Aufklärung und Revolutionsbegeisterung

von Dr. Jörg Schweigard

Die Studenten unmittelbar vor Ankunft der Franzosen

Am Verhalten der Studenten im Oktober 1792, kurz vor Einzug der Franzosen in Mainz, lässt sich ebenfalls deutlich ablesen, wem ihre Sympathien gehörten.

Als die Franzosen näher rückten, versuchten die Statthalter zu verhindern, dass einige Revolutionsanhänger den Franzosen Informationen über den erbärmlichen militärischen Zustand der Festung übermittelten. Unter dem Vorwurf der Spionagetätigkeit nahm am 16. Oktober die Polizei den Jurastudenten Georg Adam Ogg fest, in dessen gepackten Koffer sich Grundrisszeichnungen der Festung befanden. Der Student war der Behörde zuvor als »eifriger Demokrat« und Gegner der Monarchie bekannt geworden.

Die Mainzer Studenten zeigten unverhohlen ihre Freude über die bevorstehende Ankunft französischer Truppen in Mainz und trugen öffentlich Revolutionskokarden. Als schließlich die so genannten »Neufranken« vor den Toren der Stadt erschienen, erwarteten einige junge Mainzer Studenten bereits enthusiastisch die Übergabe der Stadt.

Dieser Enthusiasmus, der verbunden mit dem Wunsch nach politischen Veränderungen war,  lässt bereits erahnen, weshalb der Anteil der jungen Studenten an den politisch Aktiven in der Folge vergleichsweise hoch war.

Das studentischen Gründungsmitglied des Jakobinerklubs Johann Dominik Meuth begründete seine Parteinahme folgendermaßen:

»Ich wollte nicht müßiger Zuschauer bleiben, und das höchste Glück, das für mich zu denken fähig war, bestand in dem mir zu erwerbenden Bewusstsein, der guten Sache, wie man sich ausdrückte, Proselyten [Konvertierte, Gleichgesinnte] gemacht zu haben.«

Der Student Friedrich Lehne sah im nachhinein seine politische Entscheidung für den Klubbeitritt und die politische Umgestaltung als logische Folge seiner philosophisch-politischen Haltung: »Ich erklärte mich sofort für die Sache der Freiheit, denn die Philosophie hat mich gelehrt, sie höher zu schätzen als meine Privatinteressen.« Lehne formulierte hier sein Ziel in Anlehnung an Rousseau als Zurückgewinnung der »Freiheit«, die durch Zurückstellung der Partikularinteressen gelingen sollte.
 


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