Vorgestellt wird die Garderobe der modebewussten Königin Luise (1776–1810), der Gemahlin des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. Angefangen mit prachtvollen Tages- und Abendkleidern über sportive Reitkostüme, seidene Hüte und bunte Kaschmirschals wird bis zur geheimnisvollen Kinnbinde und kostbaren Schmuckstücken aus dem Besitz der Königin ein Modepanorama der Zeit entworfen.
Die Ausstellung wurde ermöglicht, dank der großzügigen Unterstützung durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam. Friedrich-Wilhelm von Rauch, Geschäftsführer der Ostdeutschen Sparkassenstiftung sagte: "Die Stiftung hat eine Herzkammer für den ländlichen Raum. Gemeinsam mit der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam haben wir uns gerne und aus voller Überzeugung dafür stark gemacht, dass in Paretz anlässlich der Luisenausstellung Zeugnisse von außergewöhnlichem Rang zu sehen sind, die die Attraktivität des so besuchenswerten Havellandes noch einmal erhöhen."
Ernst Dienst, Vorstandsmitglied Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam (MBS), ergänzte: "Die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam engagiert sich in Ihrem Geschäftsgebiet, das reich ist an Geschichte und Geschichten – insbesondere der preußischen –, natürlich immer dort speziell und besonders gern, wenn diese kulturelle und regionale Vielfalt den Bewohnern und Gästen des Landes Brandenburg erlebbar näher gebracht werden kann. Die Ausstellung 'Luise. Die Kleider der Königin.' in der ehemaligen Sommerresidenz Friedrich Wilhelms III. und seiner noch heute populären Gemahlin Luise wird die Besucher begeistern. Mode, Schmuck und Accessoires am preußischen Hof um 1800, ein im Sinne des Wortes brillanter Bestandteil der Geschichte und ein Thema, das an Aktualität keineswegs verloren hat."
Erstmals ausgewertete Quellen, darunter das Mitgift- und das Nachlassinventar Luises, legen Zeugnis ihrer großen Leidenschaft für die Mode ab. Sei es über Vermittler in Paris oder dank der Lektüre internationaler Modejournale – die preußische Herrscherin war bestens über die aktuellen Modetrends informiert und hatte eine beachtliche, reich gefüllte Schatulle zur Verfügung, aus der Lieferanten und Schneider, Hut-, Schuh- und Handschuhmacher, Seiden- und Fächerfabrikanten, kurzum: der Kleiderluxus auf hohem Niveau finanziert wurde. Mit Kleiderschenkungen von ungeheurem Wert, seien es Zobelpelze des russischen Zaren oder ein pompös in Stahl gesticktes Ballkleid als Geschenk Napoleons, wurde darüber hinaus Diplomatie betrieben und Politik gemacht.
Der Ausstellungskatalog widmet sich der Mode als einem flüchtigen Phänomen, das gerade dadurch einen hervorragenden historischen Zeitmesser darstellt. An der Mode lässt sich der Wandel des Geschmacks ablesen und über diesen der Geist einer Epoche bestimmen. Entfaltet wird ein glanzvolles Mode-Spektrum des Zeitalters, in dem sich Klassizismus und Empire ein Stelldichein geben. Die Ausstellung findet am Originalschauplatz in den königlichen Wohnräumen in Schloß Paretz statt, und macht die Faszination der Königin Luises erlebbar.
Die Aktualität des Themas
Heute ist die intensive Beschäftigung mit Fragen der Mode und der Kosmetik selbstverständlich. Die Werbung trägt in einem großen Maße dazu bei, dieses Interesse zu schärfen. Für die Zeit um 1800 kommt der Königin Luise in diesen Fragen eine Leitbildfunktion zu. Als schöne junge Frau hat sie in allen Belangen der Garderobe und der äußeren Erscheinung als Vorbild gewirkt. Die Kunst hat diese Rolle in zahlreichen Porträts inszeniert, zur Geltung gebracht und verbreitet. Die Königin hat die modebewusste Schönheit ihrer Epoche repräsentiert. Der russische Zar Alexander auf der einen und Napoleon Bonaparte auf der anderen Seite haben ihrer Grazie gehuldigt. Der Vergleich mit Lady Di als einer modernen Ikone fällt nicht schwer. Die Ausstellung wird die Rolle der populären "Schönheitskönigin" Luise nicht nur entlang der originalen Kleider und Accessoires, sondern über zahlreiche neue, für die Schau erstmals ausgewertete Quellen dokumentieren. Handgeschriebene Listen, zu Inventarbüchern gebunden, verzeichnen in preußisch-akribischer Manier sämtliche Kleider, Roben, Pelze, Chemisen und Hüte der Monarchin; Erhalten sind: das Aussteuerinventar von 1793, das Nachlassinventar von 1810, das Schatullbuch der Badereise Luises nach Bad Pyrmont und Rechnungen französischer Luxushändler.
Die Schönheitspflege – Eine Rezeptur
"Übrigens, teuerster Gemahl, ist es zehn Uhr, ich opfere für Dich Schlaf, Augen, Gesundheit und alles, nur um mit Dir zu reden, weil ich Dich-liebe. Apropos, ich habe mir was ausgedacht. Um Dich dafür zu bestrafen, daß Du Sonnabends so viel Champagner trinkst, teile ich Dir mit, daß ich mich für die ganze Zeit meines Aufenthalts in Potsdam schminken lassen werde, und wenn ich erfahre, daß Du kommenden Sonnabend auch noch soviel trinkst, werde ich es in Paretz ebenso machen.
Luise in einem Brief an König Friedrich Wilhelm III, Berlin, 25. April 1797
Die Schönheitspflege – Der Teint
"Der Zauber ihres himmlischen Gesichts, das Wohlwollen und Güte ausdrückte, die so zarten und regelmäßigen Züge, die Schönheit ihrer Gestalt, ihres Halses, ihrer Arme, die blendende Frische ihrer Hautfarbe, mit einem Wort, alles an ihr übertrifft noch das Zauberhafteste, was man sich denken kann. Sie war in tiefer Trauer, mit einer Krone von schwarzen Perlen auf dem Haupte, die, weit entfernt, nachteilig zu wirken, die blendende Weiße ihrer Hautfarbe nur noch hervorhob."
Bericht der Malerin Elisabeth Vigeé-Lebrun über eine Porträtsitzung
Die Modezeitschriften
"Die schönen Schwestern, sich ähnlich durch Geist, sanfte Tugenden und unwiderstehlichen Liebreiz, wollten heute auch gleich gekleidet sein. Beide Prinzessinnen trugen Schnürkleider von weißem Atlas, mit langen Ärmeln, unten ganz einfach, zweymal mit schwarzem Sammet-Bande garnirt, ein breites schwarzes Atlasband leicht um die sehr elegante Taille geknüpft, um die Brust eine doppelte Reihe dicht gedollter Spitzen, über diese hin fiel ganz leicht von der linken Schulter bis auf die halbe Taille eine sehr reiche Brillantkette mit einem Medaillon. Der Kopfputz eben so edel wie einfach: bestand nur aus einem Sammet-Band mit Brillanten-Blumen schräg durchs reich gelockte Haar gezogen, und zwei weiß und rosa Federn."
Journal des Luxus und der Moden, 1794
"Die Robe der Kronprinzessin war Silber Glacee ganz simpel, ohne Stickerey. Die Robe der Prinzessin Friederike war Silber Glacee, aber sehr reich gestickt. Die Roben der anderen Damen waren theils Silber- und Gold Glacee, mit dunklen Bordueren, worauf sehr reich Blumen- und Weinranken gestickt waren."
Journal des Luxus und der Moden, 1794
Zur Ausstellung ist unter dem Titel »Luise. Die Kleider der Königin« im Hirner Verlag ein 278 Seiten umfassender Begleitband erschienen, der in der Ausstellung zum Preis von 29,90 erhältlich ist. Das Buh ist ausch unter der ISBN 978-3-7774-2381-4 über den Buchhandel zum Preis von 34,90 zu beziehen.
Veranstaltungsinformation:
»Luise. Die Kleider der Königin«
vom 31.07. bis 31.10.2010 | Dienstag - Sonntag 10:00 - 18:00
Schloss Paetz
Schlossring 1 | 14669 Kelzin-Paetz
Tel.: +49 (331) 96 94-200
Email: info@spsg.de