Das Eiserne Kreuz für Friedrich Ludwig Jahn

Friedrich Ludwig Jahn ist uns heute noch immer ein Begriff als »Turnvater Jahn«. Aber er war nicht nur Begründer der preußisch-deutschen Turnbewegung, sondern auch unter Adolf Freiherrn von Lützow einer der ersten Angehörigen des Lützowschen Freicorps im Frühjahr 1813.

So stand Jahn, im Range eines Premierleutnants, nach der Wiederaufnahme der Kampfhandlungen im August 1813 an der Spitze des 3. Bataillons des Königlich preußischen Freikorps. Das Bataillon lag bis zum 18.08.1813 zunächst bei Stecknitz. Nachdem Lauenburg am 19.08.1813 von den Franzosen erobert wurde deckte Jahn mit seiner Truppe den Rückzug. Am 04.09.1813 brach das Regiment von Gresse über Wittenburg ,Zarrentin und Gudow auf. Über die Kampfhandlungen, die am Nachmittag ausbrachen, schrieb der Bataillionschef in seinem Gefechtsbericht vom 25.09.1813 folgendes:

Die Reiterei war durch Gudow gesprengt und hielt auf den Höhen, wo die Straßen nach dem Wasserkrug und dem Drüsen gehen.Sie deckte die linke Flanke und das Geschütz. Die 5. Kompanie und das Detachment von Reiche umging den Feind an der linken Flanke. 4 Schützenkompanien erhielten den Befehl schnellstens und auf geraden Wege nach Mölln vorzurücken. Dies geschah so schnell, daß Sie noch die letzten französischen Tiralleure abschnitten. Die Schüsse der französischen Artillerie gingen über alle Köpfe hinweg. Einbrechend in die französische Artillerie zogen sich die Franzosen eiligst zurück. Sie verließen selbst die günstigsten Stellungen und zogen sich über den schmalen Paß, zwischen den beiden Seen (Lütauer und Drüsensee), über den Bach hinweg in einen Buchenwald zurück.

Die Lützower Tiralleure drangen über den Bach vor, durch die Hohlwege des Drüsen, bis in das offene Feld vor Mölln. Inzwischen hatte der Feind frische Truppen in Stellung gebracht und versuchte von der Seite des See`s (Lütauer See) wieder in den Drüsen einzudringen, wobei sich hier die heftigsten Gefechte ergaben. Leutnant Fritze rückte mit einer Haubitze vor und trieb den Feind mit bedeutendem Verlust in den Waldsaum am See hinunter. Eine feindliche französische Kolonne, die auf Lützower Tiralleure des rechten Flügels im Sturmschritt andrang, von der Staße des Wasserkruges her und unter der Gefahr über Schmilau umgangen zu werden, zogen sich die Lützower langsam zurück. Eine Kompanie deckte abwechselnd die Andere. Man bezog wieder Stellung hinter den Littauer Bach, der Feind wagte es nicht nachzueilen. Die Lützower schlugen das Biwak zwischen Gudow und Drüsen auf, ohne Nachts behelligt zu werden.

Zu beklagen waren nach dem Gefecht: 9 Tote, 6 Vermißte,und 18 Verwundete.

Am folgenden Tage versuche der Feind von Mölln aus die Flanke zu umgehen. Sein Vorhaben wurde durch Mut und Schnelligkeit vereitelt. Während die 5. Kompanie, die Tiroler Jäger und Reichschen Jäger die Franzosen mit Tirailleurfeuer eindeckten, besetzten die 4 Schützenkompanien Gudow im Sturmschritt. Sie stellten sich so auf ,das sie die rechte Flanke des Feindes bedrohten und die Straße nach Zarrentin und Büchen behaupteten. Nach einem 5 stündigen Gefecht trat der Feind den Rückzug nach Mölln an und zog sich in seine Stellungen am rechten Ufer der Stecknitz zurück.

Für seinen persönlichen Mut wurde Friedrich Ludwig Jahn in die Liste der berechtigten Offiziere des 25. Infanterieregiements, dem Nachfolgeregiment der Infanterie des Königlich preußischen Freikorps von Lützow, aufgenommen. Bereits am 30.08.1815 erhielt Premierleutnant Jahn sein Entlassungspatent und trat als Professor in den Zivilstand. Durch diese Benennung erwarb er sich den Anspruch auf das Eiserne Kreuz in der Erbfolge. Die auf einer solchen Liste aufgeführten Personen hatten somit den Anspruch erworben das Eiserne Kreuz im Wege der Erbfolge zu erhalten. König Friedrich Wilhelm III. hatte sich nach dem Ende der Kampfhandlungen im Jahre 1814 entschieden, das keine weiteren Verleihungen des Eisernen Kreuzes mehr zu gewähren seinen und weitere Anwärter diese Auszeichnung nur im Rahmen der Erbfolge erhalten konnten. Diese für die preußische Militärgeschichte ungewöhnliche Verleihungsform setzte somit den Tod eines Ausgezeichneten des eigenen Regiments voraus ehe ein Anwärter im Rahmen der Erbfolge mit dem Orden ausgezeichnet werden konnte.

Im Jahre 1825 verwirkte sich doch Jahns Anspruch auf Grund höchster Intervention. Friedrich Wilhelm III. erklärte in einer könilglichen Kabinetts-Ordré vom 27.10.1825 das Jahn »für jetzt des Eisernen Kreuzes nicht würdig« sei. Die allerhöchste Verweigerung erfolgte auf Grund der politischen AKtivitäten Friedrich Ludwig Jahns. Er saß einige Jahre zuvor eine Gefängnisstrafe wegen Hochverrats ab.

Im Jahre 1839 verfügte der alternde König, dass die Verleihung des Eisernen Kreuzes in Erbfolge nun an all diejenigen ausgegeben werden sollte, die das Ordenszeichnen noch nicht im Wege der Erbfolge erhalten hatten. Doch der ehemalige Offizier des Lützowschen Freikorps gehörte nicht zu den Ausgezeichneten.

Erst am 07.12.1840 verwarf, der alte König Friedrich Wilhelm III. war im Juni 1840 gestorben, der neue preußische König Friedrich Wilhelm IV. alle Bedenken gegen die Verleihung des Eisernen Kreuzes an den ehenmaligen Demagogen und Turner Friedrich Ludwig Jahn. So erhielt Jahn die Auszeichnung 27 Jahre nach seiner ruhmvollen Waffentat in den Befreiungskriegen.

Über die Jahre hat sich jedoch die Legende verbreitet, dass Jahn das Eiserne Kreuz durch den jungen Friedrich Wilhelm IV. verliehen wurde. Dies ist jedoch falsch, da alle Verleihungen zwischen 1814 und 1839 auf Grund der Bestimmungen zur Vererbung des Eisernen Kreuzes erfolgten. Friedrich Wilhelm IV. lehnte es ab, darüber hinausgehende Verleihungen des Ordens vorzunehmen.


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