Die SPSG kündigt Rückschnittarbeiten in der Eichenallee an

Verjüngungskur für die Lennéischen Pyramideneichen im Neuen Garten.

1790 ließ Friedrich Wilhelm II. mit Entstehung der Holländerei eine preußische Musterallee im Neuen Garten anlegen. Diese wurde mit Pyramidenpappeln bepflanzt. Aufgrund des starken Wuchses der Pappeln waren bereits nach 1860 die Proportionen zu den Häusern nicht mehr gegeben. Außerdem waren diese Bäume nicht mehr gesund, so dass sie gefällt werden mussten.

1864 ließ Peter Joseph Lenné an gleicher Stelle eine Allee mit Pyramideneichen pflanzen, die in groben Zügen heute noch erhalten ist. In den letzten Jahrzehnten wurden einige dieser Bäume ersetzt, aber die meisten dieser Eichen stammen noch aus der Entstehungszeit.
Leider haben Pyramideneichen nicht den selben schlanken Wuchs wie Pyramidenpappeln, so dass bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Kronenschnitt der Bäume begonnen werden musste.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) nimmt jährlich einen Kronenschnitt jeder dieser Pyramideneichen vor.
Trotz dieser Schnittmaßnahmen sind die Eichen durch die vielen Jahre wieder viel zu stark geworden, so dass es in diesem Jahr, wie bereits in der Vergangenheit schon mehrmals durchgeführt, eines extrem starken Rückschnitts der Äste bedarf, um einen erneuten schlanken Kronenaufbau zu erhalten. Nur durch die schlanke Form der Pyramideneichen kann das Kunstwerk der Holländerei mit der dazugehörigen Allee in Gänze erlebt werden.

Aus pflanzenphysiologischer Sicht ist der Zeitpunkt für die Kronenreduzierung im August am geeignetsten, um die Altbäume nicht zu schädigen. Im Sommer ist ein Baum wesentlich besser in der Lage, die Schnittwunden zu schließen, da er noch in der Wachstumsphase ist. Dadurch können Pilze nicht in den Baum eindringen. Gleichzeitig werden die Tiere, welche in den doch zahlreichen Höhlen den Winter verbringen, nicht in ihrer Winterruhe gestört.

Gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde der Landeshauptstadt Potsdam hat die SPSG nach Lösungen gesucht, um einen Kronenschnitt der Eichen im August 2009 zu ermöglichen. Im Ergebnis hat die SPSG eine Ausnahmegenehmigung für den Rückschnitt von Bäumen innerhalb der Vegetationsperiode gemäß § 72 Brandenburgisches Naturschutzgesetz von dem Verbot des § 34 Nr. 1 BdgNatSchG erhalten.

Um die Beeinträchtigung der Fauna so gering wie möglich zu halten, wird im unmittelbarem Vorfeld der Schnittmaßnahmen jeder Baum durch einen fachkundigen Ornithologen nach eventuell vorhandenen Nistplätzen mit aktiver Brut untersucht. Diese Bäume mit Brutgeschäft werden von den Schnittmaßnahmen ausgenommen und erst nach beendeter Nestflucht bearbeitet.

Mit der Universität Potsdam ist bereits vereinbart, dass während der Schnittmaßnahme der Pyramideneichen mehrmals Untersuchungen des Astwerkes, vor allem im oberen Kronenbereich, vorgenommen werden. Diese Untersuchungen sind notwendig, um herauszufinden, ob dort Eier von besonders interessanten Insekten zu finden sind.
Ist das der Fall, werden diese Astpartien nicht geschreddert, sondern der Universität Potsdam zu Forschungszwecken zur Verfügung gestellt.

Nach erfolgter Kronenreduzierung wird die Eichenallee im Neuen Garten zunächst einen ungewohnten Anblick bieten. Die Vitalität der Bäume ist aber so stark, dass in der nächsten Vegetationsperiode die sogenannten schlafenden Augen aktiviert werden und der Baum sich neu begrünt. An einer Eiche haben wir das bereits in diesem Jahr exemplarisch ausprobiert.

Im Herbst 2009 werden dann noch die bereits fehlenden Pyramideneichen durch Nachpflanzungen ersetzt.

Seit dem Jahr 2006 haben die Landeshauptstadt Potsdam und die SPSG für das Stadtgebiet Potsdam eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung über die Ausnahme §1 Absatz 5 Potsdamer Baumschutzverordnung und über naturschutzrechtliche Regelungen gemäß §§10 Absatz 3 Nr. 3, 32 und /2 Absatz 3 Nr. 2 Brandenburgisches Naturschutzgesetz. Die achtungsvolle Zusammenarbeit und das gegenseitige Verständnis für die Belange des Anderen haben sich in der Praxis bewährt. Wir danken der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Potsdam und dem Naturschutz-Beirat für die kooperative Zusammenarbeit, durch die solch umfangreiche Maßnahmen im Interesse der Altbäume möglich sind.

Für eventuelle Beeinträchtigungen während der Schnittmaßnahmen bitten wir die Besucher des Neuen Gartens um Verständnis.


Letzte Änderung der Seite: 16. 09. 2023 - 23:09