August Neidhardt von Gneisenau an Friedrich Herbert Ernst von Münster

vom 01.03.1813.

Kolberg, den 1. März 1813.

Abermals sende ich meinen vorigen Briefen an Ew. Exzellenz diesen nach, um Sie um der guten Sache willen zu ersuchen, bei den britischen Ministern zu bewirken, daß 4-5 000 gezogene Büchsen hierher gesendet werden. Der Zulauf der jungen Leute, die sich den Jägerkompanien einverleiben, ist sehr groß, allein es fehlt schon jetzt an Büchsen für selbige. Desgleichen ist ein Mangel an Kavallerieausrüstungsgegenständen, Sättel, Säbel, Pistolen und Karabiner. An Pferden fehlt es nicht und die Besitzer derselben sind von dem besten Willen, selbige herzugeben. Aber der Mangel genannter Gegenstände verhindert die schnelle Bildung der Kavallerie, die uns doch so nützlich wäre, da die Franzosen mit dieser Waffe fast gar nicht versehen sind. Möchten daher Ew. Exzellenz den Blick des Regenten auf dieses Bedürfnis richten.

Die Universitäten sind auseinandergegangen, die jungen Leute derselben treten unter die Waffen. Die Akademie von Liegnitz ist geschlossen, die oberen Klassen der Gymnasien sind verlassen. Sogar die Universität von Göttingen und andere Universitäten Deutschlands liefern uns Rekruten. Der Geist ist vortrefflich, aber kein Geist vorhanden, um diesen Enthusiasmus zu benutzen und zu steigern. Ich habe sehr bitter nach Hofe hierüber geschrieben. Ein solcher Ton wird meine Rückkunft nicht willkommen machen. Schandenhalber wird man mich indessen doch zu Gnaden annehmen. Aber wenn sich diese Menschen nicht bald erklären, so halte ich mich meiner Pflichten für entbunden und sage mich los, um einem Herrn zu dienen, der meine Bemühungen und die gute Sache würdigt und unterstützt.

Gott erhalte Sie zum besten unserer heiligen Sache.

Quelle:
Gneisenau, Neidhardt von: Briefe 1813


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