

Die feindlichen Vorarbeiten näherten sich jetzt ihrem Ende. Laufgräben und Parallelen waren hergestellt, die einzelnen Batterien untereinander verbunden. Außerdem waren noch einige Geschütze an der Klodnitzer Mühle aufgestellt worden. In der Nacht vom 3. zum 04.02.1807 wurden die Batterien armiert und alles zur Beschießung der Festung fertig gemacht. Bis zu diesem Tag waren weitere 99 Mann der Besatzung desertiert.


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